Vier weitere Opfer: Neue Vergewaltigungs-Vorwürfe gegen Harvey Weinstein

Der verurteilte Harvey Weinstein soll weitere Opfer haben: In einer neuen Klageschrift geben vier Frauen an, von dem Filmproduzenten vergewaltigt worden zu sein. Auch Disney und Miramax sollen von den Vorfällen gewusst haben.

In dem Vergewaltigungsfall um Harvey Weinstein gibt es neue Erkenntnisse: Laut einer neuen Gerichtsakte sollen vier weitere Frauen angegeben haben, von dem Filmproduzenten vergewaltigt worden zu sein. Das berichtet das US-Branchenblatt "Hollywood Reporter".

Die sexuellen Übergriffe sollen sich zwischen 1984 und 2013 ereignet haben. Die erste Frau, heute 43 Jahre alt, behauptet, zu dem Zeitpunkt der Tat gerade einmal 17 Jahre alt gewesen zu sein. Die Frau, die eine Karriere in der Unterhaltungsbranche angestrebt habe, sei "unter dem Deckmantel, Geschäfte zu machen", zu einem Treffen mit Weinstein in einem Hotelzimmer überredet worden. Damit er ihr einen Job besorgen würde, müsse sie ihn "sexuell befriedigen", habe es geheißen. Anschließend habe Weinstein sie "gezwungen, ihre Kleider auszuziehen", sie vergewaltigt und danach bedroht: Würde sie jemals von der Tat berichten, würde er "seine Mitarbeiter sie aufspüren lassen und ihr und ihrer Familie körperlichen Schaden zufügen".

Ein zweiter Vorfall soll sich bei den Filmfestspielen in Cannes 1984 ereignet haben: Eine heute 70-jährige Frau habe einen Freund, der mit Weinstein zusammenarbeitete, zu einem Treffen mit dem Produzenten begleitet. Dieser habe sie in ein Hotel geführt, "an die Eingangstür der Suite gepresst" und anschließend vergewaltigt. Nach der Tat sei auch sie zum Schweigen gezwungen worden.

Das dritte Opfer gab an, von Weinstein in New York City ausgesucht worden zu sein: Der Produzent habe gesagt, dass er ihre "Karriere auf die nächste Stufe bringen könnte" und habe sie zu einem Geschäftstreffen nach Soho eingeladen. Als sie in seiner Wohnung angekommen sei, soll er sie ebenfalls bedroht und vergewaltigt haben.

Disney, Miramax und Robert Weinstein sollen von den Vorfällen gewusst haben

Der vierte Vorfall habe sich nach den Filmfestspielen in Venedig ereignet, auf denen das Opfer (damals 35 Jahre alt) Weinstein getroffen habe. Der Produzent habe sie zu einem Vorsprechen in sein Büro eingeladen, das nie stattgefunden habe. Einige Monate später sei sie gemeinsam mit einem Freund zu Weinstein zum Abendessen eingeladen worden. Nach dem Essen habe seine Sekretärin sie gebeten, um Mitternacht in Weinsteins Zimmer zu kommen. Ihr Freund habe sie zunächst begleitet, doch als Weinstein um ein "Einzelgespräch" gebeten habe, habe er das Zimmer verlassen. Anschließend sei sie zum Oralsex gezwungen worden.

Neben den neuen Vorwürfen werden auch die Firmen Disney und Miramax in der Klage genannt: Beide "hätten wissen müssen, dass Harvey Weinstein eine Neigung zu sexuellem Fehlverhalten hatte und seine Position und Macht nutzen würde, um Klägerinnen und andere ähnlich gelegene aufstrebende weibliche Schauspielerinnen in seine Wohnungen, Hotelzimmer, Büros und so weiter zu locken". Gleiches gelte für Weinsteins Bruder: "Es besteht kein Zweifel", heißt es in der Akte, "dass Robert Weinstein wusste oder hätte wissen müssen, dass sein Bruder ein gefährliches Raubtier war, das wahrscheinlich andere Frauen wie die Klägerinnen sexuell missbrauchen würde, da er Zeuge des Verhaltens seines Bruders war; er erhielt direkte und indirekte mündliche und schriftliche Beschwerden von und im Namen von weiblichen Opfern und/oder Angestellten von Miramax, die von Harvey Weinstein sexuell missbraucht wurden."

Im Februar wurde Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen zu 23 Jahren Haft verurteilt. Insgesamt hatten ihn mehr als 100 Frauen wegen Vergewaltigung oder sexueller Nötigung angezeigt.