The Social Pulse: EU-Politiker landen in Disneyland statt in Straßburg

Am Montag war für einige EU-Abgeordnete wieder eine Parlamentssitzung angesagt. Doch statt nach Straßburg fuhr ihr Zug nach Disneyland Paris.

PARIS, FRANCE - MARCH 05: General view of Disneyland Paris 30th Anniversary celebrations at Disneyland Paris on March 05, 2022 in Paris, France. (Photo by Handout/Getty Images)
In Disneyland werden Träume wahr – auch die von Politikern? (Bild: Handout/Getty Images)

Es kommt nicht oft vor in diesen Tagen, dass Politiker eine angenehme Überraschung erleben. Und doch werden einige EU-Abgeordnete und -Mitarbeiter am Montag freudig gestaunt haben, als ihr Zug sie nicht zu einer Parlamentssitzung nach Straßburg brachte, sondern zum Freizeitpark Disneyland Paris abzweigte.

Alles andere als enttäuscht klingt jedenfalls der Kommentar des französischen EU-Parlamentariers Emmanuel Foulon auf dem sozialen Netzwerk X. "Wo Träume wahr werden – der neue Slogan des Europaparlaments?", zitiert der im Zug sitzende Politiker den Werbespruch des Disney-Konzerns.

(deutsch: Nach einem Routenfehler in Paris Charles de Gaulle fuhr der Zug, der die Europaparlamentarier von Brüssel nach Straßburg bringen sollte, zu Disney. "Wo Träume wahr werden", soll Disneys Slogan bald der des Europäischen Parlaments sein?)

Juhu, Disneyland!

Wenig bemerkt Foulon in einem weiteren Post an – und man kommt nicht umhin, das enttäuschte Kind im Mann herauszuhören: "Aaaah: Wir sind gerade neu gestartet." Wie schade, nicht?

Einige Politiker bedauerten es offenbar, dass die Reise bald weiter ging und sie nicht – um noch einmal den Disney-Slogan aufzugreifen – ihre Träume wahr werden lassen konnten. "Leider konnten wir nicht aussteigen", zitiert das Magazin Politico einen weiteren Abgeordneten. Immerhin konnten sie, wie er hinzufügte, die Spitze der Space Mountain-Achterbahn sehen.

Wie konnte es zu der Irrfahrt kommen? Nein, niemand hatte den Lokführer gebeten, doch bitte in Disneyland Halt zu machen. Vielmehr sei der aus Brüssel kommende Zug aus Versehen nach Marne-La-Vallée, dem Standort des Freizeitparks, geleitet worden, teilte das französische Bahnunternehmen SNCF mit.

"Ist das wirklich passiert?"

Die EU-Abgeordneten und -Mitarbeiter erlebten am Montag also eine Achterbahn der Gefühle, wie aber stehen die Bürger zu dem Zwischenfall? Im Netz zeigen sich viele belustigt, für andere ist der Fauxpas dagegen Anlass zur Kritik.

"Nein, oder?", fragt ein Nutzer auf X. "Ist das wirklich passiert? Ich möchte, dass es wahr ist." In einem zweiten Kommentar ist zu lesen: "Ich liebe es". Ein X-Post ist ohne Worte, er besteht nur aus Tränen lachenden Emojis.

Viel kritisierter "Reisezirkus"

Sprachgewaltig fallen schon mal die Kommentare der Kritiker aus. Einer moniert, es sei "lahm", wegen eines "kleinen Fehlers" so viel Aufhebens zu machen. "Was für ein Verschwendung europäischer Gelder", schreibt ein weiterer Nutzer. "In einer Welt voller Unruhen, hoher Inflationen und ökologischer Herausforderungen, bewegt die EU jeden Monat etliche Menschen von A nach B..."

Die EU-Abgeordneten tagen die meiste Zeit des Jahres in Brüssel, wo die Europäische Kommission und der Europäische Rat ansässig sind. Einmal im Monat (außer im August) fahren sie zu einer viertägigen Plenartagung nach Straßburg, dem Sitz des Europäischen Parlaments. Diese Praxis steht tatsächlich in der Kritik, weil sie aufwändig, teuer und umweltbelastend ist.

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