Griechenland: Macht das Kleinvieh genug Mist?

Auf der Suche nach Barem wird in Griechenland zur Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den Gläubigern wieder mal jeder Stein umgedreht: Die Regierung forderte staatliche Betriebe und öffentliche Institutionen auf, Geldreserven an die Zentralbank zu überweisen – mehr als 1.000 Einrichtungen wie Museen, archäologische Stätten oder TÜV-Stellen. “Es geht sogar um Beträge unter 100 Euro, die staatliche Unternehmen irgendwo vergessen haben”, so ein griechischer Banker. Robert Halver, Baader Bank, Frankfurt: “Ich denke, beide Seiten, die Gläubigerländer und Griechenland spielen Katz und Maus miteinander. Die Griechen haben einen Wählerauftrag: Keine harten Reformen. Die Gläubigerländer haben den Auftrag: Kein neues Geld ohne Reformen. Wie will man das zusammenbringen, wenn man weiß, dass die Griechen bankrott sind?” Fest steht: Bis zum 5. Juni muss Athen beim Internationalen Währungsfonds (IWF) eine Schuldentranche von etwa 300 Millionen Euro begleichen. Und die anhaltende Unsicherheit – von Finanzminister Yanis Varoufakis “produktive Uneindeutigkeit” genannt – ist Gift für die Wirtschaft. Halbgare Konzepte wie Inhaber von Schwarzgeldkonten mit einem Strafnachlass zu locken oder Gebühren auf Abhebungen an Geldautomaten erhellen die Stimmung nicht. Die Banken geben kaum noch Kredite, weil sie nicht wissen, ob sie das Geld je zurückerhalten. “Aufgrund der unsicheren Lage können wir keine Verträge abschließen”, klagt etwa Dimitris Skalidis, Hotelbesitzer in der Gegend von Nafplion auf dem Peloponnes. “Wir können unsere Preise für das kommende Jahr nicht kalkulieren, weil unklar ist, ob die Mehrwertsteuer dann wie bisher 6,5 oder 14 Prozent betragen wird.” Wem die Griechen überhaupt noch trauen? Ausgerechnet der Währung, die ihren riesigen Schuldenturm erst ermöglicht hat: Etwa 35 Milliarden Euro haben sie seit Ende 2014 abgehoben – und zuhause versteckt, in Truhen oder unter Matratzen, meinen Experten. su mit Reuters, dpa