Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)
Krieg in der Ukraine. (Bild: Getty Images)

Dieser Ticker wird fortlaufend aktualisiert.

  • IAEA «schwer besorgt» um ukrainisches AKW

  • Türkei: Rund 2,5 Millionen Tonnen Getreide aus Ukraine verschifft

  • Unsichere Lage am Kernkraftwerk Saporischschja

  • Nach Beschuss: Stromausfall nahe ukrainischem AKW Saporischschja

  • Fortdauernde russische Angriffe im Donbass

  • Kreml «bedauert» Probleme bei Nord Stream

Die aktuelle News-Lage im Livestream:

+++ Untersuchungsbericht: IAEA «schwer besorgt» um ukrainisches AKW +++

Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) fordert nach ihren ersten Untersuchungen im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja dringende Maßnahmen zur Verhinderung eines Atomunfalls. «Die IAEA ist weiterhin schwer besorgt über die Lage», schrieb IAEA-Chef Rafael Grossi am Dienstag in seinem Untersuchungsbericht. Die Situation sei «unhaltbar».

Es sei daher dringend notwendig, eine nukleare Sicherheitszone rund um das von russischen Truppen besetzte AKW einzurichten, so Grossi. Alle an dem Konflikt beteiligten Seiten müssten sich darauf einigen, um noch schwerere Schäden durch Kampfhandlungen und den Austritt von Radioaktivität zu verhindern.

+++ Türkei: Rund 2,5 Millionen Tonnen Getreide aus Ukraine verschifft +++

Seit Wiederaufnahme der Getreideausfuhr aus der Ukraine haben rund 100 Schiffe mit 2,5 Millionen Tonnen Agrarprodukten an Bord das Land verlassen. Das sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar am Dienstag der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge.

100 Schiffe sollen das Land verlassen haben (Symbolbild: Getty Images)
100 Schiffe sollen das Land verlassen haben (Symbolbild: Getty Images)

Agrarexporte über die ukrainischen Schwarzmeerhäfen waren wegen des russischen Angriffskriegs monatelang blockiert. Die Kriegsgegner Ukraine und Russland unterzeichneten dann am 22. Juli unter UN-Vermittlung jeweils getrennt mit der Türkei ein Abkommen, um von drei Häfen Getreideausfuhren aus der Ukraine zu ermöglichen. Die Ukraine gehörte vor Kriegsbeginn am 24. Februar zu den größten Getreideexporteuren weltweit.

+++ Unsichere Lage am Kernkraftwerk Saporischschja +++

Der ukrainische Kraftwerksbetreiber Enerhoatom trat am Montagabend Befürchtungen entgegen, die Kontrolle über die Strahlung im AKW Saporischschja sei verloren gegangen. Es seien nur wegen eines Internetausfalls früher am Tag kurze Zeit keine Messdaten zur Strahlung an die zuständige Behörde übermittelt worden.

In dem seit Wochen durch Kämpfe gefährdeten Kernkraftwerk war wegen des Brandes einer Hochspannungsleitung am Montag der sechste und letzte Reaktor heruntergefahren worden. Die Verbindung zum Stromnetz der Ukraine ging zum zweiten Mal nach dem 25. August verloren. Die IAEA teilte unter Berufung auf ukrainische Angaben mit, dass die Ersatzstromverbindung zu einem Heizkraftwerk abgeschaltet worden sei, um den Brand zu löschen.

(Bild: Planet Labs Pbc/Planet Labs PBC/AP/dpa)
(Bild: Planet Labs Pbc/Planet Labs PBC/AP/dpa)

Präsident Selenskyj führte den Schaden auf Beschuss durch russische Truppen zurück. «Russland interessiert sich nur dafür, dass die Situation möglichst lange möglichst schlimm bleibt», sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. «Dies kann nur durch eine Verschärfung der Sanktionen korrigiert werden.» Für den Einschlag von Artilleriegeschossen am AKW machen sich Russland und die Ukraine seit Wochen gegenseitig verantwortlich. Ihre Angaben lassen sich in aller Regel kaum unabhängig überprüfen.

Wolodymyr Selenskyj (Bild: Efrem Lukatsky/AP/dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: Efrem Lukatsky/AP/dpa)

Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA will am Dienstag Bericht erstatten, was ihre Erkundungsmission nach Saporischschja erbracht hat.

+++ Nach Beschuss: Stromausfall nahe ukrainischem AKW Saporischschja +++

Nach erneutem Artilleriebeschuss beim südukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja ist es in der nahe gelegenen Stadt Enerhodar zu einem Stromausfall gekommen. Sowohl die von Russland eingesetzten Besatzungsbehörden als auch der aus der Stadt geflohene Bürgermeister Dmytro Orlow bestätigten den Vorfall am Dienstag im Nachrichtendienst Telegram. Dem Besatzungsvertreter Wladimir Rogow zufolge soll es sieben Einschläge im Bereich des Kraftwerk-Trainingszentrums gegeben haben. Ein Reaktor soll dennoch weiter 150 Megawatt für den Eigenbedarf der Kühlsysteme liefern.

+++ Scholz verteidigt deutsche Rolle bei Waffenlieferungen in Ukraine +++

Bundeskanzler Olaf Scholz sieht die deutsche Rolle bei der Unterstützung der Ukraine mit schweren Waffen vor allem in der Lieferung von Luftverteidigungssystemen und Artillerie. Eine «gewisse Arbeitsteilung» sei bei der militärischen Unterstützung sinnvoll, sagte der SPD-Politiker in einem Interview der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (Mittwoch) auf eine Frage nach seiner Haltung zur ukrainischen Bitte um deutsche Leopard-2-Kampfpanzer. «Deutschland kann einen Schwerpunkt auf Luftverteidigung und Artillerie legen.»

Bundeskanzler Olaf Scholz (Bild: Reuters)
Bundeskanzler Olaf Scholz (Bild: Reuters)

Ein eindeutiges Nein zur Lieferung von Kampfpanzern kam von Scholz allerdings nicht. Der Kanzler verwies darauf, dass man sich bei den Waffenlieferungen eng mit den Verbündeten und vor allem mit den USA abstimme. «Die Lage ist dynamisch», sagte Scholz. Er erinnerte daran, dass er sich auch vor der Lieferung deutscher Mehrfachraketenwerfer an die Ukraine mit dem Präsidenten Joe Biden abgesprochen habe. Bisher hat kein Nato-Staat moderne westliche Kampfpanzer an die Ukraine geliefert.

+++ Umfrage: Mehrheit der EU-Bürger unterstützt Sanktionen gegen Russland +++

Ein Großteil der Europäerinnen und Europäer befürwortet einer Umfrage der EU-Kommission zufolge die gegen Russland verhängten Sanktionen. 47 Prozent der Befragten stimmen den Strafmaßnahmen voll und ganz, weitere 31 Prozent eher zu, wie aus den am Dienstag veröffentlichten Zahlen hervorgeht. Auch die Finanzierung militärischer Unterstützung oder direkte Waffenlieferungen an die Ukraine befürworten insgesamt 68 Prozent der Befragten - davon 35 Prozent besonders.

Etwa neun von zehn EU-Bürgern (92 Prozent) finden die humanitäre Hilfe für Kriegsopfer richtig, davon stimmten 61 Prozent der Aussage voll und ganz und 31 Prozent eher zu. Auch die Aufnahme von Flüchtlingen aus der Ukraine in der EU befürwortet ein Großteil der Befragten. 56 Prozent stimmten voll und ganz und 56 sowie 34 Prozent eher zu).

+++ Bericht: Russland will Millionen Geschosse von Nordkorea kaufen +++

Angesichts angeblicher militärischer Lieferengpässe will Russland einem Medienbericht zufolge Millionen Geschosse von Nordkorea kaufen. Die «New York Times» beruft sich in ihrem Bericht vom Montag (Ortszeit) auf US-Geheimdienstinformationen. Demnach geht es um Artillerie-Munition und Raketen mit kurzer Reichweite. US-Beamte hätten aber darüber hinaus wenige Details genannt - es werde aber vermutet, dass Moskau sich für weiteres militärisches Gerät auch an Pjöngjang wenden könnte.

Die Geschäftsbeziehungen zu der vom Welthandel ausgeschlossenen asiatischen Autokratie offenbaren Militärexperten zufolge Lieferengpässe des russischen Militärs. Diese seien auf die international verhängten Sanktionen wegen Moskaus Überfall auf die Ukraine vor mehr als einem halben Jahr zurückzuführen.

+++ Fortdauernde russische Angriffe im Donbass +++

Die russische Armee beschoss nach Angaben des Generalstabs in Kiew erneut Dutzende Orte im Donbass mit Artillerie und Flugzeugen. Der Abendbericht der ukrainischen Militärführung zählte zugleich acht Orte im Osten auf, an denen Sturmangriffe der Russen abgewehrt worden seien. Dazu gehörte auch die Umgebung der Stadt Bachmut im Gebiet Donezk, vor der der russische Vormarsch seit Wochen feststeckt.

In der Nähe der Industriestadt Krywyj Rih setzte nach örtlichen Behördenangaben ein russischer Raketentreffer ein Treibstofflager in Brand. Der Beschuss traf demnach auch andere Orte des Gebiets Dnipropetrowsk in der Zentralukraine. Eine Frau sei getötet worden, außerdem habe es drei Verletzte gegeben, hieß es.

+++ Kiew beziffert russische Verluste im Krieg auf über 50 000 Soldaten +++

In den mehr als sechs Monaten Angriffskrieg in der Ukraine soll die russische Armee ukrainischen Angaben zufolge bereits mehr als 50 000 Soldaten verloren haben. Nach 195 Tagen Invasion seien 50 150 russische Soldaten getötet worden, teilte der ukrainische Generalstab am Dienstag per Facebook mit. Ebenso will die ukrainische Armee bereits 2077 Panzer, 4484 gepanzerte Fahrzeuge, 236 Flugzeuge und 207 Hubschrauber abgeschossen haben. Es gibt keine unabhängigen Bestätigungen der Angaben.

+++ Mehr als 400 000 Menschen haben Russland im ersten Halbjahr verlassen +++

Im ersten Halbjahr sind nach Angaben der russischen Statistikbehörde 419 000 Menschen aus Russland ausgereist. Das sind mehr als doppelt so viele wie im vergleichbaren Vorjahreszeitraum, wie die die Nachrichtenagentur RBC in der Nacht zum Dienstag meldete. Damit sind erstmals in der jüngeren russischen Geschichte mehr Menschen aus- als eingewandert (322 000 Personen).

Die Statistikbehörde Rosstat machte keine Angaben, welcher Nationalität die Migranten sind. Russland ist traditionell ein Einwanderungsland für Bürger anderer Sowjetrepubliken. In diesem Jahr verlief die Migrationsbewegung allerdings in die andere Richtung. So sind 369 000 in diese Richtung ausgereist und nur 295 000 eingereist. Fast 80 000 Menschen wählten dabei die Ukraine als Zielland.

+++ Kreml: Beziehungen zu London werden sich unter Truss kaum verbessern +++

Der Kreml sieht unter der neuen britischen Premierministerin Liz Truss wenig Hoffnung auf eine Verbesserung der völlig unterkühlten russisch-britischen Beziehungen.

Liz Truss, die neue Premierministerin Großbritanniens (Bild: REUTERS/Peter Nicholls)
Liz Truss, die neue Premierministerin Großbritanniens (Bild: REUTERS/Peter Nicholls)

«Den Äußerungen von Frau Truss nach zu urteilen (...) können wir mit hoher Sicherheit davon ausgehen, dass keine Änderungen zu erwarten sind», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag bei einem Wirtschaftsforum in Hafenstadt Wladiwostok am Pazifik der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Die Frage, ob Russlands Präsident Wladimir Putin der bisherigen britischen Außenministerin zu ihrem neuen Amt gratulieren werde, beantwortete Peskow nicht.

+++ Ukraine hofft auf Johnsons Nachfolgerin Truss +++

Die Ukraine hoffe, dass die enge Zusammenarbeit mit Großbritannien auch unter der künftigen Premierministerin Truss weitergehe, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache. «Wir kennen sie gut. Sie hat immer auf der Lichtseite der europäischen Politik gestanden.»

Vorher hatte er mit emotionalen Worten Abschied vom scheidenden Premier Johnson genommen. «Man sagt, dass es in der Politik keine Freunde gibt. Aber Boris - das ist der Fall, wo man sich auf Zuruf versteht.» Er danke Johnson im Namen aller Ukrainer für dessen Solidarität. «Seit der ersten Minute des umfassenden russischen Krieges gegen die Ukraine und Europa ist Boris an unserer Seite gewesen.»

Unter Johnsons Führung hat Großbritannien die Ukraine militärisch, politisch und finanziell stark gegen Russland unterstützt. Seit Kriegsbeginn an 24. Februar reiste der Premier dreimal nach Kiew.

+++ Kreml «bedauert» Probleme bei Nord Stream - Europa Schuld zugewiesen +++

Die Gaslieferungen über Nord Stream 1 können nach Angaben Russlands wegen der Sanktionen bis auf weiteres nicht wieder aufgenommen werden. «Wir wissen nicht, wie die Reparaturarbeiten durchgeführt werden sollen, weil die Sanktionen dies verhindern», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag beim Wirtschaftsforum in Wladiwostok der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Der Kreml konstatiere «mit Bedauern, dass die Verantwortung für die Situation voll und ganz bei den europäischen Staaten und den Staaten liegt, die Sanktionen gegen unser Land eingeführt haben».

Das Nord Stream-Logo (Bild: REUTERS/Anton Vaganov)
Das Nord Stream-Logo (Bild: REUTERS/Anton Vaganov)

Peskow sprach infolge des Ölaustritts einer Turbine von einer «potenziell gefährlichen Situation für den Betrieb». Aus diesem Grund könne die Turbine - und damit die Pipeline - ohne vorherige Reparaturarbeiten nicht wieder in Dienst gestellt werden. Gazprom bleibe aber ein zuverlässiger Gaslieferant.