Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Dieser Ticker ist für heute beendet.

  • Baerbock über Putin: Es geht ihm um Vernichtung - selbst von Kindern

  • Internetseite der «Welt» in Russland blockiert

  • Hilfe für Ukraine: Strack-Zimmermann sieht Defizite im Kanzleramt

  • Russland: 100 getötete ukrainische Soldaten bei Angriff auf Slowjansk

  • Ukraine: Mehrere Menschen in Trümmern von beschossenem Haus

  • Gas-Pipeline Nord Stream 1 wird Montag für Wartung abgeschaltet

  • Kanada will gewartete russische Gasturbine nach Deutschland schicken

  • Selenskyj entlässt Melnyk, der die Bundesregierung wiederholt scharf kritisierte

  • USA sagen Ukraine weitere humanitäre Hilfe zu

  • Tote und Verletzte bei Beschuss

Die aktuelle Nachrichtenlage im Livestream:

+++ Baerbock über Putin: Es geht ihm um Vernichtung - selbst von Kindern +++

Außenministerin Annalena Baerbock hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin angesichts der vielen Kinder unter den Opfern im Krieg in der Ukraine scharf kritisiert. In einem Interview mit dem «Spiegel» bezeichnete sie es als einen der «schlimmsten Momente» ihrer bisherigen Amtszeit, als sie bei einem Besuch in der Ukraine Fotos erschossener Kinder gesehen habe. «Das sagt alles darüber, dass man mit diesem Putin derzeit nicht verhandeln kann», sagte die Grünen-Politikerin. «Es geht ihm um Vernichtung. Selbst von Kindern.»

Gute Außenpolitik bedeute, einen kühlen Kopf zu bewahren, «auch wenn das Herz brennt». «Ertragen zu müssen, dass man nichts tun kann - das ist manchmal auch die Brutalität von Außenpolitik.» Sie hätte demnach gerne versprochen, dass «wir humanitäre Korridore aus den umkämpften Gebieten in der Ukraine garantieren». Ein solches Versprechen hätte aber militärisch abgesichert werden müssen.

Der Westen liefert der Ukraine zwar Waffen, schließt ein eigenes militärisches Engagement in der Ukraine aber aus. Als Grund wird genannt, dass Putin ein solches Vorgehen als direkte Beteiligung des Westens am Krieg bewerten könnte.

+++ Internetseite der «Welt» in Russland blockiert +++

Russlands Behörden haben die Homepage der Tageszeitung «Welt» blockiert. Auf Gesuch der Generalstaatsanwaltschaft ist die Seite des deutschen Mediums bereits seit Samstag aus dem russischen Internet heraus nicht mehr erreichbar, wie aus einem Register der russischen Medienaufsicht Roskomnadsor hervorgeht. Ein Grund wurde nicht genannt.

Die «Welt» hatte nach Russlands Einmarsch in die Ukraine damit begonnen, unter dem Titel «Krieg in der Ukraine» Nachrichten auch auf Russisch zu veröffentlichen. Zudem beschäftigte das Blatt zwischenzeitlich die russische Journalistin Marina Owsjannikowa, die Mitte März mit einer Protestaktion in Russlands Staatsfernsehen bekannt geworden war. Auf der «Welt»-Homepage wurde eine Meldung über die Blockade in Russland mit dem Schlagwort «Medienzensur» versehen.

+++ Hilfe für Ukraine: Strack-Zimmermann sieht Defizite im Kanzleramt +++

Die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist mit dem Kurs der Bundesregierung in Sachen Unterstützung für die Ukraine nach wie vor unzufrieden. In Fragen zur Ukraine und der Kommunikation dazu «kann es unter keinen Umständen so weitergehen», schrieb die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags am Sonntag auf Twitter. Sie fügte hinzu: «Ich erwarte aus dem Bundeskanzleramt klare Führung und entsprechendes Handeln. Denn nach wie vor gilt hier: Fehlanzeige.»

Die FDP-Politikerin schrieb: «Wenn wir uns in Sachen Ukraine weiter so dünne machen, werden wir historisch folgenschwere Probleme zu verantworten haben. Das werden meine Kolleginnen und Kollegen und ich nicht mittragen.»

Die Forderung von CDU und CSU, der Ukraine kurzfristig 200 Transportpanzer vom Typ Fuchs zu liefern, hatte im Bundestag in der Nacht zum Freitag keine Mehrheit gefunden. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte bereits im Vorfeld der Abstimmung vor einem «Ausplündern» der Bundeswehr gewarnt. Sie sagte: «Wir unterstützen die Ukraine mit allem, was möglich und verantwortbar ist. Aber wir müssen die Verteidigungsfähigkeit Deutschlands gewährleisten.»

+++ Russland: 100 getötete ukrainische Soldaten bei Angriff auf Slowjansk +++

Bei einem Angriff auf die ostukrainische Stadt Slowjansk haben russische Truppen nach eigenen Angaben bis zu Hundert gegnerische Soldaten getötet. Bei dem Raketenbeschuss einer Keramikfabrik, die einer ukrainischen Artillereinheit als temporärer Standort und Munitionsdepot gedient habe, seien zudem mehr als Tausend Granaten für US-Haubitzen vom Typ M-777 zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Sonntag mit. Demnach wurden außerdem 700 Granaten für den Mehrfachraketenwerfer Grad zerstört. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Bei Luftkämpfen im Osten der Ukraine hätten russische Jagdflugzeuge vom Typ Su-35 zwei ukrainische Kampfjets vom Typ Su-25 und ein weiteres Kampfflugzeug vom Typ Mig-29 abgeschossen, hieß es in dem Bericht weiter. Das russische Verteidigungsministerium behauptet, seit Kriegsbeginn 242 ukrainische Flugzeuge und 137 Hubschrauber abgeschossen zu haben. Medienberichten zufolge hatte die Ukraine vor dem Krieg allerdings nur rund 100 Flugzeuge und 90 Hubschrauber in ihrem Bestand.

+++ Ukraine: Mehrere Menschen in Trümmern von beschossenem Haus +++

Bei russischen Raketenangriffen sind nach ukrainischen Angaben in dem Ort Tschassiw Jar im Gebiet Donezk womöglich mehr als 30 Menschen in einem eingestürzten Wohnblock verschüttet worden. Das fünfgeschossige Haus sei am Vorabend mit russischen Raketen vom Typ Uragan beschossen worden, teilte der Gouverneur des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, am Sonntag in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram mit. Es seien bereits sechs Tote und fünf Verletzte aus den Trümmern gezogen worden.

«Es sind mindestens drei Dutzend Menschen in der Ruine», sagte Kyrylenko. In dem Wohnblock seien zwei Eingänge komplett zerstört worden. Der Gouverneur veröffentlichte zahlreiche Fotos. Es sei auch gelungen, mit zwei Menschen in den Trümmern Kontakt aufzunehmen. Die Rettungsarbeiten würden fortgesetzt, sagte er.

Die Angaben waren von unabhängiger Seite nicht überprüfbar. Allerdings hatte das russische Verteidigungsministerium am Samstag selbst über den Beschuss von Tschassiw Jar berichtet. Russland behauptet immer wieder, keine zivilen Objekte zu beschießen.

+++ Gas-Pipeline Nord Stream 1 wird Montag für Wartung abgeschaltet +++

Die zuletzt wichtigste Verbindung für russisches Erdgas nach Deutschland wird am Montagmorgen abgeschaltet. Grund sind jährlich wiederkehrende Wartungsarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 1, die der Betreiber bereits vor längerer Zeit angekündigt hatte.

Unter anderem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat akute Bedenken geäußert, dass Russland den Gashahn auch nach Abschluss der Wartung nicht mehr aufdrehen könnte. Wie die Betreibergesellschaft Nord Stream AG mitteilte, sollen die Arbeiten bis zum 21. Juli dauern. In dieser Zeit werde kein Gas nach Deutschland befördert.

(Bild: Sean Gallup/Getty Images)
(Bild: Sean Gallup/Getty Images)

+++ Kanada will gewartete russische Gasturbine nach Deutschland schicken +++

Die kanadische Regierung will die Lieferung der gewarteten russischen Nordstream-1-Turbine nach Deutschland ermöglichen. Dazu werde Kanada «eine zeitlich begrenzte und widerrufbare Erlaubnis» an Siemens Canada geben, sagte der für Bodenschätze zuständige Minister Jonathan Wilkinson am Samstag in einer Stellungnahme. Ohne die nötige Gasversorgung würde die deutsche Wirtschaft sehr leiden, und die Deutschen wären möglicherweise nicht in der Lage, im Winter ihre Wohnungen zu heizen.

Der russische Energiekonzern Gazprom hatte Mitte Juni seine Gaslieferungen nach Deutschland durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 reduziert und auf Verzögerungen bei der Reparatur von Gasverdichtern verwiesen. Der Energietechnikkonzern Siemens Energy hatte daraufhin mitgeteilt, dass eine in Kanada überholte Gasturbine aufgrund der Russland-Sanktionen derzeit nicht aus Montréal zurückgeliefert werden könne. Als Lösung will Kanada die Turbine erst nach Deutschland schicken lassen, statt direkt nach Russland.

Weitere Details dazu gibt es hier.

+++ Selenskyj entlässt Melnyk, der die Bundesregierung wiederholt scharf kritisierte +++

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes teilte auf Anfrage mit: «Gegenüber dem Auswärtigen Amt wurde eine Abberufung des Botschafters bislang nicht notifiziert.» Melnyk hatte sich nicht erst seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine als scharfer Kritiker der Bundesregierung einen Namen gemacht.

Zuletzt aber geriet er selbst massiv in die Kritik wegen Äußerungen über den ukrainischen Nationalisten und Antisemiten Stepan Bandera. Selenskyj wechselte zudem den Chef der Regionalregierung im umkämpften südukrainischen Cherson aus. Der Sonntag ist für die Ukraine der 137. Kriegstag seit Beginn der russischen Angriffs Ende Februar.

Bild: REUTERS/Michele Tantussi
Bild: REUTERS/Michele Tantussi

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk muss seinen Posten in Deutschland räumen. Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den 46-jährigen Diplomaten am Samstag abberufen, ebenso die ukrainischen Botschafter in Norwegen, Tschechien, Ungarn und Indien.

+++ USA sagen Ukraine weitere humanitäre Hilfe zu +++

Die US-Regierung sagte der Ukraine weitere humanitäre Unterstützung zu. US-Außenminister Antony Blinken kündigte am Samstag nach dem G20-Außenministertreffen in Bali an, «dass die Vereinigten Staaten fast 368 Millionen Dollar (361 Millionen Euro) an zusätzlicher humanitärer Hilfe bereitstellen werden, um die vom brutalen Krieg Russlands gegen die Ukraine Betroffenen zu unterstützen».

Seit Beginn der russischen Invasion im Februar hätten die USA als wichtigstes Geberland mehr als 1,28 Milliarden Dollar an humanitärer Hilfe für die Ukraine zugesagt. Blinken forderte Russlands Präsidenten Wladimir Putin auf, «die Kriegshandlungen sofort zu beenden».

+++ Tote und Verletzte bei Beschuss +++

Bei russischem Beschuss in der ostukrainischen Region Donezk wurden nach Angaben von Gouverneur Pawlo Kyrylenko am Samstag mindestens drei Menschen getötet und acht verletzt. Allein im Ort Awdijiwka sei es zu mehr als zehn Angriffen auf Wohnviertel und zivile Infrastruktur gekommen, sagte er.

Die prorussischen Separatisten warfen ihrerseits der ukrainischen Armee Angriffe vor. Berichte aus den Kampfgebieten lassen sich von unabhängiger Seite kaum überprüfen.

+++ Kiew denkt über Raketenabwehr nach +++

Die Ukraine benötigt nach Einschätzung von Verteidigungsminister Olexij Resnikow eine andere Raketenabwehr als das israelische System «Iron Dome» (Eisenkuppel).

«Selbst Iron Dome schützt nicht zu 100 Prozent. Iron Dome wurde gegen langsam und niedrig fliegende Raketen gemacht, die von der Sache her in Garagen angefertigt werden. Vor Marschflugkörpern und ballistischen Raketen schützt Iron Dome nicht», sagte Resnikow. Die Ukraine müsse ein System der Luftverteidigung entwickeln oder es von ihren Partnern erhalten.

+++ Ukraine: Seitenkanal zur Donau frei +++

Nach Abzug russischer Soldaten von der ukrainischen Schlangeninsel im Schwarzen Meer ist nach Angaben aus Kiew wieder ein Gütertransport durch einen Seitenkanal zur Donau möglich. Die Schifffahrt südwestlich von Odessa werde fortgesetzt, teilte die ukrainische Hafenbehörde mit. Angesichts der Befreiung der Schlangeninsel und einer Vielzahl von Schiffen, die auf eine Durchfahrt warten, sei die Passage frei, hieß es.

Neben drei ukrainischen Donauhäfen arbeiten ein Hafen der Republik Moldau und zwei rumänische Häfen unmittelbar an der Donau-Mündung. Von den an den Seitenkanal angrenzenden Donauinseln waren die russischen Soldaten auf der Schlangeninsel von der ukrainischen Armee wiederholt unter Feuer genommen worden.