Die Wundertüte der Bundesliga, die Spektakel garantiert

Borussia Mönchengladbach hat eine unruhige Saison 2022/23 hinter sich - und die neue fängt schon wieder ähnlich turbulent an.

In der Sommerpause erfolgte ein großer Umbruch: Ein neuer Trainer in Person von Gerardo Seoane übernahm die Mannschaft, nachdem Daniel Farke den sportlichen Anforderungen in der letzten Saison nicht gerecht geworden war. Der zweite Neuzugang in der Führungsriege ist Nils Schmadtke, der als Sportdirektor agiert.

Geschäftsführer Roland Virkus, der vor seinem Amtsantritt 2022 die Nachwuchsabteilung des Vereins geleitet hatte, holte den Trainer an den Niederrhein. Seoane, betonte Virkus im STAHLWERK Doppelpass auf SPORT1, sei ein Trainer, „der viel Erfahrung im Jugendbereich gesammelt und Spieler entwickelt hat“. Der Verein habe sich deshalb bewusst für ihn entschieden.

Aber nicht nur in der sportlichen Leitung gab es bei der Borussia einen großen Umbruch, auch im Kader hat sich viel verändert. Mit Lars Stindl, Jonas Hofmann, Marcus Thuram und Ramy Bensebaini verließen die Gladbacher viele erfahrene Spieler und Identifikationsfiguren. Das weiß auch Virkus: „Es sind bei uns Persönlichkeiten gegangen, das müssen wir auf mehrere Schultern verteilen. Wir müssen das als Chance sehen und nicht als Gefahr, wir müssen zu dem Weg zurückkehren, der uns stark gemacht hat.“

“Wir wollen wieder die Gladbacher DNA verkörpern“

Der Gladbach-Boss ergänzte mit Hinblick auf die Kaderstrategie der Gladbacher: „Ein Teil der Gladbacher DNA war immer auch, eigene Talente aus der Jugend zu entwickeln. Daraus ergibt sich dann auch eine neue Führungshierarchie. Vielleicht hat sich im Schatten von Lars Stindl, den wir natürlich ungern verloren, auch manch einer zuletzt deshalb nicht so gut entwickelt. (…) Dieser Weg ist auch alternativlos, das ist transparent und offen - das hat immer auch die Identifikation mit den Fans und dieser Stadt ausgemacht.“ Virkus stellte klar: „Wir wollen jeden Spieler jeden Tag besser machen.“

Zum umstrittenen Abgang von Starspieler Jonas Hofmann sagte Virkus: „Der Jonas ist ein guter Junge, ich bin ihm auch nicht böse, dass er nach Leverkusen gegangen ist. Nur das Wie hat mich ein bisschen gestört, aber da wollen wir nicht weiter drüber reden.“ Der Mittelfeldspieler war überraschend aus Gladbach weggewechselt, was bei den Fans und dem Vorstand viel Unmut hervorrief.

Ein Neuer im Gladbacher Kader ist Tomas Cvancara. Virkus äußerte sich äußerst positiv über den Tschechen: „Er bringt viele Qualitäten mit und macht sich keinen Kopf. Was mich beeindruck hat, als wir uns getroffen haben zu den Verhandlungen: Er war einen Tag vorher mit Sparta Prag noch tschechischer Meister geworden - normalerweise liegst du dann noch im Bett.“

Generell ist der Manager der Gladbacher zufrieden mit dem Ertrag auf dem Transfermarkt: „Wir haben schon gute Entscheidungen getroffen und werden das auch weiterhin.“ Gleichzeitig machte er aber klar, dass die Suche noch nicht abgeschlossen ist: „Wir beobachten den Markt, es geht bei einem Spieler auch darum, dass er nicht nur mit-, sondern auch anstatt spielen kann.“

Jedes Gladbacher Spiel eine Überraschung?

Die Elf vom Niederrhein wurde im Vorfeld der Saison als Wundertüte bezeichnet, nach den ersten beiden Pflichtspielen ist klar: Diese Bezeichnung tragen sie nicht zu Unrecht. Nach einem standesgemäßen, aber dennoch souveränen Auftritt gegen den TuS Bersenbrück in der ersten Pokalrunde (7:0), folgte am Samstag zum Saisonauftakt ein 4:4 beim FC Augsburg. Immerhin ein Punktgewinn, allerdings war das Spiel der Gladbacher nicht so überzeugend wie noch eine Woche zuvor. Ein Hinweis auf reichlich Spektakel diese Saison?

Sie kamen in Schwaben bei 44 Prozent Ballbesitz nur auf halb so viele Torschüsse (zehn) wie die Gastgeber, von denen die Fohlen dann immerhin effizient vier in Tore umwandelten. Dieser Unterschied im Spiel verwunderte den einen oder anderen Zuschauer, denn der Trainer Seoane hatte seine Startelf im Vergleich zum Pokalspiel auf nur einer Position verändert. Defensiv präsentierte sich das Team teils sehr lückenhaft und inkonsequent.

Bei der Frage der Woche stimmten über 3.500 User auf SPORT1 ab, auf welchem Platz die Gladbacher am Ende der Saison landen würden. Das Ergebnis: 17 Prozent der Stimmen sehen die Fohlen nach der Saison in Europa, 19 Prozent dagegen vermuten, dass der Abstiegskampf die Saison bestimmen wird. Die große Mehrheit der User (64 Prozent) traut der Borussia einen Platz im Bundesliga-Mittelfeld zu.

Auch SPORT1-Experte Stefan Effenberg sagte im Doppelpass: „Es wird für das Team für einen gesicherten Mittelfeld-Platz reichen - und wenn sich alle Spieler reinhauen, dann verzeihen die Fans dir auch Fehler.“

Virkus selbst sagte dazu: „Wir haben viel Potenzial, aber auch viele Baustellen. Wir habe viele junge Spieler, die Fans wollen von uns Herz sehen.“