Tim Mälzer über Kitchen Impossible: "Ihr nehmt mir die Lust am Kochen"

Gleiches Doppel: Tim Mälzer und Konstantin Filipou. Aber einer war am Ende besser.
Gleiches Doppel: Tim Mälzer und Konstantin Filipou. Aber einer war am Ende besser.

Neues Jahr, neue Runde: Tim Mälzer zieht bei “Kitchen Impossible” wieder in die Schlacht. Gegen den Sternekoch Konstantin Filipou muss er ein österreichisches und ein griechisches Gericht nachkochen und kommt dabei an seine Grenzen. Doch auch seinem Gegner wird nichts geschenkt.

“Kitchen Impossible”, das ist, wie Fernsehkoch Tim Mälzer sich ausdrückt “sich auf Augenhöhe gegenseitig in die Scheiße reiten.” In der Vox-Sendung – ausgezeichnet mit dem deutschen Fernsehpreis – tritt Tim Mälzer gegen einen anderen Koch an. Allein mit ihren Sinnen müssen die beiden jeweils zwei Gerichte verschiedener Nationen nachkochen. Sie bekommen es also im jeweiligen Land vorgesetzt, kosten und analysieren, nehmen es auseinander, riechen und fotografieren und müssen es dann ohne Zutatenliste, Mengenangabe oder Gradzahlen so genau wie möglich nachempfinden. Eine Jury aus einheimischen Kennern des Gerichts vergibt am Ende die Punkte von eins bis zehn.

Als erstes muss Tim Mälzer nach Österreich, der Heimat von Konstatin Filipou, der dort ein 18-Punkte-Gault-Millau-Restaurant hat. Vorgesetzt bekommt Mälzer dort – gekocht von Filipous Lehrmeister Christian Prenz – Bruckfleisch mit Strapaziknödeln. Und die haben es in sich. Mälzer, der bekanntermaßen gar kein Innereienfan ist, fängt an zu analysieren. Im Sud aus Blut, Essig und Rotwein (und Marsala und Portwein, aber das erkennt Mälzer nicht) schwimmen Bries (Brustdrüsen), Leber, Niere, Zwerchfell und Aorta. Außerdem Knödel aus Kartoffeln und Quark und kleine Krapfen, die mit Schnecken gefüllt sind. “In der Fastenzeit wurde in Österreich viel Schnecke gegessen, um aufs Fleisch zu verzichten”, erklärt Kollege Filipou Tim Mälzer.

Am nächsten Tag muss Tim Mälzer früh zum Fleischer. “Gott sei Dank nicht zum Schlachthof”, sagt der Koch. Da sei er zart besaitet. Aber Pech gehabt. “Wir sind die einzige Metzgerei in Wien, die noch selber schlachtet”, begrüßt ihn die Verkäuferin. “Also absticht!” fügt sie hinzu. So hatte sich Tim Mälzer seinen Abstecher nach Wien wohl nicht vorgestellt. Im Kühlraum wartet ein aufgehängtes Rind.

Andächtig betrachtet es Mälzer. “Wer vor so einem Tier steht, das noch körperwarm ist, der empfindet eine gewisse Demut”, sagt er. Und erntet damit großen Applaus vor der Twittergemeinde. Schade nur, dass in einem nachfolgenden Gericht Foie Gras verwendet wird – auch gemeinhin bekannt als wenig ethisch vertretbare Stopfleber.

Mit Ehrfurcht betrachtet Mälzer das Tier, dann entnimmt er die Innereien wie ein Profi.
Mit Ehrfurcht betrachtet Mälzer das Tier, dann entnimmt er die Innereien wie ein Profi.

Nachdem Mälzer alle Zutaten eigenhändig aus dem Rind entfernt hat, beginnt er das Kochen. Christian Petz schaut ihm mürrisch über die Schulter. Nicht gerade ein Sonnenschein, der Lehrmeister von Filipou. Aber gutmütig. Ebenso angetan ist die Jury von Mälzers Kochkunst, sie geben ihm 5,6 Punkte in der ersten Runde.

Konstantin Filipou wird nach England geschickt, genauer gesagt nach Whitby. In einem wunderschönen Harry-Potter-Zug tufftufftufft er durch britische Landschaften, die der Sternekoch leider verschläft. Und dann das: Nachkochen muss er vor Ort Fish and Chips. Wer jetzt glaubt, das sei eine leichte Aufgabe, der irrt. Denn das Restaurant, in dem er kocht, ist ausgezeichnet als das beste Fish n´Chips-Restaurant der Welt und so schmeckt offensichtlich auch der Fisch. Genauer gesagt verwenden sie Kabeljau und Schellfisch, doch zweiteres schmeckt Filipou nicht heraus. Auch die Kartoffelsorte ist eine andere, wohl aber merkt er, dass die Pommes in Rinderfett frittiert wurden. Auf dem Fischmarkt filetiert er 12 Kabeljau und beginnt zu kochen, in einer mehr als kleinen Imbissküche.

Filipous Art zu kochen: wahnwitzig. Wie ein Irrer schält er Kartoffeln, matscht Mehl zu Teig zusammen, versucht Erbsenpüree aus der Dose schmackhaft zu machen und klatscht die Fische ins Wasser. Ein Luxusfehler bei der Panadenproduktion: Er siebt den Teig, damit keine Bläschen entstehen. Aber genau das macht das fitzelige Äußere der Kruste aus. Trotzdem er fast ein Jahr in England gearbeitet hat, bringt ihn die Technikprüfung Fish and Chips an seine Grenzen. Am Ende ist die Küche ruiniert, der Chef bittet ihn, doch danach noch zum Putzen da zu bleiben, die Jury vergibt nur 4,4 Punkte.

Auch wenn es von Außen einfach schien: Konstantin Filipou erkannte gleich, dass diese Fish and Chips nicht leicht nachzumachen sind.
Auch wenn es von Außen einfach schien: Konstantin Filipou erkannte gleich, dass diese Fish and Chips nicht leicht nachzumachen sind.

Eine zweite Aufgabe führt Kontrahenten Mälzer nach Griechenland, nicht nach Athen wie erhofft, sondern in Filipous Heimatdorf. Dort soll er Trahana nachmachen. Sein Vorteil: Ein Kollege hatte ihm bereits im Vorfeld schon einmal von diesem Gericht erzählt. Er weiß also, dass der Gries in der Suppe kein Gries ist, sondern eine selber gemachte Mischung aus stückiger Milch, Ei und Semmelbröseln. Noch dazu liegt ein Ziegenkäse auf dem Teller, auch den muss Mälzer nachmachen. Das bringt ihn auf die Palme.

“Jetzt fange ich hier schon an, Grundprodukte selber zu machen. Nächstes Mal soll ich das Mehl selber machen und übernächstes Mal die Teller selber töpfern. Kein Problem!” Natürlich doch ein Problem. Bis er die Prozedur der Körner herausgefunden hat, dauert es zu lange. Ebenso weiß er nicht, wie man den Käse macht und muss sich erst ausprobieren. Am Ende schmeckt sein Essen wohl eher miserabel. Der Koch weiß es selber: “Das schlimmste ist, wenn man wissentlich, schlecht schmeckendes Essen serviert”, sagt er. “Ihr nehmt mir echt die Freude am Kochen.” Es reicht für magere drei Punkte.

Eine Pastete, aber keine leichte: Beim Anschneiden läuft das Gelée aus dem Fleischkörper.
Eine Pastete, aber keine leichte: Beim Anschneiden läuft das Gelée aus dem Fleischkörper.

Aber auch Konstantin Filipous zweite Challenge ist nun selbst von Außen betrachtet weitaus anspruchsvoller. Er muss eine französische Pastete nachbacken. Die ist ebenfalls gefüllt mit Innereien, unter anderem eben Herzen und Stopfleber. Dazu besteht der Teig nicht aus Blätterteig wie Filipou denkt und am Ende muss noch eine Art Gelée in die Pastete gefüllt werden.

Nichts davon haut richtig hin. Auch bei Filipou reicht die Zeit nicht wirklich, die Pastete ist noch zu warm, das Gelée läuft flüssig aus ihr heraus. Eigentlich eine kleine Katastrophe. Doch es reicht: für über sechs Punkte. Damit wird der österreichsich-griechische Koch Konstantin Filipou zum Gewinner der ersten Folge “Kitchen Impossible” im neuen Jahr. Die beiden Köche haben sich nichts geschenkt. Tim Mälzer ging sogar soweit zu sagen: “Das war wohl die schwerste Aufgabe, die je einer von mir bekommen hat.” Also: Hut ab!

Fotos: Screenshot / VOX