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Springsteen und Obama beklagen in der ARD "unglaublich bizarre Lügen"

Hoher Besuch bei den ARD-"Tagesthemen", wenn auch "nur" per Videoschalte: Ingo Zamperoni befragte am Sonntagabend Barack Obama und Bruce Springsteen im Doppelinterview. Die beiden verliehen der tiefen Sorge um den sozialen Frieden in den USA Ausdruck. Ein erheiterndes Bekenntnis gab es jedoch auch.

Moderator Ingo Zamperoni (links) bat am Sonntagabend Barack Obama und Bruce Springsteen (rechts) zum Doppelinterview in den ARD-
Moderator Ingo Zamperoni (links) bat am Sonntagabend Barack Obama und Bruce Springsteen (rechts) zum Doppelinterview in den ARD-"Tagesthemen". (Bild: ARD)

Sie sind befreundet, seit sich Bruce Springsteen entschloss, den Wahlkampf von Barack Obama zu unterstützen. Heute sorgen sich der Ex-Präsident und der Rockmusiker, den seine Fans den "Boss" nennen, um den gesellschaftlichen Frieden in den USA. Seit Frühjahr betreiben sie einen gemeinsamen Podcast, am 26. Oktober erscheint ihr Buch "Renegades - Born in the USA". Grund genug, den "Tagesthemen" für ein Doppelinterview zu Verfügung zu stehen.

Moderator Ingo Zamperoni, von 2014 bis 2016 Washington-Korrespondent der ARD, hatte am Sonntagabend die Ehre, Springsteen und Obama im Dreiergespräch per Videoschalte zu befragen. An den sozialen Verwüstungen, die vier Jahre Donald Trump nicht kleiner gemacht haben, trägt Springsteen schwer, wie er zugeschaltet aus seinem Anwesen betonte: "Leider ist es in den USA inzwischen so weit gekommen, dass wir unglaublich bizarren Verschwörungstheorien und Lügen ausgeliefert sind. Diese gesellschaftliche Spaltung des Landes ist unheimlich erschreckend."

Bruce Springsteen macht sich Sorgen um die USA:
Bruce Springsteen macht sich Sorgen um die USA: "Die gesellschaftliche Spaltung des Landes ist unheimlich erschreckend." (Bild: ARD)

"Die weiße Bevölkerung hat das Gefühl, Boden zu verlieren"

Für Barack Obama zeige sich in den USA eine Entwicklung, die auch am Brexit oder "den jüngsten Wahlen in Deutschland" ablesbar sei: "Die weiße Bevölkerung, und hier speziell die weiße Arbeiterklasse, hat das Gefühl, Boden zu verlieren", so die Analyse des 44. Präsidenten der Vereinigten Staaten. Einige dieser Sorgen und Nöte seien berechtigt. Das habe mit der Globalisierung zu tun, "mit dem Schrumpfen der verarbeitenden Industrie und mit der schwindenden Kraft von Gewerkschaften in den USA".

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Was er jedoch mit seiner Politik zu vermitteln versuche, sei "zu verstehen, dass wir eben alle diese Wut und diesen Groll in uns tragen, dass wir andere Menschen misstrauisch betrachten, weil sie vielleicht nicht so aussehen wie wir oder anders beten". Daneben stünden jedoch immer auch gute Absichten. "Dieselben Menschen, die vielleicht gerade von Verschwörungstheorien begeistert sind oder mit einem Haufen Unsinn gefüttert werden, sind auch Menschen, die ihre Familien lieben, die hart arbeiten, die verantwortungsbewusst sind und sich um künftige Generationen sorgen. Die Frage ist also: Wie finden wir wieder zusammen?"

Barack Obama glaubt, die Hauptursache für die sozialen Verwerfungen in den USA, aber auch Europa erkannt zu haben:
Barack Obama glaubt, die Hauptursache für die sozialen Verwerfungen in den USA, aber auch Europa erkannt zu haben: "Die weiße Bevölkerung, und hier speziell die weiße Arbeiterklasse, hat das Gefühl, Boden zu verlieren." (Bild: ARD)

Rassismus und Polizeigewalt

Auch der Mord an George Floyd und die "Black Lives Matter"-Bewegung waren Thema des Gesprächs. Bruce Springsteen, dessen 30-jähriger Sohn gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße ging, klagte, "die Dinge ändern sich langsam, viel zu langsam. Wir machen immer einen Schritt nach vorne und ein paar Schritte zurück." Dennoch seien die USA, was Diskriminierung angeht, "ein viel gerechteres Land geworden als noch vor 20, 30 oder 40 Jahren".

Obama pflichtete der zurückhaltenden Einschätzung bei: "Ich glaube nicht, dass George Floyd ein Wendepunkt in dem Sinne war, dass plötzlich alle Rassenunterschiede und die Diskriminierung in diesem Land beseitigt wurden. Genauso wenig wie meine Wahl ein Wendepunkt war."

Neben solch ernsten Themen brachte das Doppelinterview aber auch eine erheiternde Erkenntnis hervor. Ingo Zamperoni brachte in Erfahrung, welche Songs von Bruce Springsteen Barack Obama unter der Dusche singt. "The Rising" sei "ein großartiger Titel", gab Obama zu Protokoll, "A Promised Land" ebenso. Springsteen lachte bereits herzlich über dieses Bekenntnis, als Obama noch hinzufügte: "'Im on Fire' singe ich öfter Michelle vor. Das ist ein sexy Song."

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