The Social Pulse: Donald Trump bei Auftritt in Iowa ausgebuht

Das wird Donald Trump empfindlich getroffen haben: Bei einem Auftritt in einem Football-Stadion in Iowa erntet der Ex-Präsident nicht nur Jubelrufe, vereinzelt wird er auch ausgebuht.

Ames, Iowa - September 9 : Former President Donald Trump greets others while visiting the Alpha Gamma Rho fraternity before a NCAA college football game between Iowa State University and the University of Iowa at Jack Trice Stadium on Saturday, Sept 09, 2023, in Ames, Iowa. (Photo by Jabin Botsford/The Washington Post via Getty Images)
Donald Trump am 9. September bei einem Auftritt in Iowa vor dem College-Football-Spiel zwischen Iowa State Cyclones und Iowa Hawkeyes (Bild: Jabin Botsford/The Washington Post via Getty Images)

Wie so oft prallen auch bei diesem Auftritt Donald Trumps im US-Bundesstaat Iowa Selbstdarstellung und Wirklichkeit aufeinander. Eine "großartige Zeit" wird der Republikaner in dem Bundesstaat jedenfalls kaum haben, wurde er doch dort und speziell in einem Footballstadion in Ames nicht nur umjubelt.

"Ich hatte eine großartige Zeit in Iowa", schreibt Trump zu einem von mehreren Videos, die er auf seiner Plattform Truth Social veröffentlicht hat. Die Aufnahmen dokumentieren seinen Besuch des College-Footballspiels zwischen den Derby-Rivalen Iowa State Cyclones und Iowa Hawkeyes in Ames am Samstag.

Donald Trump umjubelt

Auf allen Bildern ist eines zu sehen: Der ehemalige Präsident, der um das Amt wieder kandidieren will, badet in der ihn liebenden Menge. Davon ausgehend muss der Auftritt ein Dämpfer gewesen sein für Trumps parteiinternen Rivalen um die Präsidentschaftskandidatur, Ron DeSantis, der an dem Tag auch im Jack Trice Stadium war.

Oder ist doch alles eine Frage der Perspektive? Das Bild, das Trump von sich zeichnet, bekommt jedenfalls Risse, wenn man die ungefilterten Aufnahmen sieht, die seit dem Auftritt in den sozialen Medien die Runde machen. Dann wird deutlich: So herzlich war der Empfang für Trump in Iowa nicht. Denn in die Jubelchöre und USA-Rufe mischten sich immer wieder auch Schmährufe.

Donald Trump ausgebuht und beleidigt

Eines dieser Videos hat der YouTuber Brian Tyler Cohen auf dem Kurznachrichtendienst X hochgeladen. Was darauf zu sehen ist? Weniger in die höhe gestreckte Hände, weniger Daumen-hoch-Gesten, weniger Trump- und USA-Gesänge, dafür umso mehr Zurückhaltung vonseiten der Besucher des "Iowa-Iowa State Games". Vereinzelt wird Trump sogar "ausgebuht", wie der YouTuber feststellt.

Eine andere Quelle, diesmal ein Foto, das im Netz gerade viral geht: Auch diese Aufnahme zeigt Trump im Football-Stadion. Der Politiker steht hinter der Glastür eines Gebäudes und winkt offenbar einer Menge zu. Von der ragt ein Mann in rotem T-Shirt ins Bild, und der streckt Trump seine Mittelfinger entgegen.

Ein Zeichen der "Verachtung" gegenüber Trump sei das, schreibt Steve Schmidt auf X, und der "Wut", die das amerikanische Volk empfände angesichts des "Angriffs" des Ex-Präsidenten auf die USA. Schmidt ist Politstratege, der an politischen Kampagnen republikanischer Politiker mitwirkte. Mittlerweile steht er auf der Seite der Demokraten, wo er keinen Hehl aus seiner Kritik Trumps macht.

Wie ist der Sachverhalt?

Aber: Spiegeln die Gefühle der "Verachtung" und der "Wut" wirklich die Stimmungslage eines ganzen Landes wider, wie Schmidt in seinem Beitrag suggeriert? Oder sind das nur einzelne Gegenstimmen auf einer Woge der Begeisterung? Haben hier vielleicht Trump- und Republikaner-Gegner nach langer Suche endlich die Nadel im Heuhaufen gefunden?

Auf den Punkt kommen viele X-Nutzer zu sprechen, von denen – auch das sei um der Ausgewogenheit willen erwähnt – so mancher glühender Trump-Anhänger sein dürfte. Und die sehen die Sache in einem gänzlich anderen Licht. Parteilichkeit wählt sich nun mal ihre Wahrheit. "Ja, der Mann im roten T-Shirt spricht für die ganze Nation", kommentiert ein Nutzer sarkastisch den Schmidt-Beitrag.

Ähnlich sieht das auch diese erklärte Trump-Wählerin: "Das ist alles, was sie haben, Leute!!!", schreibt sie, "Das ist nichts!! Tausende Menschen haben ihm zugejubelt, ihm zugewunken […] Wir haben es gesehen, wir wissen es! Traurigerweise wissen sie es auch, aber sie wollen uns betrügen."

Lieben sie ihn, hassen sie ihn?

Andere wiederum stimmen in den Chor der Trump-Kritiker ein. "Trump hat unsere Geheimnisse an Amerikas Feinde verkauft und die CIA und das Justizministerium wissen das", heißt es in einem Kommentar, in dem der Ex-Präsident als "Verräter" bezeichnet wird. Ein anderer Nutzer meint: "Außerhalb seiner Kult-Blase ist die Realität der Situation klar."

Lieben die Iowaner Trump nun oder "verachten" sie ihn? Fakt jedenfalls ist das: Laut aktuellen Umfragen würden 50 Prozent der Einwohner des Bundesstaats Trump zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten wählen. Joe Biden kommt nur auf 39,2 Prozent. Das entspricht ungefähr dem Ergebnis bei der Präsidentschaftswahl 2020, als in Iowa rund 53 Prozent der Wähler für Trump und knapp 45 Prozent für Biden gestimmt hatten.

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