US-Bundesstaat North Dakota mit weltweit höchster Sterberate durch Covid-19

Eine Untersuchung hat 50 Coronavirus-Hotspots identifiziert. Dort ist die Gefahr, an Covid-19 zu sterben, am höchsten. Zwei Nachbar-Bundesstaaten finden sich unter den Top drei.

Der republikanische Gouverneur von North Dakota: Doug Burgum. (Bild: REUTERS / Dan Koeck)
Der republikanische Gouverneur von North Dakota: Doug Burgum. (Bild: REUTERS / Dan Koeck)

Der gemeinnützige Forschungsverbund „Federation of American Scientists“ hat 50 Coronavirus-Hotspots identifiziert. Dort ist die Gefahr, an oder mit der Lungenkrankheit Covid-19 zu sterben, am höchsten. In der Liste werden US-amerikanische Bundesstaaten einzeln betrachtet, deshalb liegen 18 der 50 Hotspots in den USA.

Am gefährlichsten ist es - die Daten beziehen sich auf die Woche vom 9. bis 15. November - in North Dakota. Dort starben im Untersuchungszeitraum, auf eine Million Einwohner*innen gerechnet, 18,2 Menschen. Auf Rang zwei folgt Tschechien mit 18 Toten, danach kommt mit 17,4 Toten wieder ein US-Bundesstaat: South Dakota.

Konservativ gegen Vorschriften

Zahlreiche US-Medien haben sich deshalb die „Dakotas“ genauer angesehen und die Gründe für die hohe Sterblichkeit gesucht. Die Huffington Post weist auf folgenden Zusammenhang hin: Die beiden Bundesstaaten haben die geringsten Quoten an Masken-Träger*innen in den gesamten USA.

Dass es in South Dakota keine und in North Dakota erst seit dem Wochenende eine Maskenpflicht gibt, liegt vor allem daran, dass beide Bundesstaaten republikanisch geführt sind. Im Gespräch mit USA Today sagt Steven Taylor, er ist Professor für Psychiatrie an der Universität von British Columbia, dass es Pandemien immer erforderten, persönliche Freiheiten für das Gemeinwohl aufzugeben. Doch in konservativen Regionen, wie den Dakotas, sei es üblich, dass sich Menschen dagegen sträubten. Taylor, der das Buch „The Psychology of Pandemics“ geschrieben hat, drückt es so aus: „Es ist wie eine allergische Reaktion auf Vorschriften.“

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Weshalb es nicht überrascht, dass die republikanische Gouverneurin von South Dakota, Kristi Noem, noch immer keine Maskenpflicht erlassen hat. Im Sommer erlaubte sie sogar mehrtägige Massenveranstaltungen wie eine Motorradrallye und das jährliche State-Fair-Volksfest, wo hunderttausende Menschen zusammenkamen.

Entscheidungen gegen Faktenlage

William Haseltine, er leitet die gemeinnützige Gesundheitsorganisation „Access Health International“, verurteilt diese Entscheidungen rückblickend. Sich gegen, bewiesenermaßen effektive, Gesundheitsmaßnahmen zu stellen und stattdessen Großveranstaltungen zu erlauben, könne man demnach mit Totschlag vergleichen.

Noem zweifelt stattdessen weiterhin die Schutzwirkung von Masken an und will es auch in Zukunft den Einwohner*innen ihres Bundesstaates überlassen, Masken zu tragen. Oder eben nicht. Sie glaubt laut USA Today, das Virus könne ohnehin nicht aufgehalten werden.

North Dakota setzt nun auf Maßnahmen

Die beiden Dakotas sind tatsächlich Risikogebiete, erklärt Ali Mokdad. Er ist Professor am „Institute for Health Metrics and Evaluation” der Universität in Washington. Was daran liege, dass dort überdurchschnittlich viele Menschen an Vorerkrankungen litten, die Einkommensunterschiede besonders groß seien und die Gesundheitsversorgung unter dem US-amerikanischen Durchschnitt liege. Daran können die Regierungen der Bundesstaaten so schnell nichts ändern. Aber sie könnten, so Mokdad, die Regeln für das öffentliche Leben ändern.

Das hat am Freitag auch Doug Burgum, der Gouverneur von North Dakota, getan. Per Dekret gilt jetzt in geschlossenen Räumen und wo kein Mindestabstand eingehalten werden kann eine Maskenpflicht, Restaurants dürfen nur noch zur Hälfte ausgelastet werden, auch Unternehmen unterliegen zahlreichen Beschränkungen.

Die Not gibt die Handlungen vor

Es ist eine späte Reaktion, wie der folgende zusätzliche Erlass Burgums zeigt: Weil die Krankenhäuser North Dakotas unterbesetzt sind und mit der Versorgung der Erkrankten nicht hinterherkommen, darf Personal ab sofort weiterarbeiten – auch wenn es positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Einschränkung: Wenn es symptomfrei ist.

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In einem Video, das Burgum kürzlich veröffentlicht hat, sagt er: „Die Situation hat sich verändert, deshalb müssen wir das auch.“ Die Doktor*innen und Pflegekräfte bräuchten Hilfe und sie bräuchten sie sofort. Dabei hatte sich Burgum bis vergangenen Freitag stets geweigert, Einschränkungen des öffentlichen Lebens vorschreiben.

Weiterhin kein Umdenken in South Dakota

Die hohen Todesraten in North und South Dakota hätten verhindert werden können, wenn früher eben diese Einschränkungen des öffentlichen Lebens politisch durchgesetzt worden wären. Da sind sich laut USA Today Gesundheitsexpert*innen sicher. Mokdad sagt, die derzeitigen Zahlen hätte man in einem kriegsgebeutelten Land erwartet, nicht in Bundesstaaten der USA. „Wie konnten wir das zulassen? Das ist absolut inakzeptabel.“

Am Freitag reagierte Noem, die Gouverneurin von South Dakota, auf den Wahlsieg Joe Bidens und dessen Vorschläge zu einer nationalen Maskenpflicht und einem Lockdown. Mit Abwehr. Sie verfolge nicht die Absicht, Finanzmittel ihres Bundesstaates einzusetzen, um Bidens landesweite Verordnungen durchzusetzen. In einem Interview mit ABC sagte sie am Sonntag: „Ich weiß es zu schätzen, dass Präsident Trump uns die Freiheit gab, in unserem Staat das Richtige zu tun. Und das werde ich auch weiterhin.“

So viele Leben könnten gerettet werden

Das „Institute for Health Metrics and Evaluation” der Uni Washington hat modelliert, dass die Sterberaten in North und South Dakota ohne Maßnahmen in den kommenden Wochen weiter ansteigen, Spitzenwerte erreichen und dann erst langsam sinken werden. Insgesamt werden sich die Todesfälle bis Anfang März 2021 mehr als verdoppeln.

Es könnten von den knapp zwei Millionen Einwohner*innen der beiden Bundesstaaten über 3.000 an Covid-19 sterben. Es sei denn, sie setzen die in North Dakota beschlossenen Gesundheitsmaßnahmen um: Dann könnten rund 250 Leben gerettet werden. Ähnlich viele könnten auch in South Dakota gerettet werden.

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