Todesstrafe für Homosexuelle?

Schweizer Bischof erntet für Predigt scharfe Kritik

Bischof Huonder fühlt sich missverstanden (Bild: Bistum Chur)
Bischof Huonder fühlt sich missverstanden (Bild: Bistum Chur)

Wie wörtlich darf heutzutage die Bibel genommen werden? Ein umstrittener Schweizer Bischof hat mit dem Zitieren einer berüchtigten Stelle aus dem Alten Testament gegen Homosexualität für Empörung gesorgt. Darin wird für schwulen Sex die Todesstrafe verhängt. Nach einem öffentlichen Aufschrei rudert der Geistliche nun zurück.

Vitus Huonder, Bischof von Chur, ist für seine Ablehnung von Homosexuellen und der Schwulenehe bekannt. Während eines Vortrags in Fulda enttäuschte der Schweizer Geistliche seine Anhänger nicht. Unter dem Titel „Die Ehe - Geschenk, Sakrament und Auftrag“ behandelte er Bibelstellen zu dem Thema. Darunter war auch der von Schwulenhassern immer wieder vorgebrachte Vers aus dem 3. Buch Mose, Kapitel 20.

Darin werden nach der Einleitung „Und der HERR redete mit Mose und sprach:“ eine ganze Reihe an „Vergehen“ aufgezählt, für die die Todesstrafe vollstreckt werden soll. Unter anderem heißt es dort: „Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben“. Unter dem Applaus der Anwesenden sagte Huonder laut dem ORF, diese und eine weitere Stelle „allein würden genügen, um der Frage der Homosexualität aus der Sicht des Glaubens die rechte Wende zu geben“.

Die Organisation Pink Cross, der Dachverband der Schweizer Schwulengruppen, zeigte sich entsetzt über die Wortwahl des Bischofs. „Ein Kirchenvertreter lebt in keinem rechtsfreien Raum. Wer so argumentiert und indirekt sagt, Homosexuelle sollen getötet werden, ist kein Kirchenmann – sondern ein Hetzer und Straftäter“, teilte der Verein mit. Er will eine mögliche Anzeige gegen Huonder prüfen. Die Schweizer Bischofskonferenz verwies dem Bericht zufolge lediglich auf die Aussagen im Katechismus der Katholischen Kirche. Demnach sind „homosexuelle Handlungen in keinem Fall zu billigen“. Homosexuelle hätten sich ihre „Veranlagung“ allerdings nicht ausgesucht und ihnen sei „mit Achtung, Mitleid und Takt“ zu begegnen.

Huonder selbst sah sich angesichts der öffentlichen Empörung zu einer Stellungnahme genötigt. Darin sprach er von einem „Missverständnis“. Sein Vortrag sei nicht als Herabsetzung homosexueller Menschen gemeint gewesen. „Ich zitiere im Vortrag mehrere unbequeme Passagen aus dem Alten Testament, die generell die Ehe, die Sexualität oder die Familie betreffen“, teilte der Bischof mit. Beim Thema Homosexualität halte er es ganz mit den Anweisungen aus dem Katechismus.

Im besagten Kapitel im 3. Buch Mose wird der Tod übrigens unter anderem auch für Fremdgehen, das Verfluchen der Eltern, den Besuch eines Hellsehers oder für Sex während der Periode gefordert.

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