Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Montag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

In unserm Newsticker können Sie die wichtigsten Nachrichten des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Außenminister Lawrow und Colonna sprechen über AKW Saporischschja

  • Russische Popdiva Pugatschowa nach Kriegskritik in Moskau verrissen

  • Ukraine soll vier weitere Panzerhaubitzen von Bundeswehr erhalten

  • Ukrainische Truppen drängen Russen im Osten des Landes weiter zurück

  • Habeck sieht Chance, gut durch den Winter zu kommen

  • Kreml bezeichnet Kiews Vorwürfe zu Kriegsverbrechen als Lüge

  • Ukraine: Mindestens 13 Tote nach Artilleriebeschuss in Donezk

  • Experten: Putin baut zunehmend auf Alternativen zu regulären Truppen

  • Selenskyj: Russische Rakete nahe AKW Südukraine eingeschlagen

Die Newslage des Tages:

+++ Außenminister Lawrow und Colonna sprechen über AKW Saporischschja +++

Die Außenminister Russlands und Frankreichs haben über die angespannte Sicherheitslage in dem von russischen Truppen besetzten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja gesprochen. «Wichtig ist, dass es in der Ukraine nicht zu einem Nuklearunfall kommt in Folge der russischen Besatzung», sagte Frankreichs Chefdiplomatin Catherine Colonna am Montag vor Journalisten in New York.

Lawrow erneuerte den Vorwurf Moskaus, wonach ukrainische Soldaten mit vom Westen gelieferten Waffen Infrastrukturanlagen wie das AKW beschießen sollen. Sie beschwören damit eine nukleare Katastrophe herauf, wie er sagte. Der Beschuss müsse aufhören, forderte Lawrow nach Angaben seines Ministeriums. Nach ukrainischer Darstellung wiederum beschießen die russischen Truppen das Kraftwerk selbst, um die Ukrainer für die Schäden verantwortlich zu machen.

Experten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) haben die Sicherheitslage an Europas größtem AKW untersucht. Ihr Bericht geht aber nicht auf die Frage ein, welche Seite schießt. Die IAEA will eine entmilitarisierte Zone um Saporischschja durchsetzen. Die Ukraine fordert die Kontrolle über das AKW zurück.

+++ Russische Popdiva Pugatschowa nach Kriegskritik in Moskau verrissen +++

Nach ihrer Kritik an Russlands Angriffskrieg in der Ukraine ist die bekannte russische Popsängerin Alla Pugatschowa in ihrer Heimat unter Druck geraten. «Diese Dichterlinge, Harlekine und Gaukler brauchen bloß eine Möglichkeit zu singen und zu tanzen, zu feixen und vulgär klugzuscheißen», kommentierte der Leiter der Menschenrechtskommission des russischen Präsidenten, Waleri Fadejew, am Montag auf der offiziellen Webseite der Institution Pugatschowas Forderung nach Frieden. Eins der bekanntesten Lieder Pugatschowas heißt «Harlekino». Auch der kremlnahe russische Rapsänger Timati zog über den angeblich fehlenden Patriotismus der Sängerin her.

Pugatschowa hatte beklagt, dass die russischen Soldaten für «illusorische Ziele» stürben, während gleichzeitig Russland durch den Krieg international geächtet werde. Die Worte der 73-Jährigen, die immer noch als Superstar in ihrer Heimat gilt, fanden ein breites Echo. Die staatlichen Medien allerdings ließen ihre Kriegskritik in der Berichterstattung unter den Tisch fallen und berichteten nur über ihre Forderung, ebenfalls zum «Auslandsagenten» - ein Stigma in Russland - gestempelt zu werden. Sie solidarisierte sich damit mit ihrem Ehemann Maxim Galkin, einem berühmten Komiker im israelischen Exil, der vom Justizministerium in Moskau auf die Schwarze Liste gesetzt worden war.

Der Kreml mochte die Äußerung Pugatschowas nicht kommentieren. In Russland gab es auch Zuspruch für die Sängerin. So veröffentlichte Julia Nawalnaja, die Ehefrau des Kremlkritikers Alexej Nawalny, die Kritik Pugatschowas bei Instagram. Die britische Elektropop-Band Pet Shop Boys twitterte: «Wir bewundern den Mut und die Ehrlichkeit des legendären russischen Superstars Alla Pugatschowa, die Wladimir Putins Krieg in der Ukraine angeprangert hat und sagte, er werde Russland zum Paria machen.»

+++ Ukraine soll vier weitere Panzerhaubitzen von Bundeswehr erhalten +++

Die Ukraine soll für ihren Abwehrkampf gegen Russland von der Bundeswehr vier weitere Panzerhaubitzen erhalten. Die Lieferung werde unverzüglich in die Wege geleitet, teilte das Verteidigungsministerium am Montag in Berlin mit. Bei der Panzerhaubitze 2000 handelt es sich um schwere Artilleriegeschütze mit einer Reichweite bis zu 40 Kilometer. Die Lieferung soll auch ein Munitionspaket beinhalten.

Die Bundesregierung betonte, dass die Ukraine den Wunsch nach weiteren Haubitzen geäußert habe. «Die von Deutschland und den Niederlanden gelieferten Panzerhaubitzen 2000 haben sich im Gefecht mehr als bewährt», sagte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) laut Mitteilung. «Um die Ukraine in ihrem mutigen Kampf gegen den brutalen russischen Angriff weiter zu unterstützen, wird Deutschland diesem Wunsch nachkommen.» Mit den vier Panzerhaubitzen steige die Zahl der von Deutschland gelieferten Artilleriegeschütze auf 14.

Die Ukraine hat von westlichen Staaten wie Deutschland auch Kampf- und Schützenpanzer gefordert, die die Truppen bei Vorstößen und der Rückeroberung von Gebieten nutzen könnten und die für den Einsatz im direkten Gefecht gebaut sind. Schützenpanzer dienen dazu, Soldaten möglichst sicher ins Kampfgebiet zu transportieren und diese im Gefecht zu unterstützen. Bisher hat kein Nato-Land Kampfpanzer westlicher Bauart geliefert. Kanzler Olaf Scholz betont stets, dass es in dieser Frage keinen deutschen Alleingang geben werde.

Eine deutsche Panzerhaubitze 2000. (Bild: Reuters)
Eine deutsche Panzerhaubitze 2000. (Bild: Reuters)

+++ Ukrainische Truppen drängen Russen im Osten des Landes weiter zurück +++

In den ostukrainischen Gebieten Charkiw, Donezk und Luhansk haben die ukrainischen Truppen den russischen Gegner offenbar weiter zurückgedrängt. Am Montag meldeten Kiewer Medien die Rückeroberung des Orts Jarowa am linken Ufer des Siwerskyj Donez. Offizielle Bestätigungen von ukrainischer oder russischer Seite lagen zunächst nicht vor. Zuvor kursierten bereits Videos über erfolgreiche Vorstöße der ukrainischen Truppen auf das linke Ufer des Oskil im Gebiet Charkiw bei Kupjansk und Borowa.

Zudem ist es ukrainischen Einheiten offensichtlich ebenfalls gelungen, bei Bilohoriwka über den Siwerskyj Donezk zu setzen und einen Angriff auf Kreminna durchzuführen. Der Chef der Donezker Separatisten, Dennis Puschilin, sprach im russischen Fernsehen zumindest von einer abgewehrten Attacke auf die seit April unter russischer Kontrolle stehende Kleinstadt.

Bilohoriwka, das laut dem Militärgouverneur der Region Luhansk, Serhij Hajdaj, wieder von ukrainischen Truppen kontrolliert wird, und Kreminna liegen bereits im Luhansker Gebiet. Die russische Führung hatte Anfang des Sommers die völlige Eroberung der Region gemeldet. Von der beginnenden Unruhe in dem Separatistengebiet zeugt zudem ein Eilantrag der dortigen «Bürgerkammer», schnellstens ein Referendum über den Beitritt zu Russland zu veranstalten.

+++ Habeck sieht Chance, gut durch den Winter zu kommen +++

Nach Aussage von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat Deutschland trotz fehlenden russischen Gases die Chance, gut durch den Winter zu kommen. Dafür müssten allerdings bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein, sagte Habeck am Montag im vorpommerschen Lubmin. In Deutschland müsste viel Energie eingespart werden und man müsse Glück mit dem Wetter haben.

Der Füllstand der Gasspeicher nähere sich der Marke von 90 Prozent an und der Preis sei trotz ausbleibender russischer Lieferungen in den vergangenen Wochen gesunken. Im Winter solle das Gas aus den Speichern zur Verfügung gestellt werden. «Das heißt aber auch, dass die Speicher dann am Ende des Winters wieder leer sein werden, in diesem Fall richtig leer, weil wir das Gas nutzen werden.» Dann müsse man wieder schnell einspeichern. Deshalb sei etwa der Plan, in Lubmin Flüssigerdgas (LNG) anzulanden, wichtig.

+++ Kreml bezeichnet Kiews Vorwürfe zu Kriegsverbrechen als Lüge +++

Die russische Führung hat den Vorwurf der Regierung in Kiew zurückgewiesen, Kriegsverbrechen im Gebiet Charkiw im Osten der Ukraine begangen zu haben. «Das ist eine Lüge», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Russland werde die «Wahrheit» verteidigen.

Zuvor waren nahe der Stadt Isjum 440 Gräber mit Leichen gefunden worden. Einige von ihnen wiesen nach ukrainischen Angaben Folterspuren auf. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf daraufhin Russland «Nazi»-Praktiken vor.

Peskow bezog sich auch auf frühere Vorwürfe gegen Russland. «Das ist das gleiche Szenario wie in Butscha», sagte der 54-Jährige. Nach dem Abzug russischer Truppen waren im Frühjahr auch im Kiewer Vorort Butscha Hunderte getötete Zivilisten - einige mit Folterspuren und gefesselten Händen - gefunden worden. Butscha gilt seitdem als Symbol für schwerste Kriegsverbrechen.

Kremlsprecher Dmitri Peskow. (Bild: Reuters)
Kremlsprecher Dmitri Peskow. (Bild: Reuters)

+++ Ukraine: Mindestens 13 Tote nach Artilleriebeschuss in Donezk +++

In der von russischen Truppen kontrollierten Stadt Donezk in der Ostukraine sind durch Artilleriebeschuss mindestens 13 Menschen getötet worden. Zwei Granaten seien an einer Bushaltestelle und in einem nahen Geschäft eingeschlagen, berichteten örtliche Medien am Montag. Zur Zahl der Verletzten gab es zunächst noch keine Angaben. Die örtlichen Machthaber machten ukrainische Truppen für den Beschuss verantwortlich. Kiew weist derartige Anschuldigungen regelmäßig zurück und wirft Moskau vor, mit Selbstbeschuss Bilder für die eigenen Medien zu produzieren. Unabhängig bestätigen ließen sich die Angaben nicht.

Die Industriestadt Donezk steht seit 2014 unter der Kontrolle von Separatisten, die von Moskau unterstützt werden. Nach der Anerkennung der Unabhängigkeit der ostukrainischen Separatistenrepubliken war Russland im Februar in die Ukraine einmarschiert. Die Vereinten Nationen haben seitdem über 5800 getötete Zivilisten erfasst, gehen aber wie Kiew von weitaus höheren zivilen Opferzahlen aus. Nach Angaben der Donezker Separatisten sind seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges über 900 Zivilisten in ihrem Einflussbereich getötet worden.

+++ Experten: Putin baut zunehmend auf Alternativen zu regulären Truppen +++

Angesichts bedeutender Verluste bei seinen Streitkräften im Ukraine-Krieg ist Russlands Präsident Wladimir Putin nach Ansicht unabhängiger Militärexperten immer stärker auf Alternativen angewiesen. Der Kreml konzentriere sich zunehmend darauf, schlecht vorbereitete Freiwillige in irregulären improvisierten Einheiten zu rekrutieren, statt sie als Reserve oder Ersatz für reguläre russische Truppen einzusetzen, schrieben die Analysten des Institute for the Study of War (ISW) mit Sitz in Washington am Sonntagabend (Ortszeit).

Einen Grund dafür sehen die Experten in Putins getrübtem Verhältnis zur eigenen Militärführung und dem Verteidigungsministerium über den Sommer hinweg, insbesondere nach den jüngsten Gebietsverlusten. Bei ihrer Gegenoffensive im Nordosten der Ukraine Anfang September sind die ukrainischen Kräfte im Gebiet Charkiw bis an den Oskil vorgestoßen.

Eine Generalmobilmachung für den seit mehr als einem halben Jahr dauernden Krieg in der Ukraine gibt es in Russland bisher nicht. Die Armee und Präsident Putin sind daher auf Freiwillige angewiesen. Die russischen Streitkräfte rekrutierten zudem zunehmend Strafgefangene, setzten Elemente der russischen Sicherheitsdienste ein und mobilisierten verdeckt Männer aus den teilweise besetzten Gebieten Donezk und Luhansk, hieß es in dem ISW-Bericht weiter.

Die Bildung solcher improvisierten Einheiten werde zu weiteren Spannungen, Ungleichheit und einem Mangel an Geschlossenheit unter den Truppenteilen führen. Angesichts ihrer kurzen Ausbildung verfügten sie über «nur wenig effektive Kampfkraft».

+++ Litauen erwägt Einreiseverbot auch für Belarussen +++

Nach dem Einreisestopp für Russen mit Schengen-Visum erwägt Litauen, seine Grenze auch für Staatsbürger des benachbarten Belarus dicht zu machen. «Dieses Thema wird gegenwärtig geprüft, und es finden Gespräche statt», sagte Innenministerin Agne Bilotaite am Montag bei einem Besuch an der Grenze des baltischen EU- und Nato-Landes zu Belarus, die Teil der EU-Außengrenze ist. «Ich denke, dass es sehr ernsthafte Argumente gibt, auch die Einbeziehung von Belarus in Betracht zu ziehen», sagte sie der Agentur BNS zufolge. Ziel sei eine Einigung «auf regionaler und sogar europäischer Ebene.

«Ich sehe sehr deutlich, dass auch das belarussische Regime an dem Krieg beteiligt ist und einen hybriden Angriff mit illegalen Migranten gegen Litauen durchführt», sagte Bilotaite. Die Europäische Union beschuldigt den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze zu bringen. Im Spätsommer 2021 war die Situation dort eskaliert: Tausende von Menschen versuchten, illegal in die EU zu gelangen. Besonders betroffen davon war anfangs Litauen.

+++ Selenskyj: Russische Rakete nahe AKW Südukraine eingeschlagen +++

In der Nähe des Atomkraftwerks (AKW) Südukraine ist nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj in Kiew eine russische Rakete eingeschlagen. Er warf Russland am Montag die Gefährdung der ganzen Welt vor. «Wir müssen es stoppen, solange es nicht zu spät ist», schrieb er in den sozialen Netzwerken.

Das AKW Südukraine liegt knapp dreihundert Kilometer südlich der Hauptstadt Kiew. Im Betrieb befinden sich drei Reaktoren mit einer Nettoleistung von 2850 Megawatt.

Auch der staatliche ukrainische Atomkraftwerksbetreiber Enerhoatom berichtete von einem Raketenangriff auf das Industriegelände beim AKW. Dabei seien drei Hochspannungsleitungen und eine Anlage des nahen Wasserkraftwerks beschädigt worden.

In dem AKW-Gebäude selbst seien mehr als 100 Fenster durch die Druckwelle zerstört worden. Der Konzern veröffentlichte Fotos von einem Krater mit vier Metern Durchmesser und zwei Metern Tiefe.

+++ London: Russische Luftwaffe in Ukraine immer stärker unter Druck +++

Die russische Luftwaffe gerät im Krieg gegen die Ukraine nach britischer Einschätzung zunehmend unter Druck. In den vergangenen zehn Tage habe Russland offensichtlich vier Kampfjets verloren und damit insgesamt 55 Maschinen seit Beginn des Angriffs Ende Februar. Das teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag unter Berufung auf Geheimdiensterkenntnisse mit.

Der Anstieg der Verluste sei womöglich teilweise darauf zurückzuführen, dass die russische Luftwaffe ein größeres Risiko eingehe, um Bodentruppen unter dem Druck ukrainischer Vorstöße aus nächster Nähe zu unterstützen, hieß es weiter. Hinzu komme das schlechte Situationsbewusstsein russischer Piloten. Einige Flugzeuge seien wegen der sich schnell bewegenden Front über ukrainisch kontrolliertem Gebiet in dichtere Luftverteidigungszonen geraten.

«Russlands andauernder Mangel an Luftüberlegenheit bleibt einer der wichtigsten Faktoren, die die Fragilität seines operativen Designs in der Ukraine untermauern», betonte das Ministerium.

+++ Ministerpräsident Weil: «Nord Stream 2 wird nie in Betrieb gehen» +++

Durch die Pipeline Nord Stream 2 wird nach Ansicht von Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil nie Gas von Russland nach Deutschland fließen - auch nicht nach einem Ende der Ära von Präsident Wladimir Putin. «Der Vertrauensverlust ist so fundamental, dass es nie wieder eine Situation geben wird, in der eine deutsche Bundesregierung auf Energie aus Russland setzen kann», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Er sei sehr sicher: «Nord Stream 2 wird nie in Betrieb gehen.»

Die Bundesregierung hatte das Genehmigungsverfahren für die fertiggestellte Pipeline Nord Stream 2 im Februar kurz vor dem russischen Angriff auf die Ukraine auf Eis gelegt. Putin hatte kürzlich gesagt, er wolle die Pipeline bei Bedarf in Betrieb nehmen. Die Gaslieferung durch die andere Ostseepipeline Nord Stream 1 hat Russlands Staatskonzern Gazprom eingestellt - mit Verweis auf technische Probleme, die angeblich aufgrund der Sanktionen nicht zu beheben seien. Die Bundesregierung hält diese Begründung für vorgeschoben.

Weil sagte, es werde nicht mehr zu einer Energie-Partnerschaft mit Russland kommen. «Die Russen haben längst alle Brücken abgebrochen, und zwar indem sie das wichtigste Gut einer Partnerschaft zerstört haben: Vertrauen.» Jeder, der sich nun noch auf eine Zusammenarbeit mit Russland einließe, müsste fürchten, ein zweites Mal hereingelegt zu werden. «Diese Kooperation ist unwiederbringlich zerstört. Und der Westen wird sich davon schneller erholen als Russland.»

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. (Bild: Reuters)
Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil. (Bild: Reuters)

+++ Baltenstaaten und Polen beschränken Einreise für Russen +++

Die baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen sowie Polen beschränken die Einreise für Menschen aus Russland weiter. Sie werden von Montag an die Grenzen für Staatsbürger des Nachbarlandes mit einem Schengen-Visum für touristische Aufenthalte, Geschäftsreisen, Sport- und Kulturveranstaltungen geschlossen halten. Entsprechende Regelungen treten in den vier EU- und Nato-Ländern simultan in Kraft. Bestimmte Ausnahmen gelten jedoch etwa für Russen mit Wohnsitz, Aufenthaltsrecht oder Verwandten sowie aus humanitären Gründen. Auch Dissidenten sollen weiter einreisen dürfen.

Als Reaktion auf Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine hatten die Regierungen der baltischen Staaten und Polens die Vergabe von Visa und Aufenthaltsgenehmigungen an Russen bereits weitgehend ausgesetzt. Mit einem gültigen Visum war es aber weiterhin möglich, über die Grenzen der vier Länder in den Schengen-Raum einzureisen. Dies ist künftig nicht mehr möglich: Allen russischen Staatsbürgern mit Schengen-Visum wird nun die Einreise verweigert - unabhängig davon, von welchem Mitgliedsland es ausgestellt wurde. Zum Schengen-Raum gehören 22 EU-Staaten und 4 weitere europäische Länder.

Estlands Regierungschefin Kaja Kallas rief andere Länder erneut auf, sich dem innerhalb der EU umstrittenen Einreiseverbot anzuschließen. «Wir sollten alle Werkzeuge in der Werkzeugkiste nutzen, um Russland dazu zu bringen, diesen Krieg zu beenden», sagte sie am Samstag. «Nur 30 Prozent der russischen Bürger haben internationale Pässe und sie stammen aus der russischen Elite. Das bedeutet, sie haben auch die Möglichkeit, den Kreml zu anderen Entscheidungen zu drängen, wenn sie fühlen, dass dieser Krieg ihren Alltag beeinflusst.»

+++ Selenskyj spricht von Ruhe vor dem Sturm +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat neue Angriffe auf das von russischen Truppen besetzte Gebiet in der Ukraine angekündigt. «Vielleicht erscheint es irgendjemandem unter Ihnen so, dass nach einer Reihe von Siegen Stille eingetreten ist, doch das ist keine Stille», sagte Selenskyj am Sonntag in seiner täglichen Videoansprache. Vielmehr sei es die Vorbereitung auf die nächste Offensive, deren Ziel die Rückeroberung von Mariupol, Melitopol und Cherson sei.

Nach Angaben Selenskyjs wird sich die Ukraine dabei nicht nur auf die Gebiete konzentrieren, die es vor dem russischen Überfall im Februar kontrollierte. Auch die Territorien der von Moskau unterstützten Separatisten im Osten des Landes und Städte auf der seit 2014 von Russland annektierten Krim würden zurückerobert, kündigte der 44-Jährige an. «Denn die gesamte Ukraine muss frei sein.»

Russland hat nach seinem Einmarsch in der Ukraine am 24. Februar große Gebiete im Süden und Osten des Landes erobert. Derzeit hält Moskau immer noch rund 125 000 Quadratkilometer besetzt - das ist etwa ein Fünftel des ukrainischen Staatsgebietes inklusive der Halbinsel Krim.

VIDEO: Putin über den Ukraine-Krieg: "Wir haben es nicht eilig"