Viraler Hit: Diese US-Amerikanerin liest auf TikTok aus der Zeitung vor

Gedruckte News auf TikTok – millionenfach gelikt

Tablet computer with news articles
Auf Tiktok lassen sich Tausende von einer jungen US-Amerikanerin die Zeitung vorlesen. Die Idee ist nicht so skurril, wie sie klingt. (Symbolfoto: Getty Images)

Print ist tot. Aber nicht auf TikTok! Abgesänge auf das gedruckte Wort hört man sicher seit 20 Jahren immer wieder, spätestens seit den 2000ern es möglich ist, den Inhalt einer Tageszeitung im Internet zur Verfügung zu stellen. Smartphones und die damit einhergehende ständige Verfügbarkeit von kurzen News und Push-Nachrichten haben ihr Übriges getan.

Trotzdem ist die gedruckte Zeitung natürlich nicht totzukriegen, sie wird nur von weniger Menschen gelesen. Wie eine Reuters-Studie herausgefunden hat, meiden mittlerweile viele Menschen generell Nachrichten jeder Art, weil sie sich von den massiven Problemen der Gegenwart überfordert fühlen.

Diesem Trend möchte sich die 23-jährige US-Amerikanerin Kelsey Russell gerne entgegenstellen und liest auf ihrem TikTok-Kanal @kelscruss aus unterschiedlichsten Printmedien vor. Das Lesen selbst macht dabei allerdings nur einen Bruchteil ihrer Arbeit aus.

TikTok: Tausende User*innen lassen sich von Kelsey Russel die Nachrichten vorlesen

Rund 90.000 Follower*innen lassen sich regelmäßig von der jungen Frau Artikel aus allen möglichen Druckausgaben vorlesen. 5,3 Millionen Likes hat sie damit inzwischen gesammelt.

Ihre Videos dauern für TikTok erstaunlich lange, teilweise bis zu acht Minuten, und gelesen wird dabei eigentlich nur in zweiter Linie. Russell spricht nämlich hauptsächlich über das, was sie da gerade liest, ordnet es in Zusammenhänge ein, erklärt Begriffe und Personen und lässt dabei ihre eigene Perspektive als Schwarze US-Bürgerin einfließen.

In einem ihrer Clips liest sie zum Beispiel aus der New York Times über Schwarze Wähler*innen der Demokraten, wobei die Analyse des Artikels im Vordergrund steht. Dabei schaut sie allerdings nicht durch die Akademikerinnen-Brille, sondern kommuniziert bodenständig, nachvollziehbar und auf Augenhöhe mit ihren Follower*innen. Denn genau das ist nämlich Russells Anliegen: Nachrichten besser verstehbar machen.

TikTok-Zeitungsvorleserin kann Gedrucktes besser verarbeiten

"Ich habe gemerkt, wenn ich gedruckte Nachrichten gelesen habe, dann hatte ich plötzlich Zeit, es zu verarbeiten. Wenn ich denselben Artikel auf meinem Telefon gelesen habe, habe ich gemerkt, dass es meinen Körper überfordert", so Russell gegenüber dem US-Nachrichtensender NPR. Diesen Effekt möchte sie mit ihrer Anhängerschaft teilen.

Aber es geht nicht nur um die hochpolitischen Themen. Manchmal liest Russell auch aus kleinen Lokalzeitungen vor, stöbert durch die regionalen Infospalten und erklärt dabei die Unterschiede zu den großen landesweit erscheinenden Druckerzeugnissen.

Besonders in Zeiten von Fake-News und unzuverlässigen Nachrichtenquellen, die von vielen Menschen nicht mehr von seriösen Medien zu unterscheiden sind oder diese bereits abgelöst haben, ist das gemeinsame Zeitunglesen auf TikTok gar keine schlechte Idee.

Vielleicht sollte sich auch in Deutschland jemand dieser Aufgabe annehmen. Offenbar scheint das Konzept ja zu funktionieren.