Thomas Tuchel sollte einfach Trainer vom FC Bayern München bleiben

Trainersuche beim Erfolgsclub gerät zur Farce – Kandidaten sagen ab – Derweil macht der amtierende Trainer alles richtig

Da war es noch kalt: Trainer Thomas Tuchel bei einem Spiel  im Februar in München (Bild: REUTERS/Angelika Warmuth)
Da war es noch kalt: Trainer Thomas Tuchel bei einem Spiel im Februar in München (Bild: REUTERS/Angelika Warmuth)

Ich bin dann mal weg, so soll es in ein paar Wochen an der Säbener Straße in München heißen: Dann soll Thomas Tuchel seinen Trainerstuhl beim FC Bayern München räumen. Nur wer nimmt Platz? Da sich überzeugende Namen nicht aufdrängen, könnten die Münchener auch zum Bewährten greifen. Denn nach dem verkündeten Abschied auf Raten macht Tuchel einen guten Job. Da könnte er auch gleich bleiben.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Was gehen einen die Worte aus vergangenen Tagen an? Als der FC Bayern und Thomas Tuchel verkündeten, man werde am Ende der Saison getrennte Wege gehen, da war das Wetter februargrau und kalt. Heute aber scheint die Sonne, auch ein bisschen für den Verein. Denn langsam haben sie sich an der Säbener Straße daran gewöhnt, dass sie dieses Jahr mal nicht Deutscher Meister werden. Und immerhin lockt noch die Champions League, also der große Jackpot.

Tuchel jedenfalls hat seine schlechte Laune in München halbwegs abgelegt. Der beschlossene Abschied mag ihn erleichtert haben, etwas in ihm gelöst haben. Da wäre es absurd, nun an einen Verbleib Tuchels zu denken, oder? Aber: Jetzt scheint die Sonne. Und die wirft ein anderes Licht auf die vergangenen Wochen.

Zwischen den Spielern und dem Trainer scheint es zu klappen. Die Mannschaft ist besser auf- und eingestellt, eine gewisse Harmonie zwischen den Einzelgenies stellt sich ein.

Seit März ist nun Max Eberl Sportvorstand beim Fußballverein, also nach der Entscheidung im Winter. Seitdem läuft es besser: Tuchel hat einen Partner an der Seite, der abfedert und anspornt, Arbeit abnimmt.

Die bisherige Trainersuche war ein Desaster. Xabi Alonso, Julian Nagelsmann und Ralf Rangnick sagten alle ab. Andere große Namen sind gebunden, wollen nicht oder sind des Deutschen überhaupt nicht mächtig.

Diese drei Tatsachen sprechen dafür, den Abschied zu überdenken. Als erste sind Fans auf diesen Gedankenzug gesprungen, sie haben eine Petition mit mehr als zehntausend Unterschriften eingereicht, die Tuchels Verbleib fordert.

Denn eigentlich hat Tuchel in München noch nicht fertig. Er übernahm den Verein in einer Krise, und diese zog auch ihn nach unten. Dann berappelten sich alle gemeinsam, und nun läuft es besser. Eigentlich könnte Tuchel nun anfangen, den Bayern seinen Stempel aufzudrücken; bisher war nur Krisenmanagement angesagt. Zwar gab sich der Vorstandsvorsitzende Jan-Christian Dreesen vor kurzem noch kurz und knapp entschlossen und verlautbarte, man werde getrennte Wege gehen. Seine Worte davor aber lassen aufhorchen.

Tuchel sei ein guter Trainer, sagte der Bayernboss. Und zur Entscheidung im Winter: „Man muss die Dinge aus der Situation heraus bewerten.“ Genau. Und die Lage ist heute eine andere. Dann kann man auch neu bewerten. Sollte sich bei den Bayern eine Verlängerung der Ära Tuchel anbahnen, wäre es nicht wirklich eine Überraschung, sondern folgerichtig.