Strippenzieher Dominic Cummings: Genie oder "Karrierepsychopath"?

Der Wahlkampfstratege und Chefberater von Premierminister Boris Johnson, Dominic Cummings, ist eine der umstrittensten Figuren in der britischen Politik. Der Parteilose inszeniert sich gerne als genialer Querdenker, der mit unkonventionellen Mitteln das Establishment aufmischt.

Dominic Cummings, Sonderberater des britischen Premierministers Johnson, verlässt die 10 Downing Street. Trotz des Lockdowns soll Cummings mehr als 400 Kilometer zu seinen Eltern gereist sein, als er an Covid-19-Symptomen litt. Foto: Aaron Chown / PA Wire / dpa
Dominic Cummings, Sonderberater des britischen Premierministers Johnson, verlässt die 10 Downing Street. Trotz des Lockdowns soll Cummings mehr als 400 Kilometer zu seinen Eltern gereist sein, als er an Covid-19-Symptomen litt. Foto: Aaron Chown / PA Wire / dpa

Dominic Cummings werden der Erfolg der Brexit-Befürworter beim EU-Referendum 2016 und auch der Sieg der Konservativen bei der Parlamentswahl im vergangenen Jahr zugeschrieben. Doch ihm wird auch vorgeworfen, mit unsauberen Mitteln zu kämpfen. Beispielsweise soll er hinter der unwahren Behauptung stecken, Großbritannien habe als EU-Mitglied keine Handhabe, um einen Beitritt der Türkei in die Staatengemeinschaft zu verhindern.

Ex-Premierminister David Cameron soll ihn einmal als «Karrierepsychopathen» bezeichnet haben. Unter Johnson zog Cummings in die Downing Street ein. Spätestens seit dem Rücktritt von Schatzkanzler Sajid Javid im Februar gilt er als zweitmächtigster Mann Großbritanniens.

Er hält die meisten Politiker und Politikerinnen für unfähig

Und er hat den Ruf, kompromisslos zu sein: Cummings habe eine «Terrorherrschaft» errichtet, zitierte der «Guardian» schon kurz nach dem Amtsantritt Johnsons im vergangenen Sommer frustrierte Regierungsinsider. Mitarbeiter seien in ständiger Angst um ihre Arbeitsplätze.

Der 48-Jährige macht keinen Hehl daraus, dass er die meisten Politiker und Regierungsbeamten für völlig unfähig hält. Ex-Brexit-Minister David Davis bezeichnete er einmal als «dumm wie Brot und faul wie eine Kröte». Eine Vorladung des Medienausschusses im Parlament ignorierte er einfach.

Ziel: den Regierungsapparat optimieren

Zum Ziel setzte er sich einen kompletten Umbau des Regierungsapparats. Neue Formen der Ausbildung, Mitarbeiterrekrutierung und Kommunikation sollten zu optimierten Entscheidungsprozessen führen. Besprechungsräume stellte er sich vor wie Kontrollräume der US-Weltraumbehörde Nasa mit Dutzenden Bildschirmen und interaktiven oder sogar begehbaren Diagrammen, wie er auf seinem Internet-Blog erklärte. Doch Kritiker warnten, der Bilderstürmer könne womöglich schon bald selbst gestürzt werden. (dpa)