Virale Kältebus-Aufrufe sind oft fehlerhaft

Obdachlose sind im Winter besonders gefährdet. (Symbolbild: Getty Images)
Obdachlose sind im Winter besonders gefährdet. (Symbolbild: Getty Images)

In jeder größeren deutschen Stadt gibt es zumeist ehrenamtliche Kältehilfen für obdachlose Menschen. In den sozialen Medien kursieren jedes Jahr zur Winterzeit diverse Nummern, die Passanten wählen sollen, wenn sie auf einen Menschen stoßen, der zu erfrieren droht. Dabei geraten häufig falsche Nummern in Umlauf. Dabei gilt deutschlandweit dieselbe Nummer für den Notfall: 112!

Der Winter ist für Obdachlose besonders hart. Fast jedes Jahr erfrieren in Deutschland Menschen auf der Straße. Im letzten Winter waren es mindestens vier Personen. Und auch, wenn das Schlimmste ausbleibt: Eine Winternacht auf offener Straße ist niemandem zu wünschen. Deshalb gibt es in jeder Stadt Kältehilfen, die in der Regel von Vereinen ehrenamtlich organisiert werden.

Es ist aus diesem Grund für Mitarbeiter dieser Vereine in der Regel nicht möglich, stets auf Abruf bereit zu sein. Schon deshalb sind die Nummern, die auch jetzt wieder im Internet kursieren, im Notfall selten hilfreich.

Im Notfall immer die 112 wählen! Die Ausnahme bildet Berlin

In Berlin sind die Mitarbeiter des Kältebusses tatsächlich für den Notfall gewappnet. Hier können Passanten in den Stunden von neun Uhr abends bis drei Uhr morgens die Nummer des Kältebusses wählen, um Menschen in Not zu melden. Diese werden dann abgeholt und versorgt. Doch die Regel ist das nicht. Viele Nummern, die im Internet kursieren, gehören zu kleinen Vereinen, die es personell und materiell nicht stemmen können, Menschen in akuten Notsituationen zu helfen. Oder das Konzept der Nothilfen ist anders ausgelegt. Deshalb gilt im Zweifel immer: Die Notfallnummer lautet deutschlandweit 112!

Wärmestuben in Dresden

Die Dresdner “Notfallnummer”, die aktuell im Netz kursiert, führt beispielsweise zum Sozialbus der Treberhilfe, einem mobilen Streetworkprojekt. Kältehilfe gehört nicht zu den Kernaufgaben des Teams. In Dresden gibt es dagegen feste Schlafplätze und Wärmestuben für Obdachlose. Einem akut vor dem Erfrieren Bedrohten hilft das zunächst wenig. Deshalb gilt: Passanten, die Helfen wollen, wählen die 112. Rettungskräfte der Feuerwehr kümmern sich deutschlandweit um solche Notfälle.

In Hamburg und München fährt der Kältebus keine Notfalleinsätze

In der Hafenstadt gibt es zwar einen Kältebus. Doch dieser hat eine festgelegte Route, die er in Nachtstunden abfährt, um Menschen an den Stationen mit Decken, warmen Getränken und Nahrung zu versorgen. Ein Anruf in der Hamburger Zentrale bringt deshalb in dieser Zeit gar nichts. Auch hier gilt wieder die deutschlandweite Notfallnummer.

Der Kältebus in München dagegen hat zwar keine feste Route und steuert auch Personen in Not an. Medizinische Hilfe können die Mitarbeiter aber nicht leisten. Auch transportiert der Kältebus München keine Obdachlosen in Wärmestuben. Dafür kann der Bus eine Station in seine Route aufnehmen, wenn Bürger die Zentrale über Camps oder Stammplätze von Menschen in Not in Kenntnis setzen.