Vom Museum ins Krankenhaus: Mann hielt Kunstwerk für optische Täuschung

Ein Loch im Boden oder doch nur eine Fläche? (Bild: YouTube/fundacaoserralves)
Ein Loch im Boden oder doch nur eine Fläche? (Bild: YouTube/fundacaoserralves)

Schwarze Löcher gibt es nicht nur im Weltall, sondern auch in Museen. Das bekam ein Ausstellungsbesucher in Porto nun am eigenen Leibe zu spüren. Was der Mann für eine optische Täuschung hielt, war nämlich in Wirklichkeit ein tiefes Loch.

Manche Kunstwerke ziehen ihre Betrachter in den Bann, andere reißen sie in die Tiefe. So etwa die Installation „Descent into Limbo“ (deutsch: Abstieg in die Vorhölle) des britischen Künstlers Anish Kapoor, bei der es sich um ein ausgeklügeltes Exponat handelt. Aktuell ist das schwarze Loch im Serralves-Museum in der portugiesischen Hafenstadt Porto zu sehen.

Dort hat sich nun ein Italiener Verletzungen zugezogen, nachdem er über das Kunstwerk hinwegschreiten wollte. Doch was wie ein schwarz aufgemalter Kreis auf dem Boden wirkt, ist in Wahrheit eine runde Öffnung. Als der Museumsbesucher einen Fuß auf das Kunstwerk setzte, stürzte er rund zweieinhalb Meter in die Tiefe.

Anish Kapoor ist bekannt für seine spektakuläre Kunst, die den Betrachter oft hinters Licht führt.

Der Grund, warum der Mann in die Tiefe stürzte, hat mit der Farbgebung des Lochs zu tun. Bei der Fertigung des Lochs wurde laut „Monopol Magazin“ ein extrem dunkles, blauschwarzes Pigment als Farbe gewählt, was auf Rezipienten stockfinster wirkt und die Tiefe nicht eindeutig erkennen lässt. Manche halten den Kreis deshalb für eine Fläche, andere vermuten eine geringe oder ausgeprägte Tiefe.

Anish Kapoor gehört zu den berühmtesten Künstlern der Welt. (Bild: Getty Images)
Anish Kapoor gehört zu den berühmtesten Künstlern der Welt. (Bild: Getty Images)

Andere Kunstexperten glauben jedoch, dass Kapoor Vantablack verwendet haben könnte. Dabei handelt es sich um das schwärzeste Material der Welt, das 2014 von britischen Forschern entwickelt wurde. Zwar erschuf Kapoor „Descent into Limbo“ bereits im Jahr 1992, doch laut dem Onlineportal „sciencealert.com“ erwarb Kapoor 2016 das Recht, Vantablack in seiner Kunst zu verwenden. Er wäre also denkbar, dass Kapoor das Kunstwerk für die aktuelle Ausstellung mit dem Material überarbeitet hat.

Um das Kunstwerk zu sehen, müssen Besucher in ein würfelförmiges Gebäude treten.

Dort findet man als einzige Installation „Descent into Limbo“ vor.

Der 60 Jahre alte Mann, der in das Loch stürzte, musste im Anschluss in einem Krankenhaus behandelt werden. Er musste laut der portugiesischen Zeitung „Público“ stationär behandelt werden, konnte das Krankenhaus aber noch am selben Tag wieder verlassen.