Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine Newsblog
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In unserem Newsticker können Sie die wichtigsten Nachrichten des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Putin gibt Ukraine Schuld an «Terrorakt» auf Krim-Brücke

  • Selenskyj: Russland verhindert Verhandlungen durch Terror

  • IAEA: AKW Saporischschja wieder an Stromversorgung angeschlossen

  • Biden und Scholz verurteilen russische Annexionen in Ukraine erneut

  • Raketenangriff auf Saporischschja: Selenskyj spricht von zwölf Toten

  • Scherbakowa: Krieg kann nur mit Sieg der Ukraine enden

  • Ukraine nennt sieben befreite Orte in Gebiet Luhansk

  • Zugverkehr auf Krim-Brücke wieder nach Plan

  • Selenskyj lässt ukrainische Beteiligung an Explosion offen

  • Putin befiehlt Geheimdienst verstärkte Kontrolle über Krim-Brücke

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Putin gibt Ukraine Schuld an «Terrorakt» auf Krim-Brücke +++

Der russische Präsident Wladimir Putin hat den ukrainischen Geheimdienst SBU für die schwere Explosion auf der Krim-Brücke verantwortlich gemacht. «Es gibt keine Zweifel. Das ist ein Terrorakt, der auf die Zerstörung kritischer ziviler Infrastruktur der Russischen Föderation ausgerichtet war», sagte Putin am Sonntagabend.

Der russische Präsident Wladimir Putin. (Bild: Reuters)
Der russische Präsident Wladimir Putin. (Bild: Reuters)

+++ Selenskyj: Russland verhindert Verhandlungen durch Terror +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Unmöglichkeit von Verhandlungen mit Russland bekräftigt. «Der ständige Terror gegen die Zivilbevölkerung ist Russlands offensichtliche Absage an echte Verhandlungen», sagte Selenskyj in seiner Videobotschaft in der Nacht zum Montag. «Terror auf Staatsebene ist eines der schlimmsten internationalen Verbrechen.» Kurz zuvor hatte Russlands Präsident Wladimir Putin den ukrainischen Geheimdienst für den kürzlichen Anschlag auf die Krim-Brücke verantwortlich gemacht und von einem «Terrorakt» gesprochen.

«Putin beschuldigt die Ukraine des Terrorismus? Das sieht sogar für Russland zu zynisch aus», erwiderte daraufhin der Berater des ukrainischen Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak, auf Twitter. Podoljak verwies auf jüngste Raketenangriffe in der südukrainischen Stadt Saporischschja, infolge dessen jüngsten Erkenntnissen nach mehr als ein Dutzend Menschen starben. «Nein, es gibt nur einen Terrorstaat - und die ganze Welt weiß, wer er ist.»

+++ IAEA: AKW Saporischschja wieder an Stromversorgung angeschlossen +++

Das von Russland besetzte ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA wieder an der für die Kühlung der Brennstäbe wichtigen externen Stromversorgung angeschlossen. Die Hauptstromleitung war am frühen Samstagmorgen aufgrund von Beschuss beschädigt worden. Nach Abschluss der Reparaturarbeiten sei das Kernkraftwerk am Sonntagabend wieder an die Stromversorgung angeschlossen worden, teilte die IAEA mit.

Es handele sich um eine «dringend benötigte Entwicklung», sagte IAEA-Chef Rafael Grossi laut Mitteilung. Die Lage der Stromversorgung des Kernkraftwerks bleibe aber fragil. Nahezu täglich gebe es mittlerweile Beschuss in der Region um das Atomkraftwerk - dies müsse sofort aufhören, forderte Grossi.

Das AKW - das größte in Europa - wurde bereits vor Wochen heruntergefahren. Das Nuklearmaterial muss jedoch auch im abgeschalteten Zustand weiter gekühlt werden. Unterbricht die externe Stromversorgung, springen automatisch Dieselgeneratoren an. Die Dieselvorräte reichen nach Angaben des ukrainischen Kraftwerksbetreibers allerdings nur für zehn Tage eines solchen Notbetriebs.

Grossi will die Errichtung einer Schutzzone um das Kraftwerk erreichen und darüber mit Kiew und Moskau verhandeln. Russland kontrolliert das AKW faktisch seit Anfang März, als Moskaus Truppen im Zuge des Angriffskriegs große Teile der Südukraine besetzten. Das Kraftwerk ist in den vergangenen Monaten bei schweren Kämpfen mehrfach unter Beschuss geraten. Die Ukraine und Russland geben sich gegenseitig die Schuld. Russlands Präsident Wladimir Putin ordnete am Mittwoch an, das Kernkraftwerk im Zuge der völkerrechtswidrigen Annexion der besetzten ukrainischen Gebiete zu verstaatlichen.

+++ Biden und Scholz verurteilen russische Annexionen in Ukraine erneut +++

Kanzler Olaf Scholz und US-Präsident Joe Biden haben die russischen Annexionen von Gebieten in der Ukraine erneut verurteilt. Scholz und Biden hätten in ihrem Telefonat am Sonntag zudem die «jüngsten nuklearen Drohgebärden Moskaus als unverantwortlich» kritisiert und seien sich einig gewesen, dass der Einsatz solcher Waffen «außerordentlich gravierende Konsequenzen für Russland» haben würde, teilte der Sprecher der Bundesregierung, Steffen Hebestreit, mit.

Vom Weißen Haus hieß es zu dem Gespräch, Biden und Scholz hätten betont, sich weiterhin dafür einsetzen zu wollen, dass Russland für sein «brutales Vorgehen» zur Verantwortung gezogen werde und dass die Ukraine Sicherheits- und Wirtschaftshilfe bekomme.

Nach Angaben der Bundesregierung ging es in dem Gespräch vordergründig um die anstehenden Termine im G7- und G20-Format, bei denen es auch um den russischen Überfall auf die Ukraine und dessen Auswirkungen gehen werde. Laut Hebestreit verurteilten Biden und Scholz auch die Sabotageakte an den Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2. Gezielte Störungen kritischer Infrastruktur seien nicht hinnehmbar und würden geschlossene Antworten nach sich ziehen.

+++ Ukraine nennt sieben befreite Orte in Gebiet Luhansk +++

Die Ukraine hat eigenen Angaben zufolge in den vergangenen Tagen sieben Orte im weitgehend von Russland besetzten Gebiet Luhansk im Osten ihres Landes zurückerobert. Dazu zählten etwa die Dörfer Nowoljubiwka und Grekiwka, schrieb der ukrainische Verwaltungschef für Luhansk, Serhij Hajdaj, am Sonntag auf Telegram. Bereits am Freitag hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj von sechs befreiten Luhansker Ortschaften gesprochen. Da diese aber nach der Vertreibung der russischen Truppen noch abgesichert werden mussten, könnten die Details erst jetzt genannt werden, meinte Hajdaj.

+++ Scherbakowa: Krieg kann nur mit Sieg der Ukraine enden +++

Für die russische Friedensnobelpreis-Trägerin Irina Scherbakowa gibt es nur ein mögliches Ende des Krieges in der Ukraine. «Ich bin überzeugt, dass dieser Krieg nur mit einem Sieg der Ukraine enden kann», sagte die Historikerin am Sonntag in einer Rede zur Demokratie am Jahrestag der Friedlichen Revolution in Leipzig. Nur dies werde den Frieden in Europa zurückbringen. Scherbakowa ist die Mitgründerin der Menschenrechtsorganisation Memorial, der am Freitag der Friedensnobelpreis zugesprochen wurde.

«Wir empfangen den Preis schweren Herzens, denn man muss zugeben, dass wir unser Ziel - die Aufarbeitung der Verbrechen des sowjetischen Staats, damit diese nicht wieder passieren - nicht erreicht haben», sagte Scherbakowa. «Wir müssen nun darüber reflektieren, warum unsere Stimmen zu schwach waren, warum die russische Gesellschaft uns nicht zuhören wollte, als wir von Verbrechen und Gräueltaten (...) gesprochen haben», sagte Scherbakowa. Wie zur Sowjetzeit gebe es nun wieder Gräueltaten – in Butscha, Isjum oder anderen ukrainischen Orten.

Als Putin in Russland an die Macht gekommen sei, habe er schnell die Demokratie abgeschafft und bürgerliche Freiheiten mindestens stark eingeschränkt. Jetzt wolle Putin die militärische Kontrolle über die Ukraine - und er sei bereit, jedes Opfer zu bringen, damit dies erreicht werden kann.

Der Friedensnobelpreis sei auch eine Anerkennung und Gedenken an Millionen von Opfern des staatlichen Terrors. «Und dieser Kampf um den Menschen ist heute wichtiger als zuvor», sagte Scherbakowa. Der in Russland inzwischen aufgelösten Organisation Memorial war der Preis zusammen mit dem inhaftierten belarussischen Menschenrechtsanwalt Ales Bjaljazki und dem ukrainischen Center for Civil Liberties zuerkannt worden.

Die russische Friedensnobelpreis-Trägerin Irina Scherbakowa. (Bild: Getty Images)
Die russische Friedensnobelpreis-Trägerin Irina Scherbakowa. (Bild: Getty Images)

+++ Raketenangriff auf Saporischschja: Selenskyj spricht von zwölf Toten +++

Russlands Armee hat nach ukrainischen Angaben mit mehreren Raketen in der südukrainischen Stadt Saporischschja Wohnhäuser bombardiert und zahlreiche Zivilisten getötet. Es gebe 12 Tote und 49 Verletzte, darunter sechs Kinder, die im Krankenhaus behandelt werden müssten, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag in Kiew mit. Er veröffentlichte dazu in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram Bilder schwer zerstörter Hochhäuser. Er sprach vom «absoluten Bösen»; die «Terroristen» würden vom Befehlsgeber bis zum Täter zur Verantwortung gezogen.

Die Stadt Saporischschja wird anders als große Teile des gleichnamigen Gebiets nicht von russischen Truppen kontrolliert. Sie war bereits mehrfach Ziel von Angriffen. Nach ukrainischen Militärangaben sollen die russischen Truppen mindestens zwölf Raketen auf die Wohngebäude abgefeuert haben. Eine Bestätigung von russischer Seite gab es dafür zunächst nicht. Die ukrainischen Behörden hatten in der Nacht erst eine höhere Todeszahl genannt, sich später aber korrigiert.

+++ Zugverkehr auf Krim-Brücke wieder nach Plan +++

Nach der schweren Explosion auf der Brücke zwischen Russland und der von ihm annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim läuft der Zugverkehr nach russischen Angaben wieder nach Plan.

Die Güter- und Fernverkehrszüge rollten am Sonntag im normalen Betrieb, teilte das Verkehrsministerium in Moskau mit. Am Abend solle auch der Regionalverkehr wieder beginnen, hieß es. Das Ministerium veröffentlichte auch ein Foto der verbrannten Güterzug-Waggons, die am Samstag in Flammen aufgegangen waren. Die Aufräumarbeiten dauerten demnach an. Im Autoverkehr hingegen kam es zu stundenlangen Wartezeiten an der Brücke, wie Medien berichteten.

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+++ Selenskyj lässt ukrainische Beteiligung an Explosion offen +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ließ eine Beteiligung seines Landes an der Explosion auf der Krim-Brücke offen. In der Ukraine sei es großteils sonnig und warm gewesen, «auf der Krim leider bewölkt, obwohl auch dort warm», sagte er in seiner täglichen Videoansprache in Anspielung auf die morgendliche Detonation an der Brücke. Näher ging er auf den Vorfall nicht ein. Anschließend forderte er die Russen einmal mehr zur Aufgabe und Flucht auf. Das sei ihre beste Option, um am Leben zu bleiben. Es werde eine Zukunft ohne Besatzer geben in der Ukraine. «Auf unserem ganzen Territorium, insbesondere auf der Krim», sagte er.

Selenskyj lässt ukrainische Beteiligung an Explosion offen (Bild: Präsidialamt der Ukraine/ZUMA Wire/dpa)
Selenskyj lässt ukrainische Beteiligung an Explosion offen (Bild: Präsidialamt der Ukraine/ZUMA Wire/dpa)

Vor Selenskyj hatten bereits mehrere hochrangige Politiker aus der Umgebung des ukrainischen Präsidenten die Spekulationen um eine Tatbeteiligung Kiews angeheizt.

+++ Raketenangriff auf Saporischschja: Selenskyj spricht von zwölf Toten +++

Russlands Armee hat nach ukrainischen Angaben mit mehreren Raketen in der südukrainischen Stadt Saporischschja Wohnhäuser bombardiert und zahlreiche Zivilisten getötet. Es gebe 12 Tote und 49 Verletzte, darunter sechs Kinder, die im Krankenhaus behandelt werden müssten, teilte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Sonntag in Kiew mit. Er veröffentlichte dazu in seinem Kanal im Nachrichtendienst Telegram Bilder schwer zerstörter Hochhäuser. Er sprach vom «absoluten Bösen»; die «Terroristen» würden vom Befehlsgeber bis zum Täter zur Verantwortung gezogen.

Die Stadt Saporischschja wird anders als große Teile des gleichnamigen Gebiets nicht von russischen Truppen kontrolliert. Sie war bereits mehrfach Ziel von Angriffen. Nach ukrainischen Militärangaben sollen die russischen Truppen mindestens zwölf Raketen auf die Wohngebäude abgefeuert haben. Eine Bestätigung von russischer Seite gab es dafür zunächst nicht. Die ukrainischen Behörden hatten in der Nacht erst eine höhere Todeszahl genannt, sich später aber korrigiert.

+++ London: Kapazität der Straßenbrücke zur Krim deutlich verringert +++

Die Explosion auf der Brücke zwischen Russland und der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim dürfte nach Ansicht britischer Experten die Kapazität der Straßenverbindung erheblich verringert haben. Zwei der vier Fahrspuren seien auf einer Länge von 250 Metern eingestürzt. Die anderen beiden Spuren würden aber wahrscheinlich wieder genutzt, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des britischen Verteidigungsministeriums am Sonntag.

Wie schwer die daneben verlaufende Schienenverbindung beschädigt ist, sei unklar, «aber jegliche schwerere Störung ihrer Kapazität wird höchstwahrscheinlich einen erheblichen Einfluss auf die bereits angespannten Fähigkeiten Russlands haben, seine Kräfte in der Südukraine zu versorgen», so die Mitteilung.

+++ Putin befiehlt Geheimdienst verstärkte Kontrolle über Krim-Brücke +++

Der russische Präsident Wladimir Putin hat per Dekret den Geheimdienst FSB angewiesen, die Kontrolle über die Krim-Brücke zu verschärfen. «Dem FSB werden die Vollmachten übertragen zur Organisation und Koordination von Schutzmaßnahmen für den Transportweg über die Meerenge von Kertsch, für die Strombrücke der Russischen Föderation auf die Halbinsel Krim und die Gaspipeline vom Gebiet Krasnodar zur Krim», heißt es in dem am Samstag veröffentlichten Dekret. Es ist die erste Maßnahme, die der Kreml nach der mutmaßlich durch einen Anschlag herbeigeführten Explosion am Morgen ergriff.

+++ Ernennung eines neuen Oberbefehlshabers und Evakuation +++

Die russischen Truppen in der Ukraine haben nach zahlreichen Niederlagen bei ihrem Angriffskrieg nun einen neuen Kommandeur. Der 55 Jahre alte Armeegeneral Sergej Surowikin sei von Verteidigungsminister Sergej Schoigu eingesetzt worden, um die «militärische Spezialoperation» zu führen, teilte Ministeriumssprecher Igor Konaschenkow am Samstag in Moskau mit. Schoigu kommt damit nach Meinung von Kommentatoren seinen Kritikern entgegen, die angesichts von Niederlagen eine Neuaufstellung der Truppen in der Ukraine gefordert hatten.