Theater: "Unterleuten": Dorf ist mehr Terror- als Notgemeinschaft

Die Dorfbewohner haben gesucht, Krons Enkelkind ist wieder da: Raphael Rubino (Arne Seidel), Elisabeth Bellé (Krönchen), Marianna Linden (Kathrin Kron-Hübschke) und Roland Kuchenbuch als Jacob (v.l.) in „Unterleuten“

Romandramatisierungen sind an den Bühnen sehr beliebt, aber man muss schon die richtigen aussuchen. Und da hat das Potsdamer Hans Otto Theater in letzter Zeit ein ausgesprochen glückliches Händchen bewiesen: "Skizze eines Sommers" kam im Dezember heraus, der Roman spielt sogar in Potsdam. Am Freitagabend folgte Juli Zehs "Unterleuten", ein Sittengemälde eines Dorfes in der Ostprignitz, in der Inszenierung des Intendanten Tobias Wellemeyer. Die sechs folgenden Vorstellungen bis Ende Fe­bruar sind bereits ausverkauft.

Die meisten Fichten auf der Bühne von Alexander Wolf recken sich ebenso gerade in den Himmel wie die geplanten Windräder. Das Projekt lässt alte Konflikte wieder aufbrechen, Altlasten schlummern hier nicht nur im Boden. Ein "Drecksloch" sei Unterleuten, sagt Gombrowski, Strippenzieher und Chef der Ökologica, der Nachfolgeorganisation der früheren LPG. Sein Gegenspieler ist Kron, der für den Kapitalismus nur Spott übrig hat, die beiden verbindet eine alte Geschichte.

Ein Intellektueller wird zum Prügler

Die Hände machen sich aber auch die Zugezogenen schmutzig, die zwar die Historie des Dorfes nur aus Erzählungen kennen, aber glauben, am Spiel um Macht und Geld auch ohne tiefere Kenntnisse der Gegebenheiten teilnehmen zu können. Und so kommt es sogar so weit, dass der Vogelschützer Fließ, der seinen Berliner Unijob an den Nagel gehängt hat, um mit seiner jungen Frau Jule (Zora Klostermann) und Baby das Landleben zu genießen, seinen Nachbarn krankenhausreif prügelt. Ni...

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