"Der Unvollendete der deutschen Politik": Friedrich Merz im Fokus von Kritik und Sticheleien bei "Markus Lanz"

Immer wieder versuchte Markus Lanz am Dienstag seinen Gast Friedrich Merz aus der Reserve zu locken, fragte ihn, ob er in der Corona-Krise "härter durchgezogen" hätte als Armin Laschet. Der hielt sich mit Kritik aber zurück - mit einer Ausnahme.

"Ja, ich hätte vielleicht versucht, auch mit Markus Söder viel enger zusammen und abgestimmt vorzugehen", sagte der CDU-Politiker und Kandidat für den CDU-Vorsitz Friedrich Merz am Dienstagabend bei "Markus Lanz" im ZDF. Zuvor hatte ihn Moderator Lanz gefragt, ob Merz "härter durchgezogen" hätte als NRW-Ministerpräsident Armin Laschet - einer der Konkurrenten um den Vorsitz, der zuletzt dafür kritisiert wurde, die verhängten Maßnahmen in der Corona-Krise zu schnell gelockert zu haben.

Zu mehr Kritik an seinem Widersacher ließ sich Merz aber auch nach wiederholtem Nachfragen nicht hinreißen. Das sei "eine Geschmackssache, das muss auch jeder für sich allein entscheiden", hatte er schnell hinzugefügt. "Jeder macht es auf seine Weise." Das Rennen um den Vorsitz sei weiterhin offen, versicherte er.

Die Sache mit dem Klima

Auch zur Frage, ob er sich nach seiner möglichen Wahl zum CDU-Vorsitzenden Anfang Dezember auch die Kanzlerkandidatur für die Bundestagswahl im nächsten Jahr sichern werde, hielt er sich bedeckt. "Herr Merz, das ist Ihre Chance jetzt, Sie sind der Unvollendete der deutschen Politik", hatte ihn Lanz gefragt. Merz lachte kurz und verwies auf die "übliche Reihenfolge" und dass die beiden Vorsitzenden der CDU und CSU nach der Wahl im Dezember darüber sprechen werden, wie es bei der Frage der Kanzlerkandidatur weitergehe.

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Zuvor hatte ihn ein weiterer Gast, die Grünen-Politikerin und "Fridays For Future"-Aktivistin Luisa Neubauer, für seinen Umgang mit Umweltthemen und ihrer Partei kritisiert. Er habe "Farbenspielerei" betrieben, als er laut über eine mögliche Koalition mit den Grünen nachgedacht hatte. Das sei "politisch fast unachtsam", da derzeit vor allem wichtige Sachfragen anstehen würden. Sie wurde deutlich: "Eine Sache, die wir nicht brauchen, sind noch mehr Politiker, die sagen, sie fänden die Sache mit dem Klima gut und denken das dann aber nicht zu Ende." Nach der Sendung rächte sich Merz mit einer Spitze an ihr, indem er twitterte: "Kandidieren Sie bei der Bundestagswahl 2021 und kämpfen Sie um Mehrheiten für Ihre Positionen. So funktioniert #Demokratie!"

"Von Blackrock zu Baerbock", scherzte Lanz

Auch Lanz beschäftigte die farblichen Vorlieben seines Gastes Friedrich Merz. Süffisant blendete er ein Foto aus dem "Spiegel" ein, auf dem Merz im grasgrünen Anzug zu sehen ist. Wie lautet die dahinter stehende Botschaft? "Ich trage ab und zu einen grünen Anzug", antwortete Merz und schmunzelte. Dann wurde er deutlicher: "Ich habe dazu eine klare Meinung: Wir dürfen das Thema Ökologie nicht den Grünen überlassen." Da musste auch Lanz lachen. "Von Blackrock zu Baerbock", warf er ein und spielte damit auf Merz' Tätigkeit für den globalen Vermögensverwalter Blackrock und die Grünen-Parteivorsitzende Annalena Baerbock an.

Doch Merz blieb auch hier bei seiner Linie und ließ sich nicht provozieren. "Mir geht es persönlich wirklich auch um diese Themen", versicherte er. "Wir haben doch schon viel erreicht", sagte er im Hinblick auf den Klimaschutz. Das gehe aber nur "mit marktwirtschaftlichen Instrumenten, nicht indem wir das ganze System infrage stellen."

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