Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Der Newsticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten Entwicklungen zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Kirgistan erwartet Putin zu offiziellem Besuch

  • Kreml nennt Berichte über Pipeline-Schäden «alarmierend»

  • Belgien will F-16-Kampfjets an die Ukraine liefern

  • London kündigt neues militärisches Hilfspaket für Ukraine an

  • London: Russische Soldaten leiden unter Krise psychischer Gesundheit

  • Selenskyj bittet Nato-Staaten in Brüssel um mehr Hilfe für den Winter

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Kirgistan erwartet Putin zu offiziellem Besuch +++

Der russische Präsident Wladimir Putin wird an diesem Donnerstag laut offiziellen Angaben aus Kirgistan zu einem Besuch in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik erwartet. Geplant seien bilaterale Gespräche mit Kirgistans Präsident Sadyr Schaparow, berichteten kirgisische Medien am Mittwoch unter Berufung auf die Präsidialverwaltung des Landes. Eine Bestätigung aus dem Kreml stand zunächst noch aus. Am Freitag findet in der kirgisischen Hauptstadt Bischkek zudem der Gipfel der Sowjetnachfolge-Organisation statt, der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten. Die Teilnahme Putins daran hatte das russische Staatsfernsehen schon am Wochenende angekündigt.

Für Putin ist es Medienberichten zufolge die erste Auslandsreise, seit der Internationale Strafgerichtshof (IStGH) mit Sitz in Den Haag im vergangenen März einen Haftbefehl gegen ihn erlassen hat. Ermittelt wird gegen den Kremlchef wegen schwerer Verstöße gegen die Menschenrechte im Zuge des von ihm befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Da Kirgistan die Statuten des IStGH bislang nicht unterzeichnet hat, droht Putin dort auch keine Festnahme.

Kremlchef Putin wird für einen Staatsbesuch nach Kirgistan reisen. (Bild: Reuters)
Kremlchef Putin wird für einen Staatsbesuch nach Kirgistan reisen. (Bild: Reuters)

+++ Kreml nennt Berichte über Pipeline-Schäden «alarmierend» +++

Russland hat Berichte über die Beschädigung der Ostsee-Pipeline Balticconnector zwischen Finnland und Estland als «alarmierend» bezeichnet. «Ich habe keine technischen Informationen (...), aber das ist natürlich eine ziemlich alarmierende Neuigkeit, denn wir wissen, dass es bei der Ausführung von Terroranschlägen gegen kritische Infrastruktur bereits Präzedenzfälle im Baltikum gegeben hat», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Agentur Interfax zufolge. Er spiele damit auf die aufsehenerregende Sabotage an den Nord-Stream-Gasleitungen vor rund einem Jahr an, so Peskow. Die Pipelines brachten russisches Gas nach Deutschland.

Am Sonntagmorgen war ein plötzlicher Druckabfall in der Gas-Pipeline Balticconnector bemerkt worden, die Inkoo in Finnland und Paldiski in Estland miteinander verbindet. Finnlands Präsident Sauli Niinistö und Ministerpräsident Petteri Orpo teilten später mit, dass es wahrscheinlich sei, dass die Pipeline durch «äußere Aktivität» beschädigt worden sei. Auch Seismologen verzeichneten zum Zeitpunkt der Beschädigung Anzeichen für eine mögliche Explosion in der Nähe der Leitung.

Die Hintergründe des Vorfalls sind derzeit noch offen. Geäußert wurde allerdings unter anderem bereits der Verdacht, dass Russland hinter der Beschädigung stecken könnte.

+++ Belgien will F-16-Kampfjets an die Ukraine liefern +++

Belgien will wie die Niederlande, Dänemark und Norwegen Kampfjets vom Typ F-16 an die Ukraine liefern. Das kündigte die belgische Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder am Mittwoch am Rande eines Besuchs des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Brüssel an. Belgien will die Kampfjets demnach ab 2025 an die Ukraine schicken, wenn sie selbst neuere Modelle vom Typ F-35 erhält. Man werde sich auch um die wichtige Wartung und Instandhaltung kümmern, erklärte sie in einem Interview des Senders RTL. Zur geplanten Liefermenge äußerte sie sich nicht.

Von den anderen Partnern wurden der Ukraine bisher mehr als 50 Flugzeuge für den Abwehrkampf gegen Russland zugesichert. Mit den Kampfjets wollen die ukrainischen Streitkräfte die Hoheit über den Luftraum der Ukraine wiedererlangen. Mehrere Länder beteiligen sich an der Ausbildung der ukrainischen Piloten. Wann sie abgeschlossen sein wird und wann die ersten Maschinen geliefert werden, ist noch unklar.

Belgien will der Ukraine F-16 Kampfjets liefern. (Bild: Getty Images)
Belgien will der Ukraine F-16 Kampfjets liefern. (Bild: Getty Images)

+++ London kündigt neues militärisches Hilfspaket für Ukraine an +++

Großbritannien will die Ukraine mit einem weiteren militärischen Hilfspaket im Wert von mehr als 100 Millionen Pfund (etwa 116 Millionen Euro) unterstützen. Das teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Das zur Verfügung gestellte Gerät solle der ukrainischen Armee helfen, Minenfelder zu räumen, seine Fahrzeuge instand zu halten, seine Verteidigungsanlagen zu verstärken und wichtige nationale Infrastruktur zu schützen.

Finanziert werde das Paket mit Mitteln des International Fund for Ukraine (IFU), in den neben Großbritannien auch Dänemark sowie Norwegen, die Niederlande, Schweden, Island und Litauen einzahlten. Insgesamt seien so seit vergangenem Jahr 785 Millionen Pfund zusammengekommen, hieß es in der Mitteilung weiter.

Kürzlich sei zudem ein abschließender Vertrag zur Lieferung von Flugabwehrkapazitäten im Rahmen eines früheren IFU-Pakets unterzeichnet worden, hieß es. Dazu gehöre auch eine Plattform vom Typ MSI-DS Terrahawk Paladin, die in der Lage sei, Drohnen zu lokalisieren und zu zerstören.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte zuvor in Brüssel erklärt, er erwarte, dass mehrere Verbündete weitere Unterstützung für Kiew ankündigen. Vor einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister dort hatte auch die Bundesregierung der Ukraine ein umfangreiches Paket von Luftabwehrsystemen, Panzern und Munition zugesagt, um ihr zu helfen, militärisch über den Winter zu kommen. Das gesamte Luftverteidigungspaket habe einen Wert von rund einer Milliarde Euro, hieß es.

Der britische Verteidigungsminister Grant Shapps betonte in Brüssel, es sei «außerordentlich wichtig», trotz der Ereignisse in Israel und Gaza den Fokus auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine nicht zu verlieren. «Das ist eine offensichtliche Befürchtung. Es wird aber nicht passieren», sagte Shapps der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge.

+++ London: Russische Soldaten leiden unter Krise psychischer Gesundheit +++

Zehntausende russische Soldaten stecken nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten in einer psychischen Krise. Bei etwa 100 000 Militärangehörigen sei zum Ende vergangenen Jahres eine posttraumatische Belastungsstörung diagnostiziert worden, hieß es in dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine am Mittwoch. Diese Zahl liege inzwischen wahrscheinlich höher, weil das russische Militär keine Rotation und Erholung vom Schlachtfeld mehr ermögliche.

Ein russischer Offizier, der auf das Problem hingewiesen habe, sei abgelöst worden, hieß es weiter in der Mitteilung. Es gebe auch zusätzliche Hinweise darauf, dass Ärzte Militärangehörige an die Front schickten, die nicht in der Lage seien zu kämpfen. Die Zahl der Einsprüche bei der medizinischen Kommission des russischen Militärs seien in diesem Jahr höher als im vergangenen Jahr. Viele Anträge würden abgewiesen. Angesichts dieser geringen Sorge um die psychische Gesundheit der Soldaten und ihrer Kampffähigkeit, sei Russlands Kampfkraft weiterhin «auf einem suboptimalen Niveau», so das Fazit der britischen Experten.

+++ Selenskyj bittet Nato-Staaten in Brüssel um mehr Hilfe für den Winter +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat bei seinem ersten Besuch im Nato-Hauptquartier seit Kriegsbeginn um mehr Hilfen für den bevorstehenden Winter gebeten. Die Ukraine bereite sich vor und nun werde Unterstützung von den Nato-Mitgliedern gebraucht, sagte Selenskyj am Mittwoch in Brüssel. Es gehe um ganz konkrete Dinge an ganz konkreten geografischen Punkten. Besonders wichtig seien Flugabwehrsysteme.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte, er erwarte, dass mehrere Verbündete weitere Unterstützung ankündigen. «Was wir jetzt sehen, ist, dass Präsident Putin sich wieder einmal darauf vorbereitet, den Winter als Kriegswaffe einzusetzen. Das heißt: Das Energiesystem, die Gasinfrastruktur anzugreifen», sagte der Norweger.

Selenskyj wollte am Vormittag im Nato-Hauptquartier an Beratungen der US-geführten Ukraine-Kontaktgruppe teilnehmen. Über sie werden Waffenlieferungen an das von Russland angegriffene Land koordiniert. Die Nato ist offiziell außen vor, weil auch Nicht-Bündnisstaaten Teil der Kontaktgruppe sind.

Als Gast wurde auch der neu ukrainische Verteidigungsminister Rustem Umjerow in Brüssel erwartet. Er sollte am späten Nachmittag auch an einem Treffen der Nato-Verteidigungsminister teilnehmen. Die Bundesregierung hatte der Ukraine bereits vor den Treffen ein umfangreiches Paket von Luftabwehrsystemen, Panzern und Munition zugesagt, um ihr zu helfen, militärisch über den kommenden Winter zu kommen.

+++ Kiew meldet Abwehr schwerer Angriffe bei Awdijiwka in Donezker Gebiet +++

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben neue schwere russische Angriffe auf die bereits seit Monaten umkämpfte Stadt Awdijiwka im östlichen Gebiet Donezk abgewehrt. Russlands Militär sei mit einer Stärke von bis zu drei Bataillonen unterstützt von Panzern und gepanzerten Fahrzeugen in die Offensive gegangen, meldete der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Mittwochmorgen. «Unsere Verteidiger haben alle Attacken des Feindes zurückgeschlagen und keinen Verlust von Positionen zugelassen.» Moskauer Militärblogger hatten zuvor von russischen Geländegewinnen gesprochen. Unabhängig lassen sich diese Berichte nicht prüfen.

Die Experten vom Institut für Kriegsstudien (ISW) in Washington berichten ebenfalls von verstärkten Angriffsbemühungen Russlands rund um Awdijiwka. Derzeit gebe es allerdings noch keine Bestätigung für die von Moskau beanspruchten Geländegewinne, heißt es in deren Analyse.

Die Ukraine, die bereits seit fast 20 Monaten einen russischen Angriffskrieg abwehrt, berichtet seit Wochen immer wieder von teils heftigen Angriffen entlang der östlichen Front. Awdijiwka gilt als stark ausgebaute Festungsstellung der Ukrainer in unmittelbarer Nähe der bereits seit 2014 von prorussischen Kräften gehaltenen Gebietshauptstadt Donezk.

+++ Selenskyj rät Spitzenpolitikern zu Solidaritätsbesuch in Israel +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat internationalen Spitzenpolitikern empfohlen, als Zeichen der Solidarität nach Israel zu reisen. «Wir sind im Krieg. Wir verstehen, was Terrorangriffe, solche Opfer und Tragödien bedeuten», sagte der Staatschef am Mittwoch am Rande von Gesprächen im Nato-Hauptquartier in Brüssel. In dieser Situation sei es sehr wichtig gewesen, nicht allein zu sein. «Deshalb empfehle ich den Staats- und Regierungschefs, nach Israel zu gehen», sagte er mit Blick auf den beispiellosen Großangriff der islamistischen Hamas auf Israel mit mehr als 1000 Todesopfern. Es gehe dabei nicht darum, die Institutionen zu unterstützen, sondern die Menschen, die von den Terrorangriffen getroffen würden. Wer nicht alleine sei, sei stärker.

+++ Selenskyj überraschend zu Gesprächen in Brüssel +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist überraschend für politische Gespräche in Brüssel. Das bestätigte ein belgischer Regierungssprecher am Mittwoch. Selenskyj wird zu Gast bei der Nato sein und den belgischen Regierungschef Alexander De Croo treffen. Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg werde Selenskyj am Vormittag empfangen, schrieb ein Nato-Sprecher auf der Plattform X.

Der Besuch Selenskyjs in der belgischen Hauptstadt ist der zweite seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar vergangenen Jahres. Erstmals war der ukrainische Staatschef am 9. Februar dieses Jahres in Brüssel gewesen. Er hatte damals an einem Treffen mit den Staats- und Regierungschefs der EU-Staaten teilgenommen und eine Rede vor den Abgeordneten des Europäischen Parlaments gehalten. Die Staats- und Regierungschefs gaben danach ein klares Bekenntnis zu weiterer Hilfe für den Abwehrkampf gegen Russland ab.