Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Freitag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen.

  • EU will der Ukraine 1,5 Milliarden Euro pro Monat zahlen

  • US-Verteidigungsminister telefoniert mit russischem Amtskollegen

  • Ukraine hofft auf weitere Exemplare von deutschem Luftabwehrsystem

  • Kreml: Noch kein Datum für Abschluss von Teilmobilmachung

  • Iran fordert Staatsbürger zur raschen Ausreise aus der Ukraine auf

  • Gefahr einer neuen Kriegsfront: Putin stationiert Truppen in Belarus

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ EU will der Ukraine 1,5 Milliarden Euro pro Monat zahlen +++

Die EU will die Ukraine im nächsten Jahr mit 18 Milliarden Euro angesichts des russischen Angriffskriegs unterstützen. «Es ist sehr wichtig für die Ukraine, einen vorhersehbaren und stabilen Einkommensfluss zu haben», sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach einem EU-Gipfel am Freitag in Brüssel. Demnach braucht die Ukraine drei bis vier Milliarden Euro im Monat, um ihre Grundbedürfnisse abzudecken. Das solle von der EU, den USA und den Finanzinstitutionen finanziert werden. «Deshalb ging es um rund 1,5 Milliarden pro Monat für die Ukraine, die von der Europäischen Union finanziert werden», sagte von der Leyen. Die EU-Finanzminister sollen nun einen Mechanismus dafür ausarbeiten.

Insgesamt haben die EU und die EU-Staaten von der Leyen zufolge die Ukraine seit Beginn der Kriegs mit 19 Milliarden Euro unterstützt. Unter anderem hat die EU Kiew Makrofinanzhilfen in Höhe von neun Milliarden Euro zugesagt, wovon bislang allerdings nur ein Teil ausgezahlt wurde. In den Gipfelschlussfolgerungen riefen die Staats- und Regierungschefs dazu auf, noch ausstehende drei Milliarden Euro rasch bereitzustellen.

Bild: Getty Images
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Zudem verurteilten die Gipfelteilnehmer erneut die jüngsten russischen Angriffe auf Zivilisten und zivile Infrastruktur. Es gebe immer mehr Beweise dafür, dass Russland Kriegsverbrechen begehe und diese müssten geahndet werden. Die EU-Staaten stünden bereit, die EU-Sanktionsmaßnahmen gegen Russland weiter zu verschärfen.

+++ US-Verteidigungsminister telefoniert mit russischem Amtskollegen +++

Nach den jüngsten Eskalationen im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine haben die Verteidigungsminister der USA und Russlands erstmals nach längerer Pause miteinander telefoniert. Dies teilten die beiden Länder am Freitag mit. Aus dem Pentagon in Washington hieß es, US-Minister Lloyd Austin habe in dem Gespräch mit seinem russischen Kollegen Sergej Schoigu betont, wie wichtig es sei, die Kommunikationswege inmitten des laufenden Krieges aufrecht zu erhalten. Eine Pentagon-Sprecherin sagte, Austin habe das Telefonat initiiert. Auf Nachfragen, warum das Gespräch gerade jetzt nach längerer Funkstille stattgefunden habe, sagte sie lediglich, es habe sich die Gelegenheit geboten, sich auszutauschen.

Die USA hatten am Vortag mitgeteilt, dass Russland nach Erkenntnissen der US-Regierung beim Einsatz von Kampfdrohnen von iranischen Kräften unterstützt werde. Russland streitet das ab. Das Verteidigungsministerium in Moskau teilte zum Telefonat lediglich mit, bei dem Gespräch sei es um aktuelle Fragen der internationalen Sicherheit gegangen. Ein Thema sei die Lage in der Ukraine gewesen.

+++ Ukraine hofft auf weitere Exemplare von deutschem Luftabwehrsystem +++

Die ukrainische Armee hofft nach einer ersten Lieferung des deutschen Flugabwehrsystems Iris-T auf weitere Exemplare der modernen Waffe. Das sagte der ukrainische Luftwaffensprecher Jurij Ihnat nach Angaben Kiewer Medien am Freitag. Das System habe sich «gut bewährt» gegen jüngste russische Angriffe.

«Der einzige Nachteil ist, dass es wenige gibt. Es wird erwartet, dass die deutsche Industrie an Dynamik gewinnt, um die Produktionsmenge zu erhöhen, damit die Ukraine so viele dieser Systeme wie möglich erhält», sagte Ihnat. Den genauen Einsatzort wollte er nicht mitteilen. Iris-T stehe auf der Zielliste des Feindes «ganz oben».

+++ Kreml: Noch kein Datum für Abschluss von Teilmobilmachung +++

Einen Monat nach Verkündung einer Teilmobilmachung in Russland will der Kreml noch kein Datum für ein Ende der Maßnahme mitteilen. Präsident Wladimir Putin habe am 14. Oktober gesagt, sie sei in etwa zwei Wochen abgeschlossen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Freitag der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge in Moskau. «Es gibt kein genaueres Datum.» Putin hatte das Dekret am 21. September unterzeichnet. Vor einer Woche sagte er, es seien 222 000 Rekruten von insgesamt 300 000 einberufen worden.

Peskow sagte, anfängliche Fehler bei der Organisation der Teilmobilmachung kämen mittlerweile nicht mehr vor. Es sei aber zu früh für eine Gesamtbilanz. Putin werde sich auch weiter über den Verlauf informieren. Am Vortag hatte der Präsident einen Truppenübungsplatz bei Moskau besucht und dort unter anderem ein Scharfschützengewehr abgefeuert. Über mögliche ähnliche Besuche in anderen Gebieten könne er nichts mitteilen, sagte Peskow.

Russlands Präsident Wladimir Putin (Bild: Sputnik/Valery Sharifulin/Pool via REUTERS)
Russlands Präsident Wladimir Putin (Bild: Sputnik/Valery Sharifulin/Pool via REUTERS)

Putin hatte die Einberufung angesichts schwerer Niederlagen russischer Truppen vor allem in der Ostukraine angeordnet. In Russland selbst löste die Maßnahme eine regelrechte Massenflucht in angrenzende Ex-Sowjetstaaten wie Georgien und Kasachstan aus.

+++ Iran fordert Staatsbürger zur raschen Ausreise aus der Ukraine auf +++

Der Iran hat seine Staatsbürger zur raschen Ausreise aus der Ukraine aufgerufen. Gleichzeitig verschärfte Irans Außenministerium wegen der «militärischen Eskalation» seine Reisewarnung für das Land, wie iranische Medien am Freitag übereinstimmend berichteten.

Nach Erkenntnissen der US-Regierung setzt Russland auch Kampfdrohnen aus dem Iran im Ukraine-Krieg ein - mit Unterstützung iranischer Kräfte vor Ort. Russland hatte die Ukraine in den vergangenen Tagen mehrfach mit den zur einmaligen Verwendung bestimmten Kampfdrohnen vom Typ Schahed 136 aus dem Iran angegriffen. Teheran bestreitet die Lieferung der Drohnen.

Demonstranten vor der iranischen Botschaft in Kiew (Bild: Oleksii Chumachenko/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)
Demonstranten vor der iranischen Botschaft in Kiew (Bild: Oleksii Chumachenko/SOPA Images/LightRocket via Getty Images)

+++ Gefahr einer neuen Kriegsfront: Putin stationiert Truppen in Belarus +++

Tausende russische Soldaten haben mit Panzern und anderer schwerer Militärtechnik in Belarus Stellung bezogen – inmitten Moskaus schwieriger Lage im Krieg gegen die Ukraine. Sie bilden mit den belarussischen Streitkräften eine neue Einheit zur Erfüllung jedweder Aufgabe, wie der stellvertretende russische Kommandeur Viktor Smejan im Staatsfernsehen sagt. «Der Kampfgeist ist da.» Die Stationierung von Hunderten gepanzerten Fahrzeugen schürt auch neue Ängste, dass Kremlchef Wladimir Putin in Belarus eine zweite Front in seinem Krieg gegen die Ukraine aufmachen könnte.

Schon im Februar zu Beginn des Krieges marschierten aus der Region Gomel im Süden von Belarus russische Einheiten in den Norden der Ukraine ein - von dort ist es nicht weit nach Kiew. Und auch jetzt berichten Augenzeugen von erhöhten militärischen Aktivitäten in der Region. Laut ukrainischem Generalstab in Kiew wächst die Gefahr eines zweiten Überfalls von Belarus aus, die militärischen Aktivitäten Russlands dort hätten zugenommen.

Zwar beteuert Machthaber Alexander Lukaschenko in Belarus, dass er sich nicht einmischen werde in den Krieg in der Ukraine. Doch die Ukraine sieht Belarus schon seit Beginn von Putins Krieg vor rund acht Monaten als Kriegspartei. Lukaschenko stellte damals Militärbasen in Belarus den Russen für Angriffe auf das benachbarte Land zur Verfügung.

+++ Energieprobleme erwartet +++

Das ukrainische Versorgungsunternehmen Ukrenerho teilte am Abend mit, es erwarte heute infolge der beschädigten Anlagen im ganzen Land vorübergehende Einschränkungen im Energieverbrauch. Bereits gestern war das Unternehmen zu Stromabschaltungen gezwungen.

Der Berater im Präsidialamt in Kiew, Olexij Arestowytsch, schloss längerfristige Probleme nicht aus. «Wir können durchaus vor einer Situation stehen, in der wir Wochen oder sogar Monate ohne Wasser, ohne Licht und Wärme oder mit großen Einschränkungen sitzen werden.» Er sei aber sicher, dass die Ukrainer die Probleme bewältigen würden.

+++ UNHCR plant Winterhilfe +++

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) will Vertriebenen und Menschen in vom Krieg stark beschädigten Wohnungen in der Ukraine helfen, die kalten Wintermonate gesund zu überstehen. «Wir haben in der Ukraine 390 öffentliche Gebäude so umgebaut, dass dort jetzt 109.000 Schlafplätze vorhanden sind», sagte die stellvertretende UN-Flüchtlingskommissarin Kelly Clements der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Das seien meist Schulen oder Turnhallen.

Bulgarien, Tschechien und Moldau benötigten zudem weitere Unterstützung bei der Versorgung ukrainischer Flüchtlinge, führte Clements aus, die diese Woche zu Gesprächen im Bundestag und im Auswärtigen Amt war. «Was uns im Moment am meisten beschäftigt, das ist die Kälte», sagte sie.

+++ Selenskyj dankt Scholz +++

Selenskyj dankte beim EU-Gipfel in Brüssel in einer Videoansprache Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) für die Lieferung des Flugabwehrsystems Iris-T. «Dieses deutsche System schirmt nicht nur den ukrainischen Luftraum ab. Es schützt die europäische Stabilität, indem es den russischen Terror eingrenzt, der sowohl unser Land trifft als auch in Zukunft Ihre Länder», sagte Selenskyj vor den Staats- und Regierungschefs der 27 EU-Staaten.

Das erste System war vor einer Woche an die Ukraine übergeben worden. Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow hatte von einer «neuen Ära der Luftverteidigung» gesprochen.

+++ Putin zeigt sich mit Rekruten +++

In Russland ließ sich Kremlchef Wladimir Putin fast acht Monate nach Kriegsbeginn in der Ukraine auf einem Truppenübungsplatz erstmals selbst beim Schießen mit einem Scharfschützengewehr filmen. Das Staatsfernsehen zeigte gestern, wie der Oberbefehlshaber liegend unter einem Tarnnetz die Waffe vom Typ Dragunow abfeuerte.

Anschließend sprach er auf dem Areal in Rjasan rund 200 Kilometer südöstlich von Moskau mit Soldaten. Zusammen mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu kontrollierte Putin vor laufender Kamera auch demonstrativ die Ausrüstung der Kämpfer. Der Besuch erfolgte inmitten von Kritik an einer schlechten Vorbereitung russischer Soldaten für den Krieg in der Ukraine.

+++ USA: Iraner helfen Russland in Ukraine +++

Nach Erkenntnissen der US-Regierung setzt Russland Kampfdrohnen aus dem Iran im Ukraine-Krieg ein - mit Unterstützung iranischer Kräfte vor Ort. «Wir können heute bestätigen, dass russische Militärangehörige, die auf der Krim stationiert sind, iranische Drohnen gesteuert haben und diese für Angriffe in der gesamten Ukraine eingesetzt haben, darunter auch für Angriffe auf Kiew in den letzten Tagen», sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby. «Wir gehen davon aus, dass iranisches Militärpersonal auf der Krim stationiert war und Russland bei diesen Operationen unterstützt hat.»

Russland bestreitet, iranische Drohnen einzusetzen; der Iran bestreitet, sie an Russland geliefert zu haben.

+++ Biden sorgt sich um Ukraine-Hilfe +++

US-Präsident Joe Biden hat sich besorgt über die weitere militärische Unterstützung der Ukraine im Fall eines Sieges der Republikaner bei den Parlamentswahlen im November gezeigt. Er sei besorgt darüber, weil die Republikaner gesagt hätten, dass sie die Ukraine-Hilfen kürzen würden, sagte Biden bei einem Besuch im US-Bundesstaat Pennsylvania.

Im Falle eines Wahlsieges wollten die Republikaner die Unterstützung Kiews nicht wie bisher fortsetzen. Sie verstünden nicht, wie folgenreich und ernst dies wäre, nicht nur für die Ukraine, sondern auch für Osteuropa und die Nato, beklagte Biden.