Tote in den Straßen - Unicef: Lage in Haiti ähnelt "Mad Max"
Die Gewalt und das Chaos in Haiti hat eine der schwersten humanitären Krisen der Welt verschärft. Hunderte wurden getötet und rund 15.000 Menschen wurden durch die jüngste Welle von Bandenangriffen obdachlos. Laut der UN hat die Bandenkriminalität und Gewalt dieses Jahr drastisch zugenommen. Im Januar wurden mindestens 806 Personen, die nicht an gewaltsamen Bandenkriegen beteiligt waren, getötet, verletzt oder entführt. Das machte den Monat zu dem blutigsten seit mehr als zwei Jahren. Seit 2023 kontrollieren Banden auch rund 80 % der haitianischen Hauptstadt, Port-au-Prince.
"Viele, viele Menschen leiden dort unter schwerem Hunger und Mangelernährung, und wir sind nicht in der Lage, genügend Hilfe zu ihnen zu bringen", sagte die UNICEF-Chefin Catherine Russell nach Angaben der Times. Die Situation sei "die schlimmste, die man seit Jahrzehnten gesehen hat. Es ist fast wie eine Szene aus Mad Max."
Ein Fotograf der Agentur AP sah allein am Sonntag mindestens zwölf Leichen in Pétionville, einem Stadtteil von Port-au-Prince.
Banden kontrollieren Teile der Hauptstadt und des Landes
Momentan kontrollieren Banden rund 80 % der Hauptstadt Port-au-Prince und weitere Teile des Landes. Nach Angaben von Al Jazeera gibt es etwa 200 bewaffnete Banden in Haiti, wovon etwa die Hälfte in Port-au-Prince tätig sind.
Zwei Banden dominieren die Hauptstadt. Die erste, G9 Family and Allies oder einfach G9, wird von Jimmy "Barbecue" Cherizier geführt, einem ehemaligen haitianischen Polizisten unter UN- und US-Sanktionen. Die zweite ist GPep, geleitet von Gabriel Jean-Pierre, bekannt als Ti Gabriel. Beide Gruppen rivalisieren um die Kontrolle von Stadtteilen und sind für Massenmorde und sexuelle Gewalt bekannt.
Erster Charterflug mit US-Bürgern landet in Miami
Ein Charterflug mit Dutzenden Menschen mit einem US-amerikanischen Pass, die vor der eskalierenden Bandengewalt in Haiti fliehen, landete am Sonntag in Miami, so Beamte des US-Außenministeriums.
Mehr als 30 US-Bürgerinnen und Bürger waren an Bord des staatlich gecharterten Fluges, erklärten Beamte in einer Pressemitteilung. Er kam am internationalen Flughafen von Miami an, nachdem die US-Botschaft in Port-au-Prince zu Beginn dieses Monats US-Bürger und Bürgerinnen dringend dazu aufgerufen hatte, Haiti "so schnell wie möglich" zu verlassen.
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Menschen in Haiti am Rande einer Hungersnot
Der Hauptflughafen Haitis in Port-au-Prince bleibt nach den Bandenangriffen von letzter Woche weiterhin geschlossen. Das bringt viele Menschen an den Rand der Hungersnot bringt. Regierungs- und Hilfsorganisationen berichteten am Wochenende von Plünderungen von Hilfsgütern, während sich die Situation verschlimmerte.
Das UN-Büro in Haiti reagiert auf logistische Herausforderungen mit einer Luftbrücke zur Unterstützung von Ein- und Ausreisen sowie humanitärer Hilfe. Die Umsiedlung einiger Mitarbeitenden und verstärkte Präsenz sind zudem Teil der Maßnahmen. Die Sicherheit des Personals hat höchste Priorität, während die Situation weiter überwacht wird, so die UN in einer Pressemitteilung.