“Die Stunde Null in Griechenland”

In Griechenland ist die Krise jetzt endgültig im Alltag angekommen. Seit dem frühen Morgen drängeln sich die Menschen in Tankstellen und Supermärkten, um Benzintanks und Kühlschränke zu füllen. Sie haben Angst, dass die Einfuhren gestoppt werden und Güter des täglichen Bedarfs schwer zu finden könnten. Kein Problem für diese Woche, signalisiert die Wirtschaft. Könnte aber kommen, wenn die Kapitalkontrollen weitergehen. Kostas Mihalos, Präsident der Wirtschafts- und Handelskammer von Athen: “Beunruhigend ist der Unternehmensalltag, ohne Web-Transaktionen mit Banken im Ausland. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass unsere Wirtschaft nicht über eine breite Produktionsbasis verfügt und nicht autonom ist, sind Einfuhren sehr wichtig. Also sollte es möglich sein, dass einfache lokale Unternehmen Transaktionen machen können mit ausländischen Lieferanten. Das gäbe dann keine Probleme in der Versorgungskette.” “Die Stunde Null in Griechenland”, kommentierten TV-Analysten. Kaum jemandem im Land ist klar, wie es jetzt weitergehen wird. “Banken zu, Verhandlungen offen”, titelte die linksgerichtete Zeitung “Efimerida ton Syntakton”. Kostas Botopoulos, Präsident der Hellenischen Kapitalmarktkommission: “Wir sagen, dass die Maßnahmen befristet sind und, sobald alles wieder normal läuft, geht der Aktienmarkt wieder zur Tagesordnung über und dann werden wir sehen, wo der Hase hinläuft. Die Umstände, unter denen die Börse öffnet werden entscheiden, ob das Vertrauen wieder hergestellt wird. Wir hoffen, dass es so kommt.” In Griechenland bleiben in dieser Woche alle Banken geschlossen – genauso wie die Börse. Ab sofort dürfen Griechen an Geldautomaten maximal 60 Euro pro Tag abheben – ob überhaupt etwas herauskommt – Glückssache. Überweisungen ins Ausland sind nicht möglich. Diese Kapitalverkehrskontrollen gelten nicht für Ausländer, mit ausländischen Bankkarten sollen weiter Transaktionen möglich sein, heißt es. Dafür kann die Bevölkerung alle Nahverkehrsmittel umsonst nutzen, solange die Banken geschlossen sind. Symela Touchtidou, euronews: “Die Wirtschaft Griechenlands ruft in einem letzten Appell die griechische Regierung und die Institutionen auf, sich verantwortlich zu verhalten, so dass eine Lösung noch in dieser Woche gefunden werden kann und der griechischen Wirtschaft noch Schlimmeres erspart bleibt.” su mit Reuters, dpa