Streit um den längsten Leberkäse

In Ulm soll der längste Leberkäse der Welt gebacken werden. Das ruft Tierschützer und Vegetarier auf den Plan.

Die Fleischerinnung Ulm-Alb-Donau hat Großes vor. Am kommenden Sonntag soll am Ulmer Donau-Ufer der längste Leberkäse der Welt hergestellt werden: 161,53 Meter lang, so lang wie der Kirchturm des Ulmer Münsters hoch ist. Wenn das klappt, schaffen es die Leberkäsebäcker ins Guinness Buch der Rekorde. Der Erlös aus dem Verkauf der Leberkäsebrötchen, soll dem Erhalt des Ulmer Münsters zugute kommen. Während die Metzger in Vorfreude schwelgen, sind Tierschützer empört.

“Blutvergießen nicht nötig”

Die Aktivisten der Ortsgruppe Laupheim-Schwendi des Vegetarierbundes Deutschland e.V. (VEBU) sehen in der Aktion ein “Töten für den guten Zweck”. So steht es auf dem Flyer ihrer Demonstration, die zeitgleich zum Leberkäsebacken in Ulm stattfinden soll. Darunter ist eine Illustration abgebildet vom Ulmer Münster, das einen Leberkäse mitsamt Blutlache erbricht.

Organisiert wird die Veranstaltung von Markus Barth und seiner Frau Inge, beide langjährige Veganer. “Dass 65 Schweine ihr Leben für einen guten Zweck lassen sollen, ist ein Widerspruch”, sagt Inge Barth. “So ein Blutvergießen ist nicht nötig.” Am Sonntag wollen sie zeigen, dass “Schlemmen auch ohne Tierleid möglich ist”. In einem “Grunzmobil” der Albert-Schweitzer-Stiftung kann man per 3D-Animation Massentierhaltung aus der Sicht des Schweines erfahren, es gibt eine Kochshow, vegane Kuchen und Döner und eine vegane Sängerin tritt auf.

Der Bräter wird jetzt rund um die Uhr überwacht

Die Veranstalter indes haben aufgerüstet, um ihre Fleischwaren zu schützen. “Wir haben zehn Security-Kräfte engagiert, die den Bräter rund um die Uhr bewachen”, sagt Gerhard Braur, Metzger und Obermeister im Vorstand der Fleischerinnung . “Wenn da nur ein Loch drinnen ist, klappt das Ganze nicht mehr.” Gefahr droht aber weniger von den Tierschützern als vom Wetter. Ein kräftiger Windstoß könnte den Leberkäsebehälter glatt umwehen.

Der Bräter wurde vom Ulmer Zeltbauer Marcus Pscheidl in Kooperation mit der Universität Ulm entwickelt, zweieinhalb Stunden muss der Fleischkäse darin im Wasserbad backen, bis er durch ist. “Das ist wie eine lange Regenrinne”, sagt Baur. “Die Kruste machen wir mit einem Gasbrenner.” Mindestens zehn Zentimeter muss die Brühwurst breit sein, damit der Rekord amtlich ist. Der Bisherige wurde mit 160 Metern von der Landschlächterei Rudi Angele 2009 in Walpertshofen aufgestellt.

“Grundsätzlich nicht gewalttätig”

Anlass für den Rekordversuch ist der Zunftschmaus auf dem Ulmer Saumarkt, der in diesem Jahr zum vierzigsten Mal stattfindet. Ganze 1,28 Tonnen Fleischkäse werden verbacken, 13.000 einzelne Portionen soll es geben. Die Tierschützer halten das für Verschwendung. Baur sagt: “Das macht doch keinen Unterschied, da essen die Leute an dem Tag eben nur Leberkäse und kein Schnitzel.”

Die Aktivisten würden anderen nur ihre persönliche Lebenseinstellung aufzwingen wollen. Es ginge nicht um Aufzwingen, so Inge Barth, sondern darum, ein Bewusstsein zu schaffen, auch für Folgen des Fleischkonsums, Klimawandel und Welthunger. Die Metzger zeigen sich davon unbeeindruckt. “Wir lassen uns den Sonntag nicht verderben”, sagt Baur.

Die Ulmer Polizei sieht dem Tag gelassen entgegen. Gegenüber der dpa sagte ein Sprecher: „Vegetarier sind ja grundsätzlich nicht gewalttätig - und die Leberkäse-Bäcker auch nicht.“

Foto: dpa