US-Erfindung: Müssen Versuchstiere bald nicht mehr leiden?

Chemische Stoffe lösen in Mäusen ähnliche Reaktionen wie beim Menschen aus. (Symbolild: Getty Images)
Chemische Stoffe lösen in Mäusen ähnliche Reaktionen wie beim Menschen aus. (Symbolild: Getty Images)

Bevor Medikamente oder Kosmetika an Menschen getestet werden dürfen, müssen Tiere teils quälende und schädliche Tests über sich ergehen lassen. Dem könnte nun ein Computerprogramm aus den USA ein Ende bereiten.

Wie eine Gruppe von US-Wissenschaftlern im Fachblatt “Toxicological Sciences” berichtet, könnten Tierversuche schon bald drastisch eingeschränkt werden. Grund dafür ist ein neuartiger Algorithmus, der die Gefährlichkeit von chemischen Stoffen fast ebenso gut einschätzen kann, wie es bisher nur durch Tierversuche möglich war.

Ein Team um den deutschen Toxikologen Thomas Hartung an der Johns Hopkins University in Baltimore konnte eine intelligente Software entwickeln, die den Giftigkeitsgrad von Chemikalien vorhersagen kann. Dafür wurde das Computerprogramm mit etlichen Daten der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA) gefüttert – darunter die Zusammensetzung und Wirkung von 10.000 verschiedenen chemischen Substanzen sowie die Ergebnisse aus rund 800.000 Tierversuchen.

Auch Katzen werden immer wieder für Tierversuche “verwendet”. (Symbolbild: Getty Images)
Auch Katzen werden immer wieder für Tierversuche “verwendet”. (Symbolbild: Getty Images)

Steht gar das Ende der Tierversuche bevor?

Zwar gab es in der Vergangenheit bereits mehrere derartige Programme, doch keines prognostizierte so exakt wie jenes von Hartung und seinem Team. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 85 bis 95 Prozent kann der neue Algorithmus korrekt vorhersagen, ob bestimmte Stoffe und Subtanzen als gesundheitsgefährdend für Menschen einzustufen sind oder nicht.

Wenn es nach den Forschern geht, soll die neue Software in Zukunft bei der Bewertung von unbekannten Substanzen zum Einsatz kommen. Die ECHA fordert Firmen in der Pharma- und Kosmetikbranche bereits aktiv dazu auf, die computerbasierten Berechnungen zu verwenden, um dadurch Tierleid zu vermeiden.

Aus tierethischer Sicht hat die neue Software dennoch einen kleinen Haken: Ohne die unzähligen Tierversuche in der Vergangenheit wäre der jetzige Fortschritt nicht möglich gewesen.