Der barbarische Terror

REUTERS/Yves Herman
REUTERS/Yves Herman

In der Schreckensnacht des 13. November 2015 ist der islamistische Terror endgültig auch im Alltagsleben angekommen. Die absolute Grausamkeit, mit der Unschuldige hingerichtet wurden, schreckt auf – auch Deutschland wird sich verändern müssen.

Ein Kommentar von Nico Stankewitz

Das „Massaker von Paris“, wie der Boulevard weltweit am Morgen danach titelte - es ist kein beispielloser Akt des internationalen Terrorismus, aber es ist eine neue Qualität für eine westliche Metropole. Und im Gegensatz zu dem Anschlag auf das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ im Januar wurde hier nicht nur ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Redaktion angegriffen, sondern ganz Frankreich, ein Land, seine Politik, seine Werte, seine Bürger und deren Lifestyle. Unschuldige Menschen wahllos in Bars, Restaurants oder bei Konzerten zu töten ist eine besonders perfide Terror-Taktik, denn es gibt keinerlei Möglichkeit, sich zu schützen. Der Westen wird sich darauf einstellen müssen und auch in Deutschland werden die Menschen sich dieser neuen Gefährdung stellen müssen. Dazu braucht es vor allem Mut, Entschlossenheit und Solidarität. Mut, um unbeeindruckt sein Leben weiter zu leben und sich nicht vom Terror einschüchtern zu lassen; Entschlossenheit, den Terroristen und ihren Helfern das Handwerk zu legen und ohne zu zögern klar Flagge zu bekennen im Kampf gegen den IS und seine Unterstützer; und Solidarität mit den Schwachen und den Opfern des Terrors und der religiösen Fanatiker.

Natürlich hat das Flüchtlingsthema nichts mit den Anschlägen von Paris und dem islamistischen Terror zu tun – auch wenn Horst Seehofer und einige osteuropäische Politiker (wie etwa der polnische Europa-Minister) das sofort reflexhaft verkündet haben, aber das ist nicht mehr als ein durchsichtiger Versuch, Paris hier zum Stimmenfang zu nutzen. Selbst wenn es sich wirklich bestätigen sollte, dass einer der Attentäter als syrischer Flüchtling nach Frankreich gekommen ist, ändert das nichts an den zwei verschiedenen Problemlagen, die sich hier in Deutschland stellen: Die Massen von Flüchtlingen müssen sortiert, versorgt und eingegliedert werden und die nationale Sicherheitslage muss soweit verbessert werden, dass sich das Risiko eines ähnlichen Anschlags in Deutschland möglichst vermindert, ausschließen kann man so etwas nicht. Aber es hängt nicht mit der Zahl der Asylanten zusammen, die oft ja selbst auf der Flucht vor religiösem Extremismus sind.

Einer anderen unbequemen Wahrheit müssen sich die Zivilgesellschaften allerdings stellen: Die Religionsfreiheit in den westlichen Ländern stellt sich immer mehr auch als Sicherheitslücke da. Mit Hilfe der (oft durch das totalitäre Saudi-Arabien finanzierten) Moscheen und Imame wird Kontakt zu leicht beinflussbaren Jugendlichen hergestellt, die sich soweit radikalisieren, dass sie Selbstmordattentate begehen. Insofern gibt es eine direkte Linie vom 11.September über die Anschläge von London, Madrid und Mumbai zu den Anschlägen von Paris: Alle ausgeführt von Islamisten, die sich für fragwürdige ideologische Ziele geopfert haben. Ob der Sponsor und Organisator der Anschläge sich jetzt Al-Qaida oder IS nennt, ob die Täter ursprünglich aus Saudi-Arabien, Ägypten, Pakistan, Syrien, Hamburg, Belgien oder einem Vorort von Paris kommen – das verbindende Element ist religiöse Erziehung und durch Religion hervorgerufene Radikalisierung bis zum Suizid. Es passt nicht in unser Weltbild, aber der religiöse Extremismus wächst auch in Deutschland. Hier liegt zwar nicht die Wurzel des Übels, aber ein riesiges operatives Problem. Es braucht Aufklärung, aber auch genaue Beobachtung der Hassprediger verschiedener Prägung – und im Kampf gegen diese Fanatiker liegt nicht nur eine Chance für mehr Sicherheit, sondern auch eine für einen entspannten Umgang der Menschen in Deutschland untereinander – unabhängig von der Religionszugehörigkeit.