"Thor" ohne Sinn: Anthony Hopkins lästert über Marvel-Rolle

Anthony Hopkins spielt nicht gerne Hollywood-PR-Spiele. Fragt man ihn also nach seiner Meinung zu seiner Marvel-Rolle, bekommt man eine gnadenlos ehrliche Antwort.

Anthony Hopkins macht sich keine Illusionen über die Marvel-Filme (Bild: Arturo Holmes/FilmMagic)
Anthony Hopkins macht sich keine Illusionen über die Marvel-Filme. (Bild: Arturo Holmes/FilmMagic)

Unter der Regie von Shakespeare-Kenner Kenneth Branagh wurde die Marvel-Verfilmung "Thor" einst mit den Werken des großen Barden verglichen. Branagh selbst wies diese Vergleiche in Interviews zumindest nicht von der Hand und zog Parallelen zwischen dem Titelhelden und "Henry V." und Loki mit Edmund aus "King Lear".

Nicht jeder dürfte diese hochgestochene Interpretation des Comic-Stoffs teilen, und Anthony Hopkins, der in "Thor" den strengen Gottesvater Odin spielte, findet nun andere Worte für die Arbeit an dem Film.

"Wenn man vor einem Green Screen sitzt, ist jegliche Schauspielerei sinnlos", sagte er dem "New Yorker" viele Jahre nach dem Erscheinen des ersten "Thor"-Films. "Sie ziehen mir Rüstung an, kleben mir einen Bart auf. Dann muss ich nur noch auf dem Thron sitzen und ein bisschen rumschreien."

Rüstung und Green-Screen-Hintergrund - für Anthony Hopkins muss man sich da nicht mehr viel Zeug legen (Bild: ddp images)
Rüstung und Green-Screen-Hintergrund - für Anthony Hopkins muss man sich da nicht mehr viel Zeug legen. (Bild: ddp images)

Superhelden-Überdruss - bei Fans oder eher in Hollywood?

Schon 2021 hat Hopkins dem "New Yorker" beiläufig diese Worte gesagt - im gleichen Jahr, in dem er seinen zweiten Oscar für seine Darbietung eines dementen Vaters in "The Father" erhielt. Nun bekommen die Zitate erneut Beachtung, nicht zuletzt da das Magazin sie im Rahmen einer Abrechnung mit dem Marvel Cinematic Universe wieder in den Fokus gestellt hat. Denn Hopkins ist bei Weitem nicht der Einzige, der eine nüchterne Sicht auf die Blockbuster-Maschine hat.

Nach dem Superhelden-Hype wurde angesichts der Flut an Film- und Serien-Projekten längst eine "Superhero-Fatigue" ausgerufen - also eine Art Superhelden-Überdruss. Doch während "Thor: Love and Thunder" - der mittlerweile vierte Thor-Film - von Kritikern und auch Fans weitgehend verrissen wurde, spielte er an den Kinokassen dennoch 760.000 Millionen Dollar ein.

Doch es schleichen sich mittlerweile auch Flops ein, darunter "Eternals" aus dem Jahr 2022. Und in der Filmbranche sehen viele Menschen das MCU, das dem Mega-Konzern Disney gehört, kritisch. Quentin Tarantino sprach im vergangenen Jahr im Gespräch mit der "Los Angeles Times" von einem "Würgegriff", den das Studio auf Hollywood hat. Während er damit eher den Umstand meinte, dass neben den teuren Superhelden-Projekten weniger Geld und Raum für andere Filme bleibt, sehen Agenten auch Stars und Filmschaffende in der Falle.

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Ein anonymer Agent spricht im "New Yorker" von "goldenen Handschellen", in denen sich Schauspieler und Regisseure befinden: "Ich bin besorgt um die Filmbranche, denn wenn jemand wie [die Oscar-prämierte "Nomadland"-Regisseurin] Chloé Zhao eine Geschichte auf der großen Leinwand erzählen will, ist man meist darauf angewiesen, es in Form einer Superhelden-Geschichte zu tun."

Was Schauspieler ins MCU zieht

Wieso das MCU dann immer noch hochkarätige Charakterdarsteller wie Robert Redford, Ben Kingsley oder Angela Bassett und einst für Indie-Projekte bekannte Stars wie Gwyneth Paltrow oder Florence Pugh bekommt? Mit dem saftigen Gehaltsscheck allein ist es einem anderen, ebenfalls anonymen Agenten zufolge nicht zu erklären: "Sie wollen einfach relevant bleiben. Erfolg ist die beste Droge."

Bassett selbst, die in diesem Jahr indes als erste Schauspielerin für eine Marvel-Rolle für den Oscar nominiert wurde, drückt es ähnlich aus: "Sie haben das Erfolgsrezept."

Anthony Hopkins dürfte jedenfalls froh sein, dass seine Rolle in "Thor: Tag der Entscheidung" schließlich das Zeitliche segnete. Auf diese Weise musste er nur in drei Marvel-Filmen auf dem Thron sitzen und herumschreien.

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