Russland setzt Offensive im Osten der Ukraine mit schweren Angriffen fort

Russland hat seine Offensive im Osten der Ukraine mit schweren Angriffen fortgesetzt. Der ukrainische Präsident Selenskyj forderte anlässlich eines Besuchs von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Kiew schnellere Waffenlieferungen. (Genya SAVILOV)
Russland hat seine Offensive im Osten der Ukraine mit schweren Angriffen fortgesetzt. Der ukrainische Präsident Selenskyj forderte anlässlich eines Besuchs von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Kiew schnellere Waffenlieferungen. (Genya SAVILOV)

Russland hat seine Offensive im Osten der Ukraine mit schweren Angriffen fortgesetzt. Während die ukrainische Armee am Montag mitteilte, sie habe dutzende russische Angriffe in der Region Donezk abgewehrt, meldete Russland weitere Geländegewinne in der Nähe der bereits von Russland besetzten Stadt Awdijiwka. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte anlässlich eines Besuchs von Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Kiew schnellere Waffenlieferungen, um Russlands Offensive zum Erliegen zu bringen.

In mehreren Ortschaften nördlich und westlich des Dorfs Nowobachmutiwka seien "55 Angriffe zurückgeschlagen" worden, erklärte die ukrainische Armee. Weiter südlich, im Westen der Stadt Donezk, hätten russische Streitkräfte "mit Unterstützung der Luftwaffe 15 Mal versucht, die Verteidigungsanlagen unserer Truppen zu durchbrechen", hieß es aus Kiew.

Kiew zufolge konnten die ukrainischen Soldaten in mehreren Ortschaften westlich von Donezk "den Feind weiter zurückhalten", darunter auch in der Stadt Krasnogoriwka. Die Stadt liegt rund 20 Kilometer von der von Russland besetzten Stadt Donezk entfernt und gilt als ukrainisches Bollwerk in der Region. Seit der Einnahme der nahegelegenen Orte Marinka und Awdijiwka durch russische Soldaten ist Krasnogoriwka jedoch angreifbarer geworden.

Das russische Verteidigungsministerium erklärte, es habe das nahe Awdijiwka gelegene Dorf Semeniwka "befreit". Erst am Sonntag hatte das Ministerium die "Befreiung" des Dorfes Nowobachmutiwka rund zehn Kilometer nordwestlich von Awdijiwka bekannt gegeben.

Die Stadt Awdijiwka in der ostukrainischen Region Donezk hatte Russland im Februar nach langen Kämpfen vollständig unter seine Kontrolle gebracht. Danach hatte die russische Armee weiter schnell an Boden gewonnen, während sich die ukrainische Armee aus Mangel an Munition und an Soldaten in der Defensive befindet.

Die ukrainische Armee hatte am Sonntag eine "verschlechterte" Lage an der Front eingeräumt. Kiew warnte, dass Russland vor dem "Tag des Sieges" am 9. Mai versuchen wird, Erfolge auf dem Schlachtfeld zu erzielen.

Nato-Generalsekretär Stoltenberg erneuerte trotz der jüngsten russischen Geländegewinne seine Aussage, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland noch gewinnen könne. "Es ist nicht zu spät für die Ukraine zu siegen", sagte Stoltenberg  an der Seite Selenskyjs in Kiew. "Mehr Hilfe ist auf dem Weg", versicherte er. Selenskyj sagte, von der Geschwindigkeit der Lieferungen hänge "buchstäblich" die Stabilität der Front ab.

Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko beklagte derweil in einem Interview mit den Zeitungen der Funke Mediengruppe "ein Defizit an Luftabwehrsystemen". Drohnen und Raketen müssten bereits auf ihrem Weg in die Hauptstadt abgeschossen werden können, forderte Klitschko. Es gehe aber nicht nur um Kiew, "auch unsere Bürger in Odessa, in Dnipro oder Charkiw brauchen einen guten Schutz", argumentierte er.

Mit Blick auf sein Verhältnis zu Präsident Selenskyj beklagte der ehemalige Boxprofi einen Mangel an Zusammenhalt unter den führenden Politikern in der Ukraine. "Leider gibt es in dieser Kriegszeit keine Einheit zwischen den politischen Kräften", sagte Klitschko. Er habe seit Kriegsbeginn "leider nicht die Gelegenheit" gehabt, Selenskyj zu treffen.

ma/ck