US-Schulbezirk: Kinder mit Essensschulden sollen nur noch Thunfisch-Sandwiches kriegen

Der Albtraum jedes Kindes: Jeden Tag ein Thunfisch-Sandwich zum Mittag. (Getty)
Der Albtraum jedes Kindes: Jeden Tag ein Thunfisch-Sandwich zum Mittag. (Getty)

Es ist ungefähr so, als müsste man als Kind jeden Tag gedünsteten Brokkoli essen. Eine stellvertretende Vorsitzende des Cherry-Hill-Schulbezirks im US-Bundesstaat New Jersey schlug jetzt vor, Schüler, die Essensgeld schuldig bleiben, auf eine strikte Diät aus Thunfisch-Sandwichs zu setzen.

Der Vorschlag der Assistant Superintendentin Lynn Shugars sieht vor, dass Schüler, die mehr als zehn Dollar an offenen Rechnungen in der Schulkantine haben, solange ausschließlich Thunfisch-Sandwichs bekommen, bis sie ihre Schulden beglichen haben. Schüler, die über zwanzig Dollar Schulden haben, sollen gar kein Essen mehr bekommen, wobei unter den Schülern vermutlich umstritten ist, welche der beiden die schlimmere Bestrafung ist.

Thunfisch statt Erdnussbutter

Shugars hatte ursprünglich über Erdnussbutter nachgedacht, sagte sie in der Versammlung des Schulbezirksvorstands. Dann aber änderte sie ihre Meinung: “Wir wissen, dass unsere Kleinen vermutlich ziemlich glücklich wären, wenn sie bis zum Ende ihrer Tage Erdnussbutter-Marmelade Sandwiches essen würden.” So wurde die Idee der Thunfisch-Bestrafung geboren. Tatsächlich gibt es einen ernsteren Hintergrund, denn die knapp 11.000 Schüler des Bezirks haben inzwischen Essensschulden in Höhe von über 14.000 Dollar. “Ich weiß schon, dass das keine sehr beliebte Entscheidung ist“, sagte Shugars. “Niemand will sehen, wie ein Kind unglücklich ist, weil es nicht das zu essen bekommt, was es sich wünscht. Aber ich denke, dass wir an einen Punkt gekommen sind, wo wir so ein Statement setzen müssen.” Sie fügte hinzu, dass es zu dem Thunfisch zumindest auch ein Getränk und eine Beilage gäbe.

Zusätzlich soll auch der Preis für das Schulmittagessen auf 3 Dollar in der Grundschule und 3,10 Dollar in der High School erhöht werden. Für viele Familien in dem eher strukturschwachen Bezirk in Süd Jersey ist das schon zu viel. Laurie Neary, Mitglied des Schulaufsichtsrates glaubt deshalb auch, dass die Preiserhöhung das Problem eher verschärfen könnte. Für viele Kinder aus ärmeren Familien ist das Mittagessen in der Schule die einzige richtige Mahlzeit am Tag. Bei Eltern aus dem Schulbezirk kam die Entscheidung tatsächlich nicht gut an. So sagte Rick Short, der vier Kinder an den Schulen des Bezirks hat gegenüber der Zeitung “Philadelphia Inquirer”: “Das ist Food-Shaming. Das ist einfach nicht in Ordnung.” Er sehe das Problem eher in einem sehr unfairen System, das es zu reparieren gelte. Im vergangenen Monat hatte bereits eine Schule in Pennsylvania für Schlagzeile gesorgt, als sie androhte, Kinder mit Essensschulden in Pflegefamilien zu schicken.

Das drei Millionen Dollar teure Essensprogramm des Cherry Hill Distrikts soll sich an sich selbst tragen. Tatsächlich gab es im vergangenen Schuljahr sogar einen Überschuss von 200,000 Dollar. Wenn es aber so weiterginge mit der Zahlungsmoral, würde dieser bald ins Negative kippen, befürchtet Shugars. Im Rathaus kam der Vorschlag nicht gut an. Bürgermeister Chuck Cahn ließ mitteilen, die Lösung der Thunfisch-Strafe sei “komplett unakzeptabel”, Gemeinderatspräsident David Fleisher fand den Vorschlag sogar “lächerlich” und versprach, sicherzustellen, dass er nicht umgesetzt wird. Bisher sei noch keinem Kind das Essen verweigert worden, beeilte sich der Schulrat klar zu stellen. Und man sei sehr gewillt, mit den Eltern zusammen zu arbeiten, um den Kindern die Thunfisch-Diät zu ersparen.