Die 300-Milllionen-Dollar-Lüge?

Es ist einer der Football-Filme schlechthin: „The Blind Side“. Die Geschichte, wie der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Michael Oher von der Familie Tuohy aufgenommen und unterstützt wird – und es dann in die beste Football-Liga der Welt schafft.

Millionen wurden durch die Story angerührt, Hollywood-Superstar Sandra Bullock bekam für ihre Darstellung der Mutter von Oher sogar einen Oscar.

Doch mit der einstigen Hollywood-Idylle ist es nun vorbei. So hat Oher, auf dessen Leben der Film beruht, laut ESPN Klage gegen seine angebliche Adoptivfamilie eingereicht. Zentrales Element der 14-seitigen Klageschrift ist Ohers Adoption durch die Familie Tuohy, die erfunden worden sein soll.

Blind Side als Lüge?

Stattdessen sollen Sean und Leigh Anne Tuohy den Ex-Sportler, den sie einst als High-School-Studenten bei sich aufnahmen, dazu gebracht haben, eine Vormundschaft zu unterzeichnen. Mit dieser wiederum soll das Ehepaar die Vollmacht gehabt haben, Geschäfte für Oher zu tätigen, auch nachdem dieser volljährig wurde.

Bereits in seiner Biografie I Beat the Odds: From Homelessness to The Blind Side and Beyond hatte er 2011 geschrieben, die Familie Tuohy habe ihm einst erklärt, es bestünde kein Unterschied zwischen einer Vormundschaft und einer Adoption.

Zudem soll der einstige NFL-Profi von den 20th Century Fox Studios keinen einzigen Dollar für die Verfilmung seines Lebens gesehen haben, die mehr als 300 Millionen Dollar eingespielt hat. Demnach sollen die Tuohys die Filmrechte verkauft und ordentlich abkassiert haben, ohne Oher zu beteiligen.

Klage eingereicht

Desweiteren soll Leigh Ann Tuohy, im Film gespielt von Sandra Bullock, den ehemaligen Offensive Tackle als ihren Adoptivsohn bezeichnet haben – um unter anderem ihre Stiftung und andere Projekte zu fördern.

Sandra Bullock gewann für ihre Rolle der Adoptivmutter einen Oscar (Bild: Reuters)
Sandra Bullock gewann für ihre Rolle der Adoptivmutter einen Oscar (Bild: Reuters)

„Mikes Beziehung zur Familie Tuohy begann sich zu verschlechtern, als er entdeckte, dass er in dem Film als unintelligent dargestellt wurde“, ließ Oher-Anwalt J. Gerard Stranch IV verlauten.

Und weiter: „Ihre Beziehung verschlechterte sich weiter, als er erfuhr, dass er das einzige Familienmitglied war, das keine Tantiemen aus dem Film erhielt, und sie wurde endgültig zerrüttet, als er erkannte, dass er nicht adoptiert und kein Teil der Familie war.“

Oher fordert Schadenersatz

Laut Klageschrift gab es für das Ehepaar Tuohy sowie deren leibliche Kinder jeweils 225.000 Dollar, dazu 2,5 Prozent der „festgelegten Nettoeinnahmen“. Gemäß dem Sportbusiness-Analysten Darren Rovell brachte der Film damit 4,6 Millionen Dollar ein, für jedes Familienmitglied.

Quinton Aaron, der Michael Oher im oscarprämierten Film verkörperte (Bild: Reuters)
Quinton Aaron, der Michael Oher im oscarprämierten Film verkörperte (Bild: Reuters)

Oher, der von dem Geld nichts gesehen haben will, beantragt nun die Beendigung der Vormundschaft. Dazu will er per einstweiliger Verfügung verhindern, dass seine angebliche Adoptivfamilie mit ihm weiter Geld verdient. Auch Schadenersatz wird gefordert.

Immerhin: Seine sportlichen Erfolge kann Oher niemand nehmen. 2009 wurde er von den Baltimore Ravens in Runde eins gedraftet, 2013 gewann er mit dem Team den Super Bowl.

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