Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Unser Liveticker ist für heute beendet. Die wichtigsten News des Tages können Sie hier nachlesen.

  • Scholz stellt neue Sanktionen gegen Russland in Aussicht

  • Johnson wirft Putin Kriegsverbrechen vor

  • Russland weist Schuld an Massaker in ukrainischem Butscha von sich

  • Von der Leyen entsetzt über Leichenfunde in Ukraine

  • Kiews Bürgermeister Klitschko wirft Russland Völkermord vor

  • EU-Ratspräsident wirft Russland Massaker in Butscha vor

  • Ukrainischer Botschafter greift Bundespräsidenten scharf an

  • Kiews Präsidentenberater: Viele tote Zivilisten in Butscha

 

+++ Scholz stellt neue Sanktionen gegen Russland in Aussicht +++

Bundeskanzler Olaf Scholz hat nach den Gräueltaten russicher Truppen im ukrainischen Butscha neue Sanktionen gegen Russland in Aussicht gestellt. «Wir werden im Kreis der Verbündeten in den nächsten Tagen weitere Maßnahmen beschließen», kündigte der SPD-Politiker am Sonntag an, ohne weitere Details zu nennen. Der russische Präsident Wladimir Putin und seine Unterstützer würden die Folgen spüren. «Und wir werden der Ukraine weiterhin Waffen zur Verfügung stellen, damit sie sich gegen die russische Invasion verteidigen kann.»

Scholz beschrieb die Szenen aus Butscha, einem Vorort von Kiew, der bis vor wenigen Tagen von russischen Truppen besetzt war: «Straßen übersät mit Leichen. Notdürftig verscharrte Körper.» Er betonte: «Die Ermordung von Zivilisten ist ein Kriegsverbrechen. Diese Verbrechen der russischen Streitkräfte müssen wir schonungslos aufklären.»

+++ Mehr als 400 tote Zivilisten nach russischem Abzug bei Kiew gefunden +++

Nach dem Abzug russischer Truppen hat die Ukraine eigenen Angaben zufolge in der Region rund um die Hauptstadt Kiew die Leichen von insgesamt 410 Bewohnern geborgen. «Das ist eine Hölle, die dokumentiert werden muss, damit die Unmenschen, die sie geschaffen haben, bestraft werden», schrieb die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa am Sonntagabend auf Facebook. Gerichtsmediziner und andere Spezialisten seien im Einsatz, um die Leichen zu untersuchen und Ermittlungen aufzunehmen.

Die stellvertretende Verteidigungsministerin der Ukraine, Hanna Maljar, hatte zuvor mitgeteilt, dass die Armee mehr als fünf Wochen nach dem russischen Einmarsch wieder die volle militärische Kontrolle über die Region um Kiew erlangt habe. Für internationales Entsetzen sorgten am Sonntag Bilder aus dem Vorort Butscha, wo Leichen von Bewohnern auf der Straße lagen. Die Ukraine macht für das Massaker russische Truppen verantwortlich, die die kleine Stadt bis vor kurzem besetzt hatten. Moskau bestreitet das.

+++ Johnson wirft Putin Kriegsverbrechen vor +++

Der britische Premierminister Boris Johnson hat die Gräueltaten an der ukrainischen Zivilbevölkerung scharf verurteilt. «Russlands verabscheuenswürdige Angriffe auf unschuldige Zivilisten in Irpin und Butscha sind weitere Beweise dafür, dass (der russische Präsident Wladimir) Putin und seine Armee in der Ukraine Kriegsverbrechen begehen», sagte Johnson einer Mitteilung vom Sonntag zufolge.

Der britische Premier versprach, «alles in meiner Macht zu tun, um Putins Kriegsmaschinerie auszuhungern». London werde sowohl die Sanktionen gegen Moskau verschärfen als auch die Waffenlieferungen und die humanitäre Hilfe für die Ukraine erhöhen, fügte Johnson hinzu.

Der Premier bekräftigte die britische Unterstützung für eine Untersuchung von Gräueltaten in der Ukraine durch den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag. London werde die finanzielle Unterstützung dafür aufstocken und spezialisierte Ermittler entsenden, sagte Johnson. Er fügte hinzu: «Wir werden nicht ruhen, bis der Gerechtigkeit Genüge getan ist.»

+++ Russland weist Schuld an Massaker in ukrainischem Butscha von sich +++

Russland hat die Schuld für das Massaker an der Zivilbevölkerung in der ukrainischen Stadt Butscha von sich gewiesen. «In der Zeit, in der die Siedlung unter der Kontrolle der russischen Streitkräfte stand, hat kein einziger Einwohner unter irgendwelchen Gewalttaten gelitten», heißt es in einer am Sonntag veröffentlichten Mitteilung des russischen Verteidigungsministeriums. Die russischen Soldaten hätten den Kiewer Vorort bereits am vergangenen Mittwoch verlassen.

Bilder aus Butscha hatten am Sonntag weltweit Entsetzen ausgelöst. Auf Fotos und Videos ist zu sehen, wie mitten auf der Straße die Körper toter Zivilisten liegen. Die ukrainische Seite macht dafür russische Soldaten verantwortlich, die die kleine Stadt bis vor kurzem besetzt hatten. Das russische Verteidigungsministerium hingegen sprach im Mitteilungsdienst Telegram von einer «geplanten Medienkampagne» und vermittelte den Eindruck, dass die ukrainische Armee die Zivilisten durch Beschuss selbst getötet haben könnte. Belege dafür gab es nicht.

Die Behörde in Moskau deutete zudem an, dass die Aufnahmen gefälscht sein könnten - etwa weil einer der Menschen, die am Straßenrand liegen, in einer Videoaufnahme angeblich seine Hand bewegen soll. Das ist jedoch falsch. In dem entsprechenden Video ist keine Handbewegung zu sehen. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge handelt es sich um Leichen, die dort liegen. Auch in weiteren Aufnahmen, die in derselben Straße unter anderem von Pressefotografen gemacht wurden, liegen die Leichen an exakt derselben Stelle.

+++ Selenskyj wirft russischen Truppen «Völkermord» vor +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den russischen Truppen angesichts von Gräueltaten gegen Zivilisten einen Genozid vorgeworfen. «Das ist in der Tat ein Völkermord», sagte Selenskyj dem US-Sender CBS am Sonntag laut Übersetzer auf eine entsprechende Frage der Moderatorin. «Wir sind Bürger der Ukraine und wollen nicht der Politik der Russischen Föderation unterworfen werden. Und das ist der Grund, warum wir zerstört und ausgelöscht werden. Und das geschieht im Europa des 21. Jahrhunderts.» Nicht nur der russische Präsident Wladimir Putin, auch die für Gräueltaten verantwortlichen russischen Militärs müssten auf der Grundlage geltenden Rechts zur Rechenschaft gezogen werden.

Selenskyj zeigte Fassungslosigkeit angesichts der Gewalt. «Wenn wir Menschen finden, deren Hände auf dem Rücken gefesselt sind und die enthauptet wurden, dann verstehe ich das nicht.» Den «Verbrechern» reiche es nicht, Kinder zu töten, sie würden sie noch dazu foltern. Nach dem Rückzug russischer Truppen aus dem Nordwesten der ukrainischen Hauptstadt sorgten Aufnahmen von Leichen auf den Straßen von Butscha international für Entsetzen.

Selenskyj sagte, seine Pflicht als Präsident sei es trotzdem, mit Putin zu verhandeln. «Es gibt keinen anderen Weg als den Dialog, wenn wir nicht wollen, dass Hunderttausende, dass Millionen sterben.» Er forderte den Rückzug aller russischen Truppen hinter die Grenzen, die vor der Invasion im Februar bestanden.

+++ Macron will Russland wegen Butscha zur Verantwortung ziehen +++

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will nach der Entdeckung zahlreicher getöteter Zivilisten in der Umgebung der ukrainischen Hauptstadt Kiew Russland zur Verantwortung ziehen. Die Bilder aus der Stadt Butscha mit «Hunderten feige ermordeter Zivilisten auf den Straßen» seien unerträglich, schrieb der Staatschef am Sonntag auf Twitter. «Die russischen Behörden müssen sich für diese Verbrechen verantworten.»

In Butscha waren nach dem Rückzug der russischen Armee zahlreiche Tote gefunden worden. Nach Angaben der Behörden wurden inzwischen 280 Menschen in Massengräbern beerdigt.

+++ Butscha nach dem Abzug - "Die Hölle des 21. Jahrhunderts" +++

Kiew (dpa) - Überall liegen Leichen. Manche wenigstens noch mit einer Decke verhüllt. Andere einfach so liegen gelassen, neben ihrem Fahrrad oder irgendwo im Straßengraben.

In der ukrainischen Stadt Butscha, 25 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Kiew, bietet sich nach dem Rückzug der russischen Armee ein Bild des Grauens. Auf einer Straße der Kleinstadt mit einst 27.000 Einwohnern sind alle paar Meter leblose Körper zu sehen. Ein Geländewagen mit ukrainischen Soldaten muss ständig ausweichen, wie Videos zeigen. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko spricht von «Völkermord».

Es sind verstörende Aufnahmen aus der Kiewer Vorstadt, die seit Beginn des Kriegs vor jetzt schon mehr als fünf Wochen heftig umkämpft war. Ein Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Mychajlo Podoljak, verbreitet auf Twitter Bilder von erschossenen Männern. Einem von ihnen sind die Hände auf dem Rücken gefesselt. «Die Hölle des 21. Jahrhunderts», schreibt Podoljak dazu.

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+++ Von der Leyen entsetzt über Leichenfunde in Ukraine +++

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat sich nach der Entdeckung zahlreicher getöteter Zivilisten in der Region um Kiew entsetzt gezeigt. «Eine unabhängige Untersuchung ist dringend erforderlich», schrieb die deutsche Politikerin am Sonntag auf Twitter. Zugleich versicherte sie, dass die Verantwortlichen für Kriegsverbrechen zur Rechenschaft gezogen würden. In Butscha nahe der ukrainischen Hauptstadt Kiew waren nach dem Rückzug der russischen Armee zahlreiche Tote gefunden worden.

Nach Angaben der Behörden wurden inzwischen 280 Menschen in Massengräbern beerdigt. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak teilte auf Twitter ein Foto, auf dem erschossene Männer zu sehen waren. Einem waren die Hände auf dem Rücken gefesselt. Die Echtheit konnte nicht unabhängig geprüft werden. Podoljak schrieb dazu: «Sie waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar.»

+++ Kiews Bürgermeister Klitschko wirft Russland Völkermord vor +++

Nach dem Rückzug russischer Truppen aus dem Gebiet rund um die ukrainische Hauptstadt Kiew sorgen Fotos von getöteten Menschen in der zurückeroberten Stadt Butscha für Entsetzen. «Das, was in Butscha und anderen Vororten von Kiew passiert ist, kann man nur als Völkermord bezeichnen», sagte der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko am Sonntag der «Bild». Zugleich machte er Russlands Präsident Wladimir Putin persönlich dafür verantwortlich. «Es sind grausame Kriegsverbrechen, die Putin dort zu verantworten hat. Zivilisten, die mit verbundenen Händen erschossen wurden.»

Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak teilte im Kurznachrichtendienst Twitter ein Foto, auf dem erschossene Männer zu sehen waren. Einem der Männer waren die Hände auf dem Rücken gefesselt. Die Echtheit konnte nicht unabhängig geprüft werden. Auf einem anderen Foto waren Leichen auf einer Straße zu sehen. «Die Hölle des 21. Jahrhunderts», kommentierte Podoljak.

Klitschko forderte: «Für die ganze Welt und insbesondere Deutschland kann es nur eine Konsequenz geben: Kein Cent darf mehr nach Russland gehen, das ist blutiges Geld, mit dem Menschen abgeschlachtet werden.» Ein Embargo auf russisches Gas und Öl müsse sofort kommen. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau nahm zu den Vorwürfen zunächst nicht Stellung.

+++ Baerbock kündigt härtere Sanktionen gegen Moskau und weitere Hilfen für Kiew an +++

Annalena Baerbock (Bild: Bernd von Jutrczenka/Pool via REUTERS)
Annalena Baerbock (Bild: Bernd von Jutrczenka/Pool via REUTERS)

Die Bundesregierung hat als Reaktion auf die Funde zahlreicher Leichen im ukrainischen Ort Butscha härtere Sanktionen gegen Moskau und weitere Militärhilfen für Kiew angekündigt. Die Bilder der "hemmungslosen Gewalt" aus dem Vorort der Hauptstadt Kiew nach dem Rückzug der russischen Truppen seien "unerträglich", schrieb Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) am Sonntag im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Die Verantwortlichen für diese Kriegsverbrechen müssen zur Rechenschaft gezogen werden."

Die "hemmungslose Gewalt" des russischen Präsidenten Wladimir Putin "löscht unschuldige Familien aus und kennt keine Grenzen", schrieb Baerbock. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte der "Bild"-Zeitung (Montagsausgabe): "Dieses furchtbare Kriegsverbrechen kann nicht unbeantwortet bleiben." Er halte eine Verschärfung der Sanktionen für angezeigt. Dies werde mit "unseren Partnern in der EU" vorbereitet. Ähnlich hatte sich zuvor schon EU-Ratspräsident Charles Michel geäußert.

Die russische Armee hatte sich zuletzt in der Region um Kiew zurückgezogen. In Butscha wurden danach laut Angaben der ukrainischen Behörden fast 300 Leichen gefunden. Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichteten, dass zahlreiche Toten zivile Kleidung getragen hätten. Sie sahen auf einer einzigen Straße in Butscha mindestens 20 Leichen liegen. Mindestens einem der Toten waren die Hände gefesselt.

+++ Russland: Raketen auf Treibstofflager bei Odessa gefeuert +++

Russland hat nach eigenen Angaben Ziele nahe der ukrainischen Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer angegriffen.

Von Schiffen und Flugzeugen aus seien Raketen auf eine Ölraffinerie und drei Treibstofflager abgefeuert worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Der Stadtrat der Metropole mit etwa einer Million Einwohnern hatte zuvor schon von Bränden im Stadtgebiet berichtet. Später berichtete auch der Bürgermeister der rund 130 Kilometer südöstlich gelegenen Stadt Mykolajiw, Olexander Senkewytsch, von mehrereren Raketenangriffen. Nähere Angaben gab es zunächst nicht.

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+++ EU-Ratspräsident wirft Russland Massaker in Butscha vor +++

EU-Ratspräsident Charles Michel hat Russland für Gräueltaten in der Umgebung der ukrainischen Hauptstadt Kiew verantwortlich gemacht. Der belgische Politiker warf den russischen Truppen am Sonntag im Internetdienst Twitter vor, in der Vorortgemeinde Butscha ein Massaker angerichtet zu haben. Die EU werde beim Sammeln von Beweisen helfen, um die Verantwortlichen vor internationale Gerichte stellen zu können. Zugleich kündigte er weitere EU-Sanktionen gegen Russland und Unterstützung für die Ukraine an.

In Butscha waren nach dem Rückzug der russischen Armee zahlreiche Tote gefunden worden. Auch auf den Straßen lagen Leichen. Nach Angaben der Behörden wurden inzwischen 280 Menschen in Massengräbern beerdigt. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak teilte auf Twitter ein Foto, auf dem erschossene Männer zu sehen waren. Einem waren die Hände auf dem Rücken gefesselt. Die Echtheit konnte nicht unabhängig geprüft werden.

+++ Bericht: Zahl Ukraine-Flüchtlinge in Deutschland übersteigt 300.000 +++

Die Zahl der in Deutschland registrierten Ukraine-Flüchtlinge hat einem Bericht zufolge die Zahl von 300.000 überschritten. Wie die "Rheinische Post" in ihrer Montagsausgabe unter Berufung auf die Bundespolizei berichtet, wurden seit Kriegsbeginn hierzulande 303.474 Geflüchtete mit Ukraine-Bezug registriert. Dabei handelt es sich um den Stand vom Samstag, das waren demnach 3651 Menschen mehr als am Vortag.

Die tatsächliche Zahl dürfte aber wesentlich höher sein, da Einreisende an den deutschen Grenzen nicht lückenlos erfasst werden. Menschen aus der Ukraine dürfen sich zudem 90 Tage lang visafrei in Deutschland aufhalten und frei bewegen.

Nach Angaben der UNO flohen bislang seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine 4,14 Millionen Menschen aus dem Land. Millionen weitere Bürgerinnen und Bürger sind innerhalb des Landes auf der Flucht.

+++ Ukraine will neuen Anlauf zu Evakuierung aus Mariupol starten +++

Gemeinsam mit dem Roten Kreuz will die Ukraine an diesem Sonntag einen neuen Versuch zur Evakuierung von Menschen aus der belagerten Hafenstadt Mariupol unternehmen. «Sieben Busse werden versuchen, näher an Mariupol heranzukommen», teilte Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk im Nachrichtenkanal Telegram mit. Diese Busse würden von Vertretern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz begleitet.

In der umkämpften und inzwischen auch schwer beschädigten Stadt halten sich nach Schätzungen noch etwa 100 000 Einwohner auf. In den vergangenen Tagen hatte es schon mehrere Versuche gegeben, Mariupol zu erreichen. Russland wirft dem Roten Kreuz vor, die Evakuierung schlecht vorbereitet zu haben. Am Samstag habe ein Konvoi aus unbekannten Gründen mit großer Verspätung nicht einmal die Stadt Berdjansk als geplante Zwischenstation erreicht, hieß es aus Moskau.

Wereschtschuk zufolge standen am Sonntag 17 Busse in der Nähe von Berdjansk bereit. Zehn davon seien für die Einwohner von Mariupol bestimmt. Wenn die Busse nicht durchkämen, sollten sie in Berdjansk warten. Zudem sei über einen anderen Fluchtweg die Fahrt mit privaten Pkw von Mariupol in das nordwestlich gelegene Saporischschja möglich.

+++ Moskau dämpft Hoffnungen auf Präsidenten-Treffen +++

Russland hat Hoffnungen der Ukraine auf ein baldiges Spitzentreffen der beiden Präsidenten Wladimir Putin und Wolodymyr Selenskyj zur Beendigung des Kriegs gedämpft.

Es gebe noch viel zu tun, sagte der russische Verhandlungsführer Wladimir Medinski am Sonntag der Nachrichtenagentur Interfax. «Ich teile leider nicht den Optimismus von Arachamija.» Zuvor hatte der ukrainische Chefunterhändler David Arachamija im ukrainischen Fernsehen von einem möglicherweise baldigen Treffen der beiden Staatschefs gesprochen.

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+++ Ukrainischer Botschafter greift Bundespräsidenten scharf an +++

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs eine zu große Nähe zu Russland vorgeworfen. "Für Steinmeier war und bleibt das Verhältnis zu Russland etwas Fundamentales, ja Heiliges, egal was geschieht, auch der Angriffskrieg spielt da keine große Rolle", sagte Melnyk dem "Tagesspiegel" (Sonntagsausgabe).

Russlands Präsident Wladimir Putin vertrete die Ansicht, dass "es kein ukrainisches Volk, keine Sprache, keine Kultur, und daher auch keinen Staat" gebe, fügte Melnyk hinzu. "Steinmeier scheint den Gedanken zu teilen, dass die Ukrainer eigentlich kein Subjekt sind."

Deutschland habe weiterhin zu viele Eigeninteressen gegenüber Russland, etwa in Bezug auf Gas, Öl und Kohle, sagte der Botschaft. Schuld daran sei auch Steinmeiers Agieren als Kanzleramtschefs und später als Außenminister. "Steinmeier hat seit Jahrzehnten ein Spinnennetz der Kontakte mit Russland geknüpft. Darin sind viele Leute verwickelt, die jetzt in der Ampel das Sagen haben."

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+++ Weniger Ukraine-Flüchtlinge kommen nach Deutschland +++

Der erste große Ansturm ist vorbei. Zwischen dem 5. März und dem 19. März hat die Bundespolizei täglich mehr als Zehntausend neu eintreffende Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine gezählt. An manchen Tagen kamen über 15 000 Menschen nach Deutschland. Inzwischen erfasst die Polizei bei ihren Kontrollen im Grenzraum pro Tag zwischen 5000 und 7000 Neuankömmlinge, vor allem Frauen, Kinder und alte Menschen. Insgesamt hat die Polizei seit Beginn des russischen Angriffskriegs am 24. Februar rund 300 000 Kriegsflüchtlinge erfasst.

Der leichte Rückgang bei der Zahl der Flüchtlinge aus der Ukraine, die nach Deutschland kommen, hat möglicherweise mit dem Kriegsverlauf in der Ukraine zu tun - mit Fluchtrouten, die versperrt oder zu gefährlich sind. Einige Vertriebene haben wohl auch die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr. Das zeigt sich auch, wenn Helfer und Behördenvertreter in Berlin und anderen deutschen Großstädten versuchen, Flüchtlinge zur Weiterreise in andere Kommunen zu bewegen, in denen noch mehr Schlafplätze vorhanden sind.

Viele Geflüchtete sagen dann, sie wollten nicht weiterziehen. Die Transportkapazitäten, die der Bund zur Verfügung stellt, sind deshalb oft nicht ausgelastet. Neben dem Wunsch, in einer größeren Stadt zu bleiben, wo man sich einen besseren Lebensstandard erhofft, spielt hier auch die Überlegung eine Rolle, von einem Verkehrsknotenpunkt aus - sobald möglich - schneller in die Heimat zurückkehren zu können.

+++ SPD-Innenpolitiker Hartmann: Prognose zu Flüchtlingsandrang schwierig +++

Wie viele Kriegsflüchtlinge in den nächsten Wochen noch nach Deutschland kommen werden, ist nach Einschätzung des SPD-Innenpolitikers Sebastian Hartmann kaum vorherzusagen. "Die Flüchtlingssituation bleibt sehr dynamisch, denn sie ist eng verknüpft mit dem Kriegsgeschehen", sagte der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion der Deutschen Presse-Agentur. Prognosen blieben daher weiterhin schwierig. Umso wichtiger sei es deshalb, pragmatisch zu handeln. Aus dem Präsidium des Deutschen Städtetages war vor einigen Tagen zu hören gewesen, die Bundesregierung gehe in ihren Schätzungen aktuell von rund einer Million Flüchtlingen aus.

"Ich plädiere für pragmatische Lösungen, das ist besser als eine perfekte Lösung, die dazu führt, dass wir viel Zeit verlieren", sagte Hartmann. Die meisten der rund 300 000 von der Bundespolizei bisher erfassten Flüchtlinge aus der Ukraine kommen immer noch in Berlin an. Von dort und von den sogenannten Drehkreuzen in Hannover und Cottbus werden sie teilweise mit Bussen in andere Regionen gebracht und dann den Kommunen zugewiesen. "In meinem Wahlkreis herrscht Wohnraummangel, teilweise müssen Menschen deshalb in Hallen untergebracht werden", sagte Hartmann.

+++ Selenskyj erwartet russische Angriffe im Donbass und im Süden +++

Nach dem Abzug russischer Truppen aus der Umgebung der ukrainischen Hauptstadt Kiew rechnet Präsident Wolodymyr Selensky nunmehr mit russischen Angriffen im Donbass und im Süden des Landes. "Was ist das Ziel der russischen Armee? Sie wollen sowohl den Donbass als auch den Süden der Ukraine erobern", sagte Selenskyj in einer Videobotschaft in der Nacht zum Sonntag. "Und was ist unser Ziel? Wir wollen uns, unsere Freiheit, unser Land und unsere Menschen schützen."

Um den russischen Plänen entgegenzuwirken, werde die Abwehr der ukrainischen Streitkräfte in östlicher Richtung verstärkt. "Und das wohl wissend, dass der Feind Reserven hat, um den Druck zu verstärken." Zugleich verfolgten ukrainische Einheiten die nördlich von Kiew und bei Tschernihiw zurückweichenden russischen Truppen, sagte Selenskyj. Auch sorge der Kampf um die "heroische" Hafenstadt Mariupol dafür, dass große russische Verbände gebunden seien.

+++ Polens Vize-Regierungschef offen für Stationierung von US-Atomwaffen +++

Polens Vize-Regierungschef Jaroslaw Kaczynski ist offen für eine Stationierung amerikanischer Atomwaffen in seinem Land. "Wenn die Amerikaner uns bitten würden, US-Atomwaffen in Polen einzulagern, so wären wir dafür aufgeschlossen. Es würde die Abschreckung gegenüber Moskau deutlich verstärken", sagte der nationalkonservative Politiker der "Welt am Sonntag". Im Moment stelle sich diese Frage nicht, "aber das kann sich bald ändern". Die Initiative müsste von den Amerikanern ausgehen, sagte er. Aber grundsätzlich ergebe es Sinn, die nukleare Teilhabe auf die Nato-Ostflanke auszuweiten.

Russland hatte vor gut fünf Wochen einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine begonnen, das auch an Polen grenzt.

Auch würde es Polen nach Kaczynskis Worten begrüßen, wenn die Amerikaner künftig ihre Präsenz in Europa wegen der zunehmenden Aggressivität Russlands von derzeit 100 000 Soldaten auf 150 000 Soldaten erhöhen würden. Davon sollten nach seiner Ansicht 75 000 Soldaten fest an der Ostflanke, also an den Grenzen zu Russland, stationiert werden, 50 000 Soldaten alleine im Baltikum und in Polen. Er sagte: "Soldaten der Nuklearmacht Amerika schrecken Russland am stärksten von einem Angriff auf die Nato-Länder ab und geben uns am meisten Sicherheit."

+++ Kiews Präsidentenberater: Viele tote Zivilisten in Butscha +++

Ukrainische Truppen haben in der zurückeroberten Stadt Butscha nordwestlich von Kiew Dutzende tote Zivilisten entdeckt.

Viele von ihnen seien von russischen Soldaten erschossen worden, twitterte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak. «Sie waren nicht beim Militär, sie hatten keine Waffen, sie stellten keine Bedrohung dar», schrieb er. «Wie viele derartige Fälle ereignen sich gerade in den besetzten Gebieten?»

Auf einem Foto, das Podoljak in seinem Tweet teilte, waren erschossene Männer zu sehen, bei einem von ihnen waren die Hände auf dem Rücken gefesselt. Die Echtheit des Bildes konnte nicht unabhängig geprüft werden. Auch weitere Berichte ukrainischer Medien über vermeintliche Gräueltaten russischer Soldaten konnten nicht unabhängig überprüft oder bestätigt waren.

Die Behörden beerdigten unterdessen rund 280 Zivilisten in Butscha in einem Massengrab. Die Leichen konnten während der russischen Besatzungszeit nicht beigesetzt werden, verlautete nach Angaben der «Ukrajinksa Prawda» aus der Verwaltung.

+++ Litauen stellt russische Gasimporte ein +++

Litauen hat den Import von Erdgas aus Russland nach eigenen Angaben eingestellt. Das Gasnetz des baltischen EU- und Nato-Landes funktioniere seit Monatsbeginn ohne russische Gasimporte, teilte das Energieministerium in Vilnius mit.

Dies werde durch Daten des litauischen Netzbetreibers bestätigt. Daraus gehe demnach hervor, das am 2. April kein Gas über die Verbindungsleitung zwischen Litauen und Belarus importiert wurde.

«Wir sind das erste EU-Land unter den Lieferländern von Gazprom, das unabhängig von russischen Gaslieferungen ist», wurde Energieminister Dainius Kreivys in der Mitteilung zitiert. Demnach werde der gesamte litauische Gasbedarf nun über das Flüssiggas-Terminal in der Ostsee-Hafenstadt Klaipeda gedeckt.

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+++ Ukraine: Gesamte Region um Hauptstadt Kiew "befreit" +++

Nach wochenlangen Kämpfen hat die ukrainische Armee nach Regierungsangaben die Region um die Hauptstadt Kiew wieder vollständig unter ihre Kontrolle gebracht. "Irpin, Butscha, Hostomel und die gesamte Region Kiew wurden von den Invasoren befreit", schrieb Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maliar am Samstag auf Facebook. Die ukrainische Regierung meldete einen "schnellen Rückzug" der russischen Truppen im Norden des Landes. Im Kiewer Vorort Butscha wurden nach dem Abzug der russischen Armee zahlreiche Leichen auf den Straßen entdeckt.

Die russischen Truppen hatten sich bereits in den vergangenen Tagen aus den nordwestlich von Kiew gelegenen Vororten Irpin und Butscha zurückgezogen, nachdem ihr Versuch, die ukrainische Hauptstadt einzukesseln, gescheitert war.

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VIDEO: Krieg in der Ukraine: Russische Armee zieht sich laut Kiew "rasch" aus dem Norden des Landes zurück