Tour-Doping: Skandal-Profi spricht Generalverdacht aus

Michael Rasmussen (r.) wurde bei der Tour de France 2007 von seinem damaligen Team ausgeschlossen

Kurz vor dem Start der Tour de France 2017 sorgte der Ausschluss des des Dopings überführten Sunweb-Fahrers Andre Cardoso für Schlagzeilen.

Doch seit die Profis durch Frankreich touren, ist es um das Thema der unerlaubten Leistungssteigerung ruhig geworden.

Das könnte sich nun ändern, denn ein ehemaliger Radsportler hat schwere Vorwürfe erhoben und einen Generalverdacht ausgesprochen.

Michael Rasmussen sagte der Süddeutschen Zeitung, dass es falsch sei zu glauben, dass heutzutage nur wenige Fahrer im Hauptfeld der Tour gedopt seien: "Es gibt halt nur ein paar Fahrer, die entdeckt werden."

Doping-Skandal um Rasmussen 2007

Der Däne wurde 2007 während der Tour als Träger des Gelben Trikots von seinem Team entlassen, nachdem es eine tagelange Farce um seine Verstöße gegen die Anti-Doping-Regeln gegeben hatte.

2013 gab Rasmussen dann zu, von 1998 bis 2010 nahezu ununterbrochen gedopt zu haben. Sein Ausschluss 2007 war einer der größten Skandale der Tour-Geschichte.

"Ich habe nicht eingesehen, warum weniger talentierte Fahrer schneller fahren sollten als ich", blickte er zurück: "Ich wusste seit Jugendzeiten, dass ich einer der besten Bergfahrer der Welt war. Aber plötzlich war das nicht mehr gut genug. Ich war am Anfang sauber, ich war noch immer unter den besten zehn der Welt."

Heute ist er als Journalist für eine dänische Zeitung bei der Tour und arbeitet außerdem als Sportmanager.

Nutella als Erklärung

Rasmussen glaubt, dass heute zwar weniger Profis zu leistungssteigernden Mitteln greifen, als noch vor zehn Jahren, als er selbst ausgeschlossen wurde - es würden jedoch auch weniger Fälle entdeckt.

"Leistungen werden jetzt mit mehr Rückenwind, anderen Rennverläufen, besseren Kopfkissen und weniger Nutella zum Frühstück erklärt", fügte Rasmussen an.

Der 43-Jährige geht davon aus, dass seit der ersten Ausgabe der Tour betrogen worden ist.

Rasmussen erhebt schwere Vorwürfe gegen Team

Seinen eigenen Rauswurf 2007 sieht der Däne kritisch und feuerte gegen sein Ex-Team Rabobank. Die Verantwortlichen begründeten seinerzeit Rasmussens Entlassung damit, dass er einen falschen Aufenthaltsort angegeben habe und deshalb für Kontrolleure nicht erreichbar war.

"Ich habe sie nie angelogen. Du kannst niemanden anlügen, der die Wahrheit kennt. Sie waren es ja, die das Epo im Teambus transportierten, sie gaben mir die Kontaktdaten der Blutbank, wo ich die Blutbeutel erhielt, sie gaben mir falsche Arztzertifikate, mit denen ich Kortison bekam", berichtete Rasmussen.

Der geständige Doper führte weiter aus: "Angeblich hatte ich interne Regeln verletzt. Aber es gab keine Regeln! Ich weiß nicht, ob es der Tour-Veranstalter war, der Weltverband oder die Welt-Anti-Doping-Agentur, aber ich bin sicher, dass mein Team unter extremem Druck stand, mich auszuschließen."