Schottland bleibt britisch – doch bekommt mehr Rechte

Sarah Chappell, euronews: “Weitere Informationen zu dem historischen Referendum bekommen wir jetzt von euronews-Reporterin Joanna Gill in Edinburgh. Joanna, das “Nein”-Lager hat in dieser dramatischen Nacht gewonnen. Die Wahlbeteiligung war groß und das Ergebnis ist klar. Wie lief es in der Nacht?” Joanna Gill, euronews: “Nunja, zu Beginn der Nacht gab es einen Aufruhr im “Ja”-Lager, als Clackmannanshire, das eigentlich eine sichere Region für das “Ja”-Lager war, mit “Nein” stimmte. In Glasgow wiederum bestätigten sie Alex Salmond, auch in Dundee stimmten 57 Prozent für “Ja”. Aber dann gab es in Edinburgh eine große Mehrheit für “Nein”. Wegen der großen Einwohnerzahl wurde es damit immer deutlicher, dass Schottland ein Teil Großbritanniens bleibt.” Sarah Chappell: “Die Umfragen deuteten im Vorfeld auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hin. Du hast die Entwicklung genau verfolgt: Worin unterschieden sich die Kampagnen?” Joanna Gill: “Es war vor allem sehr interessant. Besonders als in einer Umfrage in der vergangenen Woche das “Ja”-Lager die Nase vorn hatte. Die “Ja”-Kampagne hatte eine positivere Aussage als die “Nein”-Kampagne.Das “Nein” war negativer und ihnen wurde nachgesagt, Ängste zu schüren, indem sie immer über das sprachen, was bei einer Unabhängikeit passieren könnte. Dass die Preise steigen würden beispielsweise. Gleichzeitig hat das “Ja”-Lager sehr effizient dagegen angekämpft. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen in den vergangen Wochen, aber ich denke am Ende sind die Menschen zu den Urnen gegangen und haben es entschieden. Rund zehn Prozent haben sich nicht an der Entscheidung beteiligt. Es war eine historische Entscheidung, sie konnten letztendlich nicht Ja oder Nein sagen.” Sarah Chappell: “Das Ergebnis ist nun doch nicht so knapp wie gedacht, aber es wurde während der Kampagnen deutlich, dass das Referendum das Land, Gemeinden und selbst Familien teilt. Wie schwierig wird es nun sein, sie wieder zusammenzubringen?” Joanna Gill: “Nun, hoffentlich wird das keine allzu große Herausforderung, es gab vereinzelte Sticheleien, auch in den Sozialen Medien. Aber hoffentlich beschränkt sich das auf die Sozialen Medien. Ich war in der vergangenen Nacht im schottischen Parlament und es gab eine gute Atmosphäre zwischen dem “Ja”- und dem “Nein”-Lager, das wird hoffentlich so weitergehen. Und am Ende bekommt Schottland durch das Ergebnis mehr Macht.” Sarah Chappell: “Alle großen britischen Parteien haben Schottland mehr Autonomie versprochen, um die Union zusammenzuhalten. Haben die Nationalisten also trotzdem einen Sieg davon getragen? Joanna Gill: “Die Nationalisten sprechen bereits von einem Sieg durch die große Wahlbeteiligung. Alex Salmond sagte, obwohl er die Niederlage eingestanden hat, es sei ein Sieg für die partizipative Demokratie. Letzendlich denke ich nicht, dass es großen Ärger mit der weiteren Übertragung von mehr Rechten gibt.”