Neuschwanstein: Verdächtiger soll vorerst nicht ausgeliefert werden

Der tatverdächtige US-Amerikaner im Fall von Neuschwanstein wird nach Angaben der Staatsanwaltschaft vorerst nicht ausgeliefert.

Schloss Neuschwanstein
Ein Mann stößt zwei Touristinnen beim Schloss Neuschwanstein eine Schlucht hinab. Eine der beiden Frauen stirbt. (Bild: dpa)

Der 30-jährige Tourist steht im Verdacht, zwei Frauen im Alter von 21 und 22 Jahren am Mittwoch einen Abhang nahe der bei Touristen beliebten Marienbrücke in Schwangau herabgestoßen zu haben. Die Jüngere starb nach Polizeiangaben in der Nacht auf Donnerstag im Krankenhaus an ihren schweren Verletzungen, ihre Begleiterin wurde laut einem Polizeisprecher leicht verletzt.

Der mutmaßliche Täter konnte zunächst flüchten. Die Polizei leitete eine umfangreiche Fahndung rund um das Schloss ein. Beamte aus mehreren Orten fuhren zum Einsatzort, ein Spürhund und ein Polizeihubschrauber unterstützten die Suche. Der 30-Jährige konnte kurze Zeit später in der Nähe festgenommen werden. Er blieb einen Tag in Gewahrsam, ehe am Donnerstag Haftbefehl gegen ihn erlassen wurde.

Vorwurfs des Mordes und Mordversuchs

Das US-Außenministerium erklärte, Kenntnis über den Fall zu haben. Das US-Konsulat in München beobachte die Situation genau und stehe in Kontakt mit den zuständigen Behörden, sagte Sprecher Matthew Miller in Washington. Aus Datenschutzgründen könne er aber keine weiteren Angaben machen.

Eine Auslieferung komme derzeit nicht in Betracht, nachdem die deutschen Behörden das Ermittlungsverfahren führten, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Kempten, Thomas Hörmann, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur auf Nachfrage. Im Fall einer Verurteilung sei aber später eine Überstellung zur Strafvollstreckung denkbar. Weitere Angaben machte Hörmann nicht.

Der Verdächtige befindet sich wegen des Vorwurfs des Mordes und Mordversuchs in Untersuchungshaft. Die Ermittler gehen zudem von einem versuchten Sexualdelikt aus. Der Verdächtige habe sich zu den Vorwürfen vor dem Ermittlungsrichter geäußert, zum Inhalt mache er aber keine Angaben, sagte Hörmann. Ob sich der 30-Jährige allein in Deutschland aufgehalten habe und wie lange er schon im Land sei, dazu gebe es derzeit keine Erkenntnisse.

Ermittlungen gehen derweil weiter

Die Ermittler hoffen derweil weiter auf zahlreiche Fotos und Videos aus der Umgebung des Tatorts. Diese könnten in einem speziellen Portal hochgeladen werden, teilte die Polizei mit. Auch wenn der mutmaßliche Täter oder die beiden angegriffenen Frauen nur zufällig auf dem Material zu sehen seien, könne dies bei den Ermittlungen helfen. "Wir hoffen, dadurch die Situation vor und nach der Tat weiter aufhellen zu können", sagte ein Polizeisprecher

Darüber hinaus würden die Ermittler vor allem Spuren vom Tatort auswerten und einordnen, sagte der Polizeisprecher. Vor Ort nahe der bei Touristen beliebten Marienbrücke in Schwangau seien vorerst keine weiteren Ermittlungen geplant. Die Brücke und ihre Umgebung seien schon am Mittwoch kurz nach dem Vorfall wieder für Besucher freigegeben worden.

Im Sommer besuchen täglich mehr als 6000 Besucher das Schloss

Schloss Neuschwanstein zählt zu den berühmtesten und meist besuchten Sehenswürdigkeiten Deutschlands. In der Vergangenheit kamen mitunter fast eineinhalb Millionen Besucher pro Jahr zu der Sehenswürdigkeit. Im Sommer würden sich im Durchschnitt täglich mehr als 6000 Besucher durch Räume des Schlosses drängen, berichtet die Bayerische Schlösserverwaltung.