Stanley Tucci spricht über Krebserkrankung: "Ich hatte Angst, nie wieder etwas schmecken zu können"

Stanley Tucci litt unter Mundhöhlenkrebs. (Bild: 2023 Getty Images / Gareth Cattermole)
Stanley Tucci litt unter Mundhöhlenkrebs. (Bild: 2023 Getty Images / Gareth Cattermole)

Fünf Jahre nach seiner Krebsdiagnose spricht Hollywoodstar Stanley Tucci im Online-Interview mit dem "Spiegel" über die schwierige Krankheitsphase, in der er fast seinen Geschmacks- und Geruchssinn verloren hätte.

Er spielte in "Die Tribute von Panem", in "Der Teufel trägt Prada" und in "Whitney Houston: I Wanna Dance With Somebody": Als Hollywoodstar ist Stanley Tucci schon lange erfolgreich. In seiner Autobiografie "Taste. Mein Leben für Küche und Kamera" (seit 16. Februar im Handel erhältlich) offenbart der 62-Jährige jedoch eine weitere Leidenschaft: das Kochen. "Ich habe mich schon immer fürs Essen begeistert", erklärt Tucci in einem Interview mit "Spiegel+": "Aber meine Krebserkrankung hat sicherlich damit zu tun, dass ich mich jetzt auch beruflich damit auseinandersetze."

Die Diagnose sei ein "Wendepunkt" in seinem Leben gewesen: Im Mai 2009 starb seine erste Frau, Kate Tucci, an Brustkrebs. "Sie hatte keine Chance", erklärt Stanley Tucci: "Als ich meine Diagnose vor fünf Jahren bekam, war ich schockiert. Ich hatte aber Glück im Unglück: Es war Mundhöhlenkrebs im ersten Stadium. Es hatten sich noch keine Metastasen gebildet."

Der Vater zweier Kinder fährt fort: "Ich hatte nie Angst, zu sterben. Aber ich hatte Angst, nie wieder etwas schmecken zu können." Der Tumor sei so groß gewesen, dass die Ärzte, wenn sie ihn rausoperiert hätten, "extrem viel entfernt hätten": "Ich hätte meinen Geschmacks- und Geruchssinn verloren", erklärt Tucci. Wenn es so weit gekommen wäre, hätte er weder essen, reden, lachen noch Wein trinken können: "Ich hätte das Leben nicht mehr genießen können." Also entschied er sich gegen eine Operation und für eine Strahlen- und Chemotherapie: "Und die hat funktioniert. Auch, wenn es sehr, sehr schmerzhaft war."

"Während die die herrlichsten Dinge kochten, lebte ich von Flüssignahrung"

Der Italoamerikaner wurde über eine Sonde ernährt: "Das war wirklich ätzend. Man füllt da das Essen rein, und ständig verstopft der Schlauch. Dann spritzt das raus und macht eine riesige Sauerei." Sein Verhältnis zum Essen hätte sich dadurch verändert: "Komischerweise hatte ich das masochistische Verlangen, mir während dieser Zeit immerzu Kochshows im Fernsehen anzusehen. Während die die herrlichsten Dinge kochten, lebte ich von Flüssignahrung."

Inzwischen ist Tucci genesen und kann wieder normal essen, jedoch "nicht alles": "Nichts, was trocken oder zäh ist. Weil ich nicht genug Speichel produziere. Steak ist wirklich schwierig. Karotten gehen gar nicht. Essig ist schmerzhaft, und Rotwein leider auch." Im Moment experimentiere er viel herum, sagt er: "Ich musste lernen, mit dem, was ging, zurechtzukommen. Mich wieder mehr mit dem Essen zu beschäftigen. Und wenn man sich damit beschäftigen muss, lernt man was dazu."