Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

In unserem Newsticker können Sie die wichtigsten Nachrichten des Tage zum Krieg in der Ukraine nachlesen

  • «WSJ»: Russland gegen Kürzung der Fördermenge durch Ölallianz Opec+

  • US-Botschafter verlässt Russland inmitten von Spannungen

  • Scholz macht Putin für schwierige Lage in Deutschland verantwortlich

  • Russland meldet Angriff auf vier Kommandoposten in Ukraine

  • Russische Besatzer: Dauer der IAEA-Mission noch nicht restlos geklärt

  • London: Russische Soldaten in der Ukraine wohl schlecht bezahlt

  • Stromleitung im AKW Saporischschja gekappt

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ «WSJ»: Russland gegen Kürzung der Fördermenge durch Ölallianz Opec+ +++

Russland ist laut einem Medienbericht vorerst gegen eine Verringerung der Fördermenge der Ölallianz Opec+. Daher dürften die rund 20 Ölproduzentenländer bei ihren Beratungen am Montag eine unveränderte Fördermenge beschließen, schrieb das «Wall Street Journal» am Sonntag unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen. Das entspricht auch aktuellen Erwartungen viele Marktbeobachter. Saudi-Arabien, eines der dominierenden Mitglieder, hatte jedoch unlängst auch die Möglichkeit einer Produktionskürzung in den Raum gestellt.

Russland dürfte an einer zumindest gleichbleibenden Förderung interessiert sein, auch da es einen Erfolg der wegen des Ukraine-Krieges eingeleiteten westlichen Sanktionen zu verhindern versucht. So versucht der Westen, die Öleinnahmen des Landes zu verringern.

+++ US-Botschafter verlässt Russland inmitten von Spannungen +++

Inmitten massiver Spannungen zwischen Russland und den Vereinigten Staaten hat US-Botschafter John J. Sullivan Moskau verlassen, um in den Ruhestand zu gehen. Der im Dezember 2019 vom damaligen US-Präsidenten Donald Trump ernannte Diplomat habe seinen Einsatz nach fast drei Jahren abgeschlossen, teilte die amerikanische Botschaft am Sonntag in Moskau mit. Der 62-Jährige beendet demnach seine Karriere nach vier Jahrzehnten im öffentlichen Dienst unter fünf US-Präsidenten. Sullivan, der die russische Politik immer wieder scharf kritisiert hatte, war auch bereits US-Vizeaußenminister gewesen.

Bis zur Ankunft des neuen Botschafters werde Sullivans Vertreterin Elizabeth Rood die Geschäfte in der Botschaft führen, hieß es. Sullivan hatte am Samstag noch dem gestorbenen Friedensnobelpreisträger Michail Gorbatschow in Moskau mit Tausenden Trauergästen die letzte Ehre erwiesen. Der Diplomat hatte immer wieder autoritäre Tendenzen, Justizwillkür und die Verletzung von Menschenrechten in Russland öffentlich angesprochen.

Bereits im vergangenen Jahr war Sullivan nach einer Eskalation der Spannungen zwischen Russland und den USA für drei Monate in seine Heimat zurückgekehrt. Erst nach einem Gipfeltreffen von Kremlchef Wladimir Putin und US-Präsident Joe Biden in Genf im Juni vergangenen Jahres nahm er die Amtsgeschäfte in der russischen Hauptstadt wieder auf. Die USA und Russland hatten im Zuge von Sanktionen und Gegensanktionen die Belegschaften ihrer Botschaften massiv reduzieren müssen.

+++ Scholz macht Putin für schwierige Lage in Deutschland verantwortlich +++

Kanzler Olaf Scholz hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen dessen Angriffskriegs auf die Ukraine für die schwierige Lage auch in Deutschland verantwortlich gemacht. «Unser Land steht vor einer schweren Zeit», sagte der SPD-Politiker am Sonntag in Berlin bei der Vorstellung des dritten Entlastungspakets der Bundesregierung zur Abfederung steigender Preise für die Bürger.

Der Krieg habe Folgen auch für Engpässe bei der Energieversorgung: «Putins Russland ist vertragsbrüchig geworden», es erfülle seine Lieferverträge schon lange nicht mehr. Scholz ergänzte: «Russland ist kein zuverlässiger Energielieferant mehr.» Er äußerte sich zugleich zuversichtlich, dass man die schwierige Zeit überstehen werde: «Wir werden durch diesen Winter kommen», sagte er.

Bundeskanzler Olaf Scholz (Bild: Omer Messinger/Getty Images)
Bundeskanzler Olaf Scholz (Bild: Omer Messinger/Getty Images)

Ihm sei bewusst, dass sich sehr viele Bürger große Sorgen um ihre Zukunft und hohe Preise machten - «all' das, was sich mit dem Begriff der Inflation verbindet», sagte Scholz. Das treibe auch die Bundesregierung und die Koalition um. «Auslöser für diese sehr, sehr schwierige Lage ist der Überfall Russlands auf die Ukraine.» Am Schlimmsten seien Tod und Zerstörung, die Putin zu verantworten habe, sagte der Kanzler. Er betonte die Unterstützung der Bundesregierung für die Ukraine.

+++ Russland meldet Angriff auf vier Kommandoposten in Ukraine +++

Russische Truppen haben nach Angaben aus Moskau vier Kommandoposten der ukrainischen Armee angegriffen. Die Angriffe etwa auf Stützpunkte nahe Charkiw im Osten des Landes und Nikolske seien in den vergangenen 24 Stunden erfolgt, teilte das russische Verteidigungsministerium am Sonntagnachmittag mit.

Zu der am vergangenen Montag gestarteten Gegenoffensive der Ukrainer im Süden hieß es, dass russische Truppen Einheiten und Reservekräfte des Nachbarlandes angegriffen hätten. Dabei seien 150 Soldaten des «Feindes» getötet worden. Am Samstag sprach Moskau von 230 neuen Toten bei der Offensive im Raum zwischen Mykolajiw und Krywyj Rih. Diese Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen.

+++ Russische Besatzer: Dauer der IAEA-Mission noch nicht restlos geklärt +++

Die Dauer des Aufenthaltes von internationalen Atomexperten in dem von Russland besetzten Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine ist noch nicht restlos geklärt. «Was die Mission angeht, so wird sie vorläufig bis zum 5. (September) funktionieren. Das heißt, morgen arbeiten sie noch», sagte Wladimir Rogow, einer der russischen Besatzer, dem Radiosender der russischen Zeitung «Komsomolskaja Prawda», wie er am Sonntag bei Telegram schrieb. «Und am 6. ziehen sie ab. Das ist noch vorläufig. Sie können ihren Aufenthalt verlängern», sagte der Vertreter, ohne Details zu nennen.

Die Inspekteure der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA sind seit Donnerstag in dem AKW, um es nach Angriffen auf Schäden hin zu untersuchen. AEA-Chef Rafael Grossi sprach zuletzt von einer «dauerhaften Mission». Auch in einer IAEA-Mitteilung vom Samstagabend war von «kontinuierlichen Arbeiten» die Rede.

+++ London: Russische Soldaten in der Ukraine wohl schlecht bezahlt +++

Nach Einschätzung britischer Geheimdienste dürfte die mangelnde Moral russischer Truppen in der Ukraine auch an einer schlechten Bezahlung liegen. Neben hohen Opferzahlen und einer zunehmenden Kampfmüdigkeit gehöre die Besoldung zu den größten Missständen, hieß es am Sonntag in einem Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums.

Üblicherweise bestehe der Lohn russischer Soldaten aus einem Grundgehalt, das nach einem komplexen System um verschiedene Zuschüsse und Bonuszahlungen aufgestockt wird. Bei der Auszahlung dieser Boni gebe es in der Ukraine mit hoher Wahrscheinlichkeit signifikante Probleme, hieß es von den Briten. Das liege mutmaßlich an einer ineffizienten Bürokratie des Militärs, dem unklaren rechtlichen Status der «Militäroperation» - wie Russland seinen Angriffskrieg in der Ukraine bezeichnet - und zu einem gewissen Grad auch an Korruption unter den Kommandeuren.

Auch an der Bereitstellung geeigneter Uniformen, Waffen und weiterer Versorgung hakt es nach Einschätzung der Geheimdienste. Auch dies trage sicherlich zu der brüchigen Moral in den Truppen bei.

+++ Stromleitung im AKW Saporischschja gekappt +++

Angesichts der jüngsten Unterbrechung von Gaslieferungen durch die Pipeline Nord Stream 1 nach Europa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Russland einen Energiekrieg vorgeworfen und zu mehr Einheit in Europa aufgerufen. «Russland versucht in diesen Tagen, den Energiedruck auf Europa noch weiter zu erhöhen – das Pumpen von Gas durch die Nord Stream wurde komplett eingestellt», sagte Selenskyj am Samstagabend in seiner täglichen Videobotschaft. «Russland will das normale Leben jedes Europäers zerstören – in allen Ländern unseres Kontinents.»

Moskau gehe es darum, die Staaten in Europa zu schwächen und einzuschüchtern, sagte Selenskyj weiter. Russland verwende dazu neben Panzern und Raketen auch Energie als Waffe. In diesem Winter bereite Russland den «entscheidenden Schlag» im Energiesektor vor. Dagegen helfe nur ein noch größerer Zusammenhalt und koordinierte Gegenmaßnahmen der Europäer. Zudem müsse der Druck auf Russland erhöht werden, um die Öl- und Gaseinnahmen des Landes zu begrenzen.

Sorgen bereitet auch die Energieversorgung im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja: Laut der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA ist die Stromverbindung über die Hauptleitungen gekappt worden. Die Anlage hänge nur noch über ein Reservekabel am Netz. Schon vor einer Woche war die Stromverbindung des Kraftwerks abgerissen. Damals waren die Leitungen durch einen vorherigen Beschuss beschädigt worden.

(Bild: Dmytro Smolyenko / Barcroft Media via Getty Images)
(Bild: Dmytro Smolyenko / Barcroft Media via Getty Images)

+++ Russland meldet Militäreinsatz nahe AKW Saporischschja +++

Das russische Verteidigungsministerium beschuldigte am Samstag die ukrainische Armee, trotz der Anwesenheit internationaler Atomexperten das AKW Saporischschja zurückerobern zu wollen. An der Aktion seien 250 Soldaten und «ausländische Söldner» beteiligt gewesen. Die russische Armee will den Angriff abgewehrt und mehrere Boote zerstört haben. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Das ukrainische Militär beschuldigte wiederum Russland, es habe in der Nacht zum Samstag Angriffe in Richtung Saporischschja vorgenommen. Einzelheiten wurden im Lagebericht nicht genannt. Der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge soll bei Beschuss eine Stromleitung beschädigt worden sein. Deshalb sei die Stromversorgung in das nicht von Russland besetzte Gebiet unterbrochen worden.

+++ Russen und Ukrainer im Artilleriegefecht +++

Der ukrainische Generalstab teilte nach Medienberichten über Explosionen in der vom russischen Militär besetzten Großstadt Cherson mit, den Stützpunkt einer Spezialeinheit moskautreuer Truppen zerstört zu haben. Außerdem transportierten ukrainische Medien Bilder, nach denen eine weitere Brücke über den Dnipro bei Nowa Kachowka außer Gefecht gesetzt worden sein soll. Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. In der im Süden der Ukraine gelegenen Region versuchen die regierungstreuen Truppen mit einer Gegenoffensive die Russen hinter den Fluss Dnipro zurückzutreiben.

Derweil habe die russische Armee im Donbass versucht voranzukommen, teilte der Generalstab mit. Angriffe habe es in mehrere Richtungen gegeben. Sie seien jedoch alle abgewehrt worden. Allerdings wurden mehrere Einschläge mit zivilen Opfern im Hinterland registriert.

+++ Tote und verletzte Kinder nach Explosionen in der Ukraine +++

Zwei Kinder sind durch Raketeneinschläge am Samstag ums Leben gekommen. «In Selenodolsk haben die Russen einen neunjährigen Jungen getötet», teilte der Militärgouverneur der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk, Walentyn Resnitschenko, am Samstag auf seinem Telegram-Kanal mit. Insgesamt seien durch die Raketenangriffe etwa zehn Personen verletzt worden, die meisten davon schwer. Auch hier war eine unabhängige Überprüfung der Angaben nicht möglich.

Raketenangriffe gab es auch in der Region Mykolajiw im Süden der Ukraine. Dort soll ein achtjähriges Kind durch die Einschläge getötet worden sein, zwei weitere Kinder und vier Erwachsene wurden verletzt.

+++ Ministerin Schulze: 200 Millionen Euro für Ukraine +++

Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) hat der Ukraine neue finanzielle Hilfen zugesagt. «Der Großteil unserer neuen Hilfen, 200 Millionen Euro, soll in ein Programm der ukrainischen Regierung zur Unterstützung von Binnenvertriebenen fließen», sagte Schulze den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntag). «Das Geld soll dabei helfen, dass sich die Vertriebenen in der Ukraine weiterhin mit dem Nötigsten selbst versorgen können.»

Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal kommt am Sonntag nach Berlin. Schulze sagte: «Ich werde mit Ministerpräsident Schmyhal darüber sprechen, wie wir die ukrainische Regierung bei der Versorgung der vertriebenen Menschen weiter unterstützen können. Dabei geht es um Wohnraum, Wärme, Kleidung und Medizin.»