Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Samstag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)
Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen.

  • Lieferstopp von Gazprom - Ukraine bietet Pipelines als Ersatz an

  • Tote und Verletzte bei neuen russischen Angriffen in der Ukraine

  • Selenskyj: Moskau nutzt Gas zur Erpressung

  • Moskau nennt möglichen EU-Einreisestopp für Russen «Nazi-Politik»

  • Macron appelliert: Müssen Preis für unsere Freiheit und Werte zahlen

  • Russische Flugabwehr auf der Krim aktiv

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Lieferstopp von Gazprom - Ukraine bietet Pipelines als Ersatz an +++

Wegen des kommenden kurzen Lieferstopps für russisches Gas durch die Ostsee bietet die Ukraine ihre Pipelines als Ersatz an. «Die Kapazitäten des ukrainischen Gastransportsystems und der Route durch Polen sind mehr als ausreichend, um die Erfüllung der Lieferverpflichtungen von russischem Gas in europäische Länder sicherzustellen». Das teilte der Betreiber des ukrainischen Gasleitungsnetzes am Freitagabend in Kiew mit.

Die Alternativroute biete sich «angesichts chronischer Unterbrechungen der Arbeit von Nord Stream 1» an. Der russische Gasriese Gazprom hatte am Freitag angekündigt, den Gasfluss durch die Ostsee-Leitung Nord Stream 1 wegen Wartungsarbeiten vom 31. August bis 2. September zu stoppen. Ohnehin werden derzeit nur 20 Prozent der Kapazität der Pipeline genutzt.

+++ Tote und Verletzte bei neuen russischen Angriffen in der Ukraine +++

Russland hat bei neuen Raketen- und Artillerieangriffen in der Ukraine nach Angaben aus Kiew auch Zivilisten und nicht militärische Infrastruktur beschossen. Im Gebiet Donezk seien innerhalb von 24 Stunden 7 Zivilisten getötet und weitere 13 verletzt worden, teilte der Generalstab in Kiew am Samstag mit. «Das Gebiet hat kein Gas, teils kein Wasser und keinen Strom. Die Evakuierung der Bevölkerung wird fortgesetzt.» Vielerorts seien die russischen Angriffe erfolgreich abgewehrt worden, hieß es. Auch die ukrainische Luftwaffe habe feindliche Stellungen attackiert.

Überprüfbar waren die Angaben von unabhängiger Seite zunächst nicht. In der Stadt Oleksandriwka seien am Samstag neun Menschen in einem fünfgeschossigen Haus durch russischen Beschuss verletzt worden, darunter Kinder, sagte der Gouverneur des südukrainischen Gebiets Mykolajiw, Witalij Kim. Der Generalstab berichtete ebenfalls, das Gebiet Mykolajiw sei massiv mit Raketen beschossen worden. Auch in der südukrainischen und fast vollständig von russischen Truppen kontrollierten Region Cherson bleibe die Lage schwierig, hieß es.

Russland bestätigte in seinem Lagebericht eine Fortsetzung der Angriffe gegen die Ukraine. Im Gebiet Charkiw seien bei Attacken gegen ukrainische nationalistische Einheiten mehr als 100 Kämpfer «vernichtet» worden, sagte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow in Moskau. Dabei seien auch bis zu 20 US-Bürger getötet worden. Von unabhängiger Seite überprüfbar waren diese Angaben nicht. Kiew hatte für ausländische Soldaten eine internationale Legion gegründet.

Insgesamt sprach Konaschenkow von mehr als 800 getöteten ukrainischen Kämpfern innerhalb von 24 Stunden in verschiedenen Regionen, darunter auch im Gebiet Donezk und Dnipropetrowsk. Demnach wurden erneut auch Basen, Militärtechnik, Treibstoff- und Munitionslager zerstört. Moskau behauptete zudem, dass Ende Juli im Gebiet Saporischschja eingesetzte russische Soldaten mit Vergiftungserscheinungen in ein Krankenhaus gebracht worden seien. Demnach sollen sie mit einer chemischen Substanz vergiftet worden sein.

+++ Selenskyj: Moskau nutzt Gas zur Erpressung +++

Zu den deutschen Sorgen wegen der Gasversorgung kommt noch ein dreitägiger Lieferstopp für russisches Gas Ende August. Wegen Wartung einer Turbine werde vom 31. August bis 2. September kein Gas durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland transportiert, kündigte der russische Gaskonzern Gazprom an.

Wolodymyr Selenskyj. (Bid: dpa)
Wolodymyr Selenskyj. (Bid: dpa)

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Moskau vor, Energie zur Erpressung zu nutzen. «Russland braucht diese Pipelines nur, um in Europa Probleme zu schaffen, nicht um mit Gas zu helfen», sagte er am Freitag. Je eher die europäischen Staaten sich unabhängig von russischer Energie machten, desto eher würden sie ruhig durch die Winter kommen. Ohne FDP-Vize Wolfgang Kubicki zu nennen, sprach Selenskyj von «absurden Äußerungen» in Deutschland, Nord Stream 2 in Betrieb zu nehmen.

+++ Moskau nennt möglichen EU-Einreisestopp für Russen «Nazi-Politik» +++

Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu hat die Vorschläge für ein EU-weites Einreiseverbot von Russen in die Europäische Union als «Nazi-Politik» kritisiert. «Wir beobachten heute noch ein klares Hervortreten einer nazistischen Politik, wenn von den höchsten europäischen Tribünen aktiv die russophobe Idee vorangetrieben wird, allen russischen Bürgern die Einreise in die Länder der EU zu verbieten», sagte Schoigu am Samstag auf dem Ersten Internationalen Antifaschistischen Kongress in der Nähe von Moskau.

Immer mehr Länder setzen der Reisefreiheit Grenzen und schränken die Vergabe von Schengen-Visa an Russen im Alleingang ein. Dazu gehören Estland, Lettland, Litauen und Tschechien. Finnland will ab September folgen, Polen erwägt eine ähnliche Regelung. Dänemark dringt auf eine EU-Lösung und will sonst ebenfalls selbst handeln.

+++ Macron appelliert: Müssen Preis für unsere Freiheit und Werte zahlen +++

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilt und angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Sanktionspolitik an die Bereitschaft der Franzosen appelliert, den «Preis der Freiheit» zu bezahlen.

Emmanuel Macron (Symbolbild: Reuters)
Emmanuel Macron (Symbolbild: Reuters)

«Ich denke an unser Volk, das Seelenstärke braucht, um der kommenden Zeit entgegenzusehen, der Ungewissheit zu widerstehen, manchmal der Bequemlichkeit und der Widrigkeit und um gemeinsam zu akzeptieren, den Preis für unsere Freiheit und Werte zu bezahlen», sagte Macron am Freitagabend bei einem Weltkriegsgedenken im südfranzösischen Bormes-les-Mimosas.

Seit der von Russlands Präsident Wladimir Putin gestarteten brutalen Attacke sei der Krieg auf europäischen Boden und nur einige Stunden von der französischen Grenze entfernt zurückgekehrt, sagte Macron. Zugleich würdigte er den heldenhaften Einsatz des ukrainischen Volkes gegen die russische Armee.

+++ Russische Flugabwehr auf der Krim aktiv +++

Die 2014 von Russland annektierte Krim wird als Rückraum für die in der Südukraine angreifenden russischen Truppen immer unsicherer. In der Nähe von Jewpatorija im Westen der Halbinsel Krim hatte es vergangene Woche verheerende Explosionen auf dem Fliegerhorst Saki gegeben, die zahlreiche russische Kampfflugzeuge zerstörten.

Über Sewastopol habe die Flugabwehr ihre Ziele getroffen, teilte der russische Verwaltungschef der Stadt, Michail Raswoschajew, mit. «Wie viele andere Einwohner haben ich Explosionen über dem Zentrum gehört», schrieb er auf Telegram. «Vermutlich Drohnen.» Nicht verifizierte Videos im Internet, die angeblich aus Sewastopol und Jewpatorija stammten, zeigten Leuchtspuren von Flugabwehrfeuer. Am Donnerstagabend waren angeblich Drohnen über der Stadt Kertsch und dem Militärflugplatz Belbek bei Sewastopol abgeschossen worden.

+++ Krim: Drohne am Stab der Schwarzmeerflotte abgeschossen +++

Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim ist es erneut zu einer Explosion gekommen. Am Samstag schlugen in der Stadt Sewastopol nach Angaben der Behörden Trümmerteile einer abgeschossenen Drohne im Stabsgebäude der Schwarzmeerflotte ein. Die Luftabwehr der Flotte habe die Drohne getroffen, sagte der Verwaltungschef der Stadt, Michail Raswoschajew. «Sie fiel auf das Dach und brannte.» Es gebe keine Opfer.

Der Beamte veröffentlichte ein Bild des zerstörten Dachs. Raswoschajew machte der Ukraine für den Angriff verantwortlich. Russland hatte die Krim 2014 annektiert.

+++ Niedersachsens Regierungschef für Rettungsschirm für Energiebranche +++

Der Bund sollte wegen der Gaskrise nach Ansicht des niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil einen Rettungsschirm für die Energiebranche aufspannen. «Ich bin mir sehr sicher, dass wir einen staatlichen Schutzschirm nicht nur für Stadtwerke, sondern insgesamt für die Energiewirtschaft brauchen», sagte der SPD-Politiker der Funke-Mediengruppe (Samstag). Stadtwerke machten sich ernste Sorgen, in schwieriges Fahrwasser zu geraten. «Sie brauchen Sicherheit und Bürgschaften ihrer Banken, um sehr teure Energie einzukaufen. Die Banken fragen wiederum, wo sie die Sicherheit herbekommen.»

Weil verwies auf die Erfahrungen aus der Finanzkrise. «In der Bankenkrise haben wir gut daran getan, einen Staat zu haben, der massiv interveniert.» Dieselbe Erfahrung habe man in der Pandemie gemacht.

+++ Ukrainer spenden ihrer Armee bessere Satellitenbilder +++

Die ukrainische Armee hat dank Waffenlieferungen aus dem Ausland seit einigen Wochen ihre Taktik geändert: Mit weitreichenden Mehrfachraketenwerfern schaltet sie russische Munitionsdepots, Transportwege und Kommandozentralen weit hinter der Front aus. Dank einer Spendenkampagne bekommt die ukrainische Armee nun schnellen Zugriff auf hochgenaue Satellitenbilder. Die Kombination der Aufklärungsbilder mit modernen Waffen eröffne neue Möglichkeiten im Kampf gegen Russland, sagte Verteidigungsminister Olexij Resnikow.

Laut Vertrag mit dem finnischen Anbieter ICEYE darf die ukrainische Regierung rund um die Uhr einen Radarsatelliten nutzen, der auch bei Nacht oder Wolken Bilder liefert. Das Geld kam durch eine Spendenkampagne zusammen, die Fernsehmoderator Serhij Prytula in der Ukraine gestartet hatte.

+++ USA stocken Militärhilfe auf +++

Die US-Regierung kündigte weitere Militärhilfen für die Ukraine von rund 775 Millionen US-Dollar (rund 772 Millionen Euro) an. Das geplante Hilfspaket soll unter anderem 15 Überwachungsdrohnen vom Typ ScanEagle, 40 minengeschützte Fahrzeuge und 16 Panzerhaubitzen umfassen. Auch Munition für die Mehrfachraketenwerfer Himars gehört dazu. Damit erhöht sich die US-Militärhilfe seit Beginn der Amtszeit von US-Präsident Joe Biden auf insgesamt 10,6 Milliarden US-Dollar.