The Social Pulse: Was ist eigentlich eine "Karen"?

Online gibt es zahllose Karen-Memes. Sie zeigen meist blonde Frauen, die sich beschweren. Aber woher kommt Karen eigentlich?

Patricia McCloskey aus St. Louis im US-Bundesstaat Missouri wurde online vielfach als
Patricia McCloskey aus St. Louis im US-Bundesstaat Missouri wurde online vielfach als "Karen" bezeichnet. Sie hat im Jahr 2020 mit gezogener Waffe auf Black-Lives-Matter-Demonstrierende gezielt, weil sie an ihrem Grundstück vorbeiliefen. (Bild: Laurie Skrivan/St. Louis Post-Dispatch/Tribune News Service via Getty Images)

Karen ist mehr als nur ein Name. Dahinter steckt das Stereotyp einer privilegierten weißen Frau, die es sich erlauben kann, sich in der Öffentlichkeit unmöglich zu verhalten. Und sie weiß, dass sie damit durchkommt.

Online gibt es zahllose Memes über die Karens dieser Welt. Sie werden häufig als Antwort auf Aussagen von Frauen gepostet, die sich mehr oder weniger grundlos beschweren.

Es gibt sogar ein Reddit-Forum, das "Fuck You Karen" heißt. Mitglieder: 1,5 Millionen. Und es gibt mehrere Einträge im Urban Dictionary. Die meisten Likes hat diese Definition: "Frau mittleren Alters, für gewöhnlich blonde Haare, macht sich die Lösung der Probleme anderer zu eigenen, obwohl sie davon nicht im Mindesten betroffen ist."

Was hat es damit auf sich?

Das Phänomen "Karen" kennen viele als Meme. Das dreht sich vor allem um eine Eigenschaft Karens: Dass sie sich gern und lauthals über Kleinigkeiten beschwert (wie das folgende Meme zum K.A.R.E.N.-System). Und die Beschwerde direkt an den "Manager" adressiert - also an den diensthöchsten Verantwortlichen: "Can I speak to your manager?"

Der Ursprung von Karen als Zuschreibung ist nicht ganz eindeutig. Das SRF hat mehrere Möglichkeiten zusammengetragen. Da gibt es beispielsweise den 17 Jahre alten Sketch eines Comedian "über die eine Freundin, die niemand leiden kann". Darin erzählt Dane Cook von einer Karen, die einfach nervig sei und dass doch jeder Freundeskreis so eine Karen habe. Die sei nur deswegen da, damit sich alle anderen gemeinsam über sie aufregen könnten.

Eine andere Möglichkeit könnte auch Karen aus dem Film Mean Girls (deutsch: Girls Club – Vorsicht bissig!) sein. Karen ist darin Teil der "Plastics" - einer Clique, die aus sehr beliebten, aber zugleich auch unsicheren wie boshaften Mädchen der Schule besteht.

Letztlich hat sich die Bezeichnung Karen für eine Frau, die sich unmöglich verhält, längst verselbstständigt und sich mit der Zeit auch gewandelt.

Wie ist es dazu gekommen?

Das liegt daran, dass heute auch kürzeste Konfrontationen zwischen zwei Menschen ein Millionenpublikum erreichen können – weil sie mit dem Handy gefilmt und später in sozialen Netzwerken veröffentlich werden. Sie zeigen damit, dass es sich nur vermeintlich um Einzelfälle handelt, es in Wahrheit aber viele ähnliche Vorfälle gibt.

Daraus ist das Stereotyp der weißen Karen. Sie ist also privilegiert und Teil der Mittelschicht. Karen ist aber noch mehr: Vor allem während der Zeit der "Black Lives Matter"-Demonstrationen wurden Frauen als Karen bezeichnet, die sich rassistisch verhalten haben. Und während der Pandemie trat Karen als egoistische Corona-"Skeptikerin" auf, die Masken verweigerte und sich nicht ans Social-Distancing hielt.

Das SRF schreibt, dass die Zuschreibung Karen von vielen nicht-weißen Menschen deshalb als Mittel eingesetzt werde, um beispielsweise rassistisches oder anderes diskriminierendes Verhalten "mit Humor abzukanzeln".

Das ruft auch Kritik hervor

Doch es gibt es auch Kritik an der Zuschreibung. Mit jedem Stereotyp, das liegt wohl in der Natur der Sache, wird etwas vereinheitlicht, zusammengefasst, letztlich vereinfacht. So trifft sicherlich auch Frauen zu Unrecht.

Dazu kommt, so lauten weitere Vorwürfe, dass die Zuschreibung klassistisch sei und sexistisch. Da sie sich ausschließlich gegen Frauen richte und gegen einen gewissen gesellschaftlichen Stand. Dagegen halten Menschen, die Karen als Vorwurf nutzen, dass sich die Zuschreibung nicht gegen alle mittelalten weißen Frauen richtet. Sondern gegen diskriminierendes, rassistisches oder egoistisches Verhalten.