The Social Pulse: Fürther Lidl-Mitarbeiter parodieren Supermarkt-Alltag
Unverschämte Kunden, leidgeplagte Angestellte: Mitarbeiter einer Fürther Lidl-Filiale nehmen im Netz Alltagssituationen in einem Supermarkt aufs Korn – und werden zu einem viralen Hit.
Der Ausspruch ist zu einem geflügelten Wort geworden, er drückt irrwitzige und fragwürdige Verhältnisse in einem bestimmten sozialen Umfeld aus, etwa auf dem Arbeitsplatz: "Ich könnte ein Buch darüber schreiben…". Der stellvertretende Leiter einer Lidl-Filiale in Fürth, Kevin Kublik, hat kein Buch über seinen Arbeitsalltag verfasst. Die dort herrschenden Zustände parodiert er vielmehr in kurzen Videos, die er auf dem TikTok-Kanal "familie_kublik" unter großem Nutzerzuspruch veröffentlicht.
Weihnachten – Zeit des besinnungslosen Irrsinns
Besonders beliebt sind die Clips, in denen Familie Kublik den Supermarkt-Alltag in den Festtagen am Ende des Jahres auf die Schippe nimmt. Sei es, weil der Irrsinn, der sich in dieser Zeit in den Einkaufsgängen abspielt, groß ist oder der Wiedererkennungseffekt aufseiten der Nutzer. Das Video "Winter Edition" etwa bündelt mehrere Beispiele unverschämtem Kundenverhaltens. Zu sehen ist unter anderem, wie ein Einkäufer seine schmutzigen Schuhe über den frisch gewischten Boden abstreift – vor den Augen des Supermarkt-Mitarbeiters.
Dreist auch das Benehmen eines Kunden, der von einem Mitarbeiter wissen will, wie viel ein bestimmter Artikel kostet. Der Mitarbeiter verspricht, nachzuschauen, vorher wird er vom erkälteten Kunden angehustet. "Gut, schauen Sie mal nach", ruft der Unverschämte hinterher, schnäuzt seine Nase und legt das benutzte Taschentuch ins Regal, zu den Lebensmitteln.
Im Winter haben Supermarkmitarbeiter überhaupt reichlich Grund, sich zu ärgern. Wenn es draußen – ausnahmsweise – mal schneit, dann haben die Kunden die lästige Angewohnheit, den Schnee von ihren Kleidern nicht etwa vor, sondern im Laden abzuschütteln – wo es, wie wir gesehen haben, durchaus frisch gewischt sein kann.
Rüsten für den großen Knall
Je oller das Jahr, je doller die Kunden. Bekanntlich wollen sich diese für Silvester mit Feuerwerkskörpern versorgen. Bekannt ist aber auch, dass die Supermärkte die begehrten Produkte erst wenige Tage vor der Nacht der Nächte anbieten. Und: dass die Böller, jedenfalls die, die der Kunde haben will, immer ausverkauft sind. In punkto Feuerwerkskörper gibt es nie, so scheint es, erste, sondern immer nur letzte Kunden, die entweder zu spät gekommen sind oder sich mit den Resten begnügen müssen.
Auch dieses Phänomen persiflieren die Kubliks in einem Video, in dem verzweifelte Kunden im wahrsten Sinne des Wortes grenzüberschreitend die Supermarkt-Angestellten um Feuerwerkskörper bedrängen. "Entschuldigung", fragt in einer Szene ein Mitarbeiter, "aber was machen Sie da?" Eine Kundin ist auf der Suche nach Feuerwerk in den Lagerraum eingedrungen. Antwort der wahnsinnig gewordenen Frau: "Ich weiß, dass Sie hier noch Feuerwerk haben. Sie flunkern uns alle an. Ich weiß, dass sie hier auf Vorrat noch was haben."
Es müssen aber nicht Weihnachten und Silvester sein, jeder Tag scheint im Einzelhandel voller irrwitziger Vorkommnisse zu sein. "Wer kennt es?", lautet auf "familie_kublik" eine Überschrift zu einem Clip. Wir alle kennen diese Situation, die Kunden wie auch die Mitarbeiter, die sich in den Gängen eines Supermarkts gegenseitig behindern – die einen mit dem Einkaufswagen, die anderen mit dem Hubwagen. Und welcher Kunde hat nicht schon mal ein Produkt, für das er sich zunächst entschieden hatte, wieder aus dem Einkaufswagen genommen und irgendwo im Supermarkt abgelegt? Auch so mancher Mitarbeiter weiß ein Lied davon singen.
Was ist das Geheimnis des Erfolgs?
Mit ihrem Kanal haben die Kubliks einen Nerv getroffen, der Account zählt mehr als 218.000 Follower, die Videos wurden fast zehn Millionen Mal gelikt (Stand: 2. Januar). Lidl-Filialchef Kevin Kublik glaubt den Erfolgsgrund zu kennen: "Letztendlich stelle ich in meinen Videos Alltagssituationen dar", sagte er im Oktober vergangenen Jahres gegenüber der Lebensmittelzeitung direkt. "Das macht unter anderem den Erfolg meiner Clips aus. Die User können sich damit identifizieren."
Die Nutzerkommentare geben ihm recht. Einige User sind selbst leidgeprüfte Supermarkt-Mitarbeiter, so wie vermutlich diese TikTokerin: "Das kenne ich nur zu gut", schreibt sie zum Clip mit dem unverschämten Einkäufer. "Es gibt wirklich solche Kunden." Ein zweiter Nutzer fragt: "Warum kann ich mir das in der heutigen Zeit so gut vorstellen?"
Ach bitte, wir wollen nicht so skeptisch sein. Schwarze Schafe unter den Supermarkt-Kunden gab es auch in früheren Zeiten. Und heute bewegen sich in den Supermarktgängen andererseits genügend weiße Schafe. Hier ein Stellvertreter: "Ich habe jedes Mal ein schlechtes Gewissen, wenn jemand im Laden wischt."
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