Ölbranche stellt sich auf Langzeit-Tiefpreis ein

Der Ölpreisverfall macht Pause. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete 53,67 US-Dollar. Das waren 58 Cent mehr als tags zuvor. Der Markt hatte einen Rückgang der US-Lagerbestände nicht auf dem Schirm gehabt. Andererseits sorgen führende Mitgliedsstaaten der Organisation Erdölexportierender Länder (OPEC) mit rekordhohen Fördermengen für eine Ölschwemme auf dem Weltmarkt. Keine Panik, so die OPEC. Die Preise würden sich ohne Zweifel erholen, meinte OPEC-Generalsekretär Abdullah Al-Badri. Es sei “noch zu früh zu sagen, wann dies geschehen wird”. “Wir sehen Anzeichen für einen ausgewogeneren Markt zum Ende des Jahres. Und 2016 erwarten wir Kontinuität und Stabilität auf dem Ölmarkt auf lange Sicht.” Einen Preis für das neue Gleichgewicht nannte er freilich nicht. Dass er womöglich dauerhaft niedrig sein könnte, spüren Mitarbeiter von Shell: Der Konzern will knapp sieben Prozent seiner Jobs abbauen, insgesamt 6.500. Auch die Konkurrenz kündigte Kürzungen an – Chevron, BP, Total. Ben van Beurden, Vorstandschef Royal Dutch Shell: “Die aktuelle Ölpreis-Einbruch könnte mehrere Jahre anhalten, natürlich haben wir keine Kristallkugel. Shell plant immer nach aktuellen Marktgegebenheiten – also stellen wir uns auf einen längeren Abschwung ein.” Im Berichtsquartal stürzte der Umsatz aus der Ölförderung um rund 75 Prozent ab. Etwas abgemildert wurde dies durch das Raffineriegeschäft, das deutlich mehr als vor einem Jahr einbrachte. Der gesamte Nettogewinn des Konzerns fiel um 37 Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Russland und die OPEC wollten den Ölmarkt “ausgeglichen und stabil” halten, hieß es nach einem Führungkräfte-Treffen in Moskau. Man verfolge die gleichen Ziele, sagte Russlands Energieminister Alexander Novak – den Ölmarkt ausgeglichen und stabil zu halten. Die OPEC hatte beschlossen, ihre Ölförderung nicht zugunsten eines höheren Ölpreises zurückzuschrauben, sondern ihren Marktanteil zu verteidigen. Auch Russland hatte sich geweigert, die Ölpreise zu unterstützen. OPEC-Mitglied Iran wird nach einem möglichen Ende der Atom-Sanktionen 2016 wieder auf den Markt erwartet. “Die Aufhebung der Sanktionen wird ihre Auswirkungen auf den Markt haben”, sagte Novak. Im zweiten Quartal kostete ein Barrel im Schnitt 60 Dollar, vor einem Jahr wurden noch 110 Dollar gezahlt. su mit dpa