Steffen Henssler: "Ich bin der unkritischste Gast von allen"

Seit zehn Jahren serviert Steffen Henssler die erfolgreiche Koch-und Spielshow "Grill den Henssler". Ende? Nicht in Sicht! Dafür brutzelt, quatscht und zofft er sich zu gerne. Im Interview zur neuen Staffel spricht Henssler über Höhen und Tiefen seiner TV-Karriere, private Essensvorlieben und Zukunftspläne.

Seit zehn Jahren serviert Steffen Henssler die erfolgreiche Koch-und Spielshow
Seit zehn Jahren serviert Steffen Henssler die erfolgreiche Koch-und Spielshow

Über seine vermeintlich anstehende Pause kann Steffen Henssler nur lachen: Gequatsche sei das gewesen. Der TV-Koch gibt sich im Gespräch wie in seinen Koch-Shows: quietschfidel, zackig und mit losem Mundwerk. Dieser Tage feiert der 51-Jährige den zehnten Geburtstag seines Bambi-prämierten Entertainment-Menüs "Grill den Henssler" (vier neue Folgen ab Sonntag, 22. Oktober, wöchentlich um 20.15 Uhr bei VOX). Das bedeutete in Summe 142 mal kochen, spielen und mit Promigästen auf der Bühne "abliefern". Hinzukommen der YouTube-Kanal "Hensslers schnelle Nummer" (seit 2020), Live-Touren, etliche TV-Formate rund ums Kochen ("Der Restauranttester", "Mälzer und Henssler liefern ab"), Kochbücher sowie eigene Restaurants.

Keine Frage: Steffen Henssler ist ein Macher. Der Wahl-Hamburger, der im Alter von neun Jahren seine Mutter verlor und zum Vater, einem Koch, in die Hansestadt zog, betont gern, dass vieles nicht planbar sei und er lieber von Tag zu Tag lebe. Einen Lottogewinn investierte er in eine Ausbildung an der California Sushi Academy und wurde "Professional Sushi Chef". Zum Fernsehen kam er 2004 im NDR an der Seite von Rainer Sass. Im Interview spricht Steffen Henssler über Meckern im Restaurant, Veganismus und Jamie Oliver.

Steffen Henssler ist in Sachen TV-Kochsendungen ein alter Hase. Unter anderem war er in der RTL-Kochshow
Steffen Henssler ist in Sachen TV-Kochsendungen ein alter Hase. Unter anderem war er in der RTL-Kochshow

 

Eine verletzte Hand kann Henssler nicht bremsen

teleschau: Sie servieren seit zehn Jahren eine sehr erfolgreiche Kochshow, bunt wie ein flambiertes Fruchtsorbet - was ist Ihr Fazit nach dieser Zeit?

Steffen Henssler: Erstmal finde ich es unglaublich, dass die Show überhaupt so lange in der heutigen Fernsehwelt überlebt hat, dass sich so ein Format auf einem Privatsender so lange halten kann. Es ist nach wie vor manchmal eine Überraschungstüte, auch für mich. Ich glaube, das macht es so langlebig und für den Zuschauer so sehenswert, dass er immer wieder zu uns findet. Es ist sicher eine der letzten großen Shows, die es gibt, die ein bisschen "Wetten, dass .. ?"-Charakter hat, natürlich auf dem Niveau von VOX. Einfach eine wunderbare Sendung, die gut funktioniert.

teleschau: Was war Ihr persönliches Highlight in den letzten zehn Jahren?

Henssler: Was mir auf jeden Fall in Erinnerung geblieben ist, ist, als ich das allererste Mal alle Spiele und alle Kochgänge gewonnen habe, was mir damals immer sehr wichtig war. Da hatte ich mich in der Hauptgang-Runde sehr stark verletzt und machte trotz blutender Hand einfach weiter. Das Team wollte eigentlich abbrechen, aber ich sagte nee, wir machen weiter. Danach musste ich ins Krankenhaus und wurde genäht. Das war natürlich ein herausragendes Erlebnis (lacht).

Steffen Henssler liebt die Einfachheit der italienischen Küche. Dabei ist er diplomierter Sushi-Chef. (Bild: RTL / Basti Sevastos)
Steffen Henssler liebt die Einfachheit der italienischen Küche. Dabei ist er diplomierter Sushi-Chef. (Bild: RTL / Basti Sevastos)

 

"Ein Politiker wäre spannend"

teleschau: Wer war in all den Jahren Ihr Lieblings-Promi-Gast?

Henssler: Ich freue mich, wenn Detlef Steves da ist, weil wir von Anfang an immer geile Battles hatten. Mario Barth hat sich als starker Gegner herausgestellt. Oliver Pocher ist einer meiner absoluten Lieblingsgäste, weil der jedes Mal, wenn er bei uns ist, so abliefert. Er ist einfach ein Geschenk für diese Sendung. Es sind meistens die Comedians, die in der Sendung richtig Gas geben. Auch Paul Panzer, der es in der Sendung wirklich laufen lässt.

teleschau: Viele waren immer wieder da, Spitzenreiter Detlev Steves ganze 18 Mal. Wen hätten Sie denn gern mal dabei?

Henssler: Das ist schwierig, weil es tatsächlich schon so viele waren. Ein Politiker wäre spannend, aber die gehen nicht in eine Unterhaltungsshow. Und Udo Lindenberg, aber der ist zu alt und hat keinen Bock auf Kochen. Wir merken natürlich, dass diese Coach-Geschichten gut funktionieren, und es kann sein, dass ich öfter gegen meine Kollegen antrete.

teleschau: Sie sagten kürzlich, Sie wollten sich erstmal eine Auszeit nehmen. Haben Sie besondere Pläne?

Henssler: Gar nicht. Das ist nur aufgebauscht worden. Es war nur eine Spielerei in der Sendung, weil ich mit Laura (Wontorra, d. Red.) am Quatschen war, aber man muss nicht alles für bare Münze nehmen. Keine Ahnung, warum das so einen Hype gegeben hat. Es kommt ein neues Kochbuch raus, ich habe genug zu tun. Das war's. Es gibt keine Pause.

Von den Duellen seiner Show
Von den Duellen seiner Show

 

"Italienische Küche ist mein Favorit"

teleschau: Was essen Sie selbst am liebsten? Jeder weiß natürlich, dass Sie Sushi mögen ...

Henssler: Italienische Küche ist immer mein Favorit. Wenn ich essen gehe, gehe ich fast immer zum Italiener und nehme dann zu 90 Prozent Caprese, denn ich bin ein ziemlicher Mozzarella-Fan. Die Einfachheit der italienischen Küche ist immer wieder schön. Einfach ein bisschen Säure, bisschen Parmesan, find ich super.

teleschau: Und als Kind?

Henssler: Meine Oma war eine sehr gute Köchin. Ich habe meine Kindheit überwiegend bei ihr verbracht und sie hat Nudelsuppen und viel mit Kartoffeln, Braten, Nudelsalate, die ganzen Klassiker gemacht, und davon bin ich ein großer Fan.

Abwarten und Tee trinken ist nicht unbedingt Steffen Hensslers (
Abwarten und Tee trinken ist nicht unbedingt Steffen Hensslers (

 

"Essengehen ist eine meiner größten Leidenschaften"

teleschau: Sind Sie jemand, der in Restaurants gern meckert, oder können Sie es gut aushalten, wenn Ihnen jemand etwas auf den Tisch stellt, das Sie selbst anders zubereitet hätten?

Henssler: Das kann ich sehr gut aushalten. Essengehen, vor allem mittags, ist eine meiner größten Leidenschaften, weil ich keine Lust habe, selber zu kochen. Ich bin der unkritischste Gast von allen und froh, wenn ich mich hinsetzen und in Ruhe essen kann. Da habe ich nicht den Anspruch, jedes Gericht zu korrigieren oder mir Gedanken zu machen, wie es gekocht wurde oder was man besser machen könnte. Ich bin wirklich ein Gast, den man sich wünschen kann, weil ich mich einfach hinsetze, esse und gehe (lacht).

teleschau: Auch in Ihren eigenen Restaurants?

Henssler: Absolut. Ich war in der letzten Zeit sehr oft im "Ono", weil wir da ein neues Team haben.

teleschau: In Kochshows werden die Köche oft mit irgendwelchen Zutaten konfrontiert und immer fällt ihnen etwas Fantastisches ein. Wenn ich Ihnen jetzt drei Zutaten aus meiner Biokiste von dieser Woche nenne, zaubern Sie mir ein Rezept aus dem Hut? Es waren unter anderem Shiitakepilze, Tomaten und Pastinake.

Henssler: (lacht) Klar, das ist ja meine Aufgabe. Tomaten und Shiitake sind super Freunde. Aus den Pastinaken würde man im Zweifel ein Püree machen, also weich kochen und unter ein Kartoffelpüree mit Butter mischen. Shiitakepilze brät man sehr lange, bis sie hart sind, dann nimmt man sie aus der Pfanne raus, dafür kommt die kleingeschnittene Tomate rein. Und dann mariniert man diese gebratenen Pilze sozusagen mit den Tomaten, dazu ein bisschen Zwiebel, bisschen Säure und Olivenöl, dass es wie eine Salsa ist. Das machst du auf die lauwarme Pastinake drauf und dann schmeckt das schon.

Mit Moderatorin Laura Wontorra gab es in der letzten Staffel von
Mit Moderatorin Laura Wontorra gab es in der letzten Staffel von

 

Es darf auch vegetarisch sein

teleschau: Einmal haben Sie den Juroren in der Show nur eine Knoblauchzehe serviert, weil Sie mit den vorgegebenen Zutaten, zu denen unter anderem kalte Pizza gehörte, nicht zufrieden waren. War das Ihr persönlicher Tiefpunkt?

Henssler: Ich habe ja nicht ohne Grund nur eine Knoblauchzehe serviert. Ich war mit den Zutaten nicht einverstanden und hatte keinen Bock, daraus etwas zu kochen, und dann habe ich einfach nichts hingelegt. Es gab 2017 mal eine Phase, in der ich gesagt habe, ich höre erstmal auf, weil ich die Show ein bisschen überhatte. Aber an dem Punkt bin ich jetzt nicht mehr. Mir macht die Sendung Spaß, auch wenn es immer mal Knatsch gibt. In der letzten Staffel habe ich mich ja auch einmal lautstark beschwert über die Jury. Das ist schon ernst und alle wissen dann, so läuft es nicht weiter (lacht). Aber es ist eine Unterhaltungssendung. Einen richtigen Tiefpunkt gibt es da nicht.

teleschau: Sie haben mehrere Grillrestaurants, die Sendung heißt "Grill den Henssler", da geht es praktisch immer um Fleisch. Was halten Sie persönlich von vegetarischem oder veganem Essen?

Henssler: Das ist völlig in Ordnung. Nur ist es in den Medien immer größer als in den Restaurants. Es gibt ja immer eine Medienwahrheit und eine Wahrheit, die sich am Ende des Tages in Restaurants wiederfindet. Es wird genommen, wird gegessen, aber es ist tatsächlich im niedrigen Prozentbereich. Man muss es anbieten, es ist ja auch absolut gerechtfertigt, dass Leute sich verschieden ernähren wollen. Im privaten Bereich esse ich auch oft vegetarisch.

Das Erfolgsrezept von
Das Erfolgsrezept von

 

Langzeitlebenspläne höchstens auf Sparflamme

teleschau: Apropos privater Bereich: Wer kocht bei Ihnen zu Hause?

Henssler: Meistens ich (lacht). Das ergibt sich ja. Aber da ich sehr oft essen gehe, kommt das nicht so oft vor.

teleschau: Was machen Sie gern in Ihrer Freizeit?

Henssler: Ich finde die Erfüllung im Machen und nicht im Rumliegen. Natürlich habe ich auch meine Ruhephasen und mein Privatleben ist ja auch privat. Ich ruhe mich gerne aus, mache Urlaub, aber ich habe Spaß am Machen. Zum Beispiel auch mit der "Schnellen Nummer" (ein Online-Kochbuch, d. Red.), dass wir in den Einzelhandel gehen, Gewürze entwickeln. Natürlich versuche ich sportlich zu sein, um gesund zu bleiben und möglichst lange machen zu können.

teleschau: Wo oder wie sehen Sie sich in zehn Jahren?

Henssler: Ich lasse mich gern von meiner Intuition leiten und von meinen Gefühlen. Und ich kann mir kaum vorstellen, dass ich mit 61 Jahren immer noch auf die Bühne hüpfe und "Grill den Henssler" mache (lacht). But you never know. Soweit denke ich aber gar nicht in die Zukunft. Ich lebe immer von Tag zu Tag, habe mal gute, mal schlechte Ideen und gucke, was kommt. Aber ich habe mich nicht hingesetzt und einen Fünfjahresplan gemacht. Ich bin ein Lebemensch, und im Leben passieren Dinge, die du sowieso nicht beeinflussen kannst, also lass ich es einfach auf mich zukommen und freu mich, wenn es in zehn Jahren noch so gut läuft wie heute.

teleschau: Gibt es im beruflichen Bereich etwas, das Sie gerne ausprobieren würden?

Henssler: Da mache ich schon alles. Zum Beispiel die "Schnelle Nummer", die sauerfolgreich ist, und wir haben ein neues Buch mit dem Titel "100 Klassiker - Lieblingsrezepte einfach gemacht", das jetzt rauskommt. Das macht einfach Spaß und ich habe richtig Bock drauf. Es kann sein, dass ich in zwei Jahren sage, ich eröffne ein Restaurant mit einem ganz neuen Konzept. Wer weiß? Ich muss ja keinem was beweisen, nur mir. Ich überrasche mich auch manchmal selber ganz gerne (lacht).

"Du musst natürlich immer auf Zündung sein"

teleschau: Zu Beginn Ihrer Karriere stand ein satter Lottogewinn, mit dem Sie Ihre Ausbildung zum Sushi-Experten finanziert haben. Spielen Sie regelmäßig Lotto?

Henssler: Nee, nicht regelmäßig, aber immer wieder mal. Wenn Sie mich jetzt darauf ansprechen, kann es sein, dass ich am Mittwoch mal wieder zwei Spiele mache. Ich habe mein Glück eigentlich schon abgegolten. Aber wer weiß?

teleschau: Haben Sie nochmal wieder gewonnen?

Henssler: Ja, sogar in der gleichen Größenordnung. Das Geld habe ich aber nicht mehr investiert, sondern nur noch ausgegeben (lacht).

teleschau: Wie wird "Grill den Henssler" produziert?

Henssler: Wenn wir eine Staffel produzieren, machen wir fast jeden Tag eine Folge, also in zehn Tagen zwischen sechs und sieben Folgen. Danach weißt du, was du getan hast. Die Sendung geht lang und ist in der ungeschnittenen Fassung noch länger als das, was man im Fernsehen sieht. Und du musst natürlich immer auf Zündung sein, es geht ja nicht nur darum zu kochen, es ist auch eine Unterhaltungsshow. Es gibt einen Grund, warum ich das mache und kein anderer. Ich kann quatschen und kochen gleichzeitig, aber nichtsdestotrotz ist das natürlich eine Herausforderung.

teleschau: Gibt es so etwas wie ein Drehbuch, an dem man sich entlanghangeln kann?

Steffen Henssler: Nee. Es gibt vier Gänge und drei Spiele. Und das ist das Geile an dieser Sendung: Sie hat ein Gerüst. Aber mit was ich das fülle, welche Ideen mir spontan kommen oder welche Ausraster passieren, ist überhaupt nicht festgelegt, das ergibt sich immer in der Sendung selbst.

Wie wird die neue Staffel "Grill den Henssler"?

teleschau: In einem Bericht stand, Sie seien seit Jahren befreundet mit Jamie Oliver ...

Henssler: Das ist mir neu (lacht). Ich finde den gut, aber wir sind nicht befreundet. Wenn ich alles glauben würde, was es über mich zu lesen gibt, dann halleluja (lacht). Wir sind uns noch nicht ein einziges Mal über den Weg gelaufen. Kann ich leider nicht bestätigen.

teleschau: Der könnte ja auch mal ein Gast sein ...

Henssler: Absolut. Gute Idee. Werde ich mal einbringen (lacht).

teleschau: Wird es in der nächsten Staffel irgendwelche Neuerungen geben?

Henssler: Nö, dafür gibt es keinen Grund. Wir haben wieder geile Gäste, die gleiche Moderation. Vielleicht machen wir nächstes Jahr wieder einen kleinen Schabernack, mal sehen, aber dieses Jahr nicht. Über die Gäste, die kommen, darf ich allerdings noch nichts sagen.

VIDEO: Henssler-Ausraster nach Jury-Kritik