Von Lehrer-Workshops bis zur neuen Tafel – dieser Hamburger Verein hilft Schulen in Krisengebieten

Die Vorstandsvorsitzende von Visions for Children e.V., Hila Limar, bei einer Projektreise in Uganda. (Foto: Malte Metag für Visions for Children)
Die Vorstandsvorsitzende von Visions for Children e.V., Hila Limar, bei einer Projektreise in Uganda. (Foto: Malte Metag für Visions for Children)

Wir stellen jede Woche Organisationen und Aktivisten vor, die sich für eine bessere Welt einsetzen – auf ganz unterschiedliche Weise, aber immer mit Herzblut und Einfallsreichtum.

200 Stück Kreide, eine Tafel oder eine einzelne Tür für eine Schule in einer Krisenregion spenden? Das geht im Shop des Vereins Visions for Children. Der Hamburger Verein verkauft die einzelnen Produkte zwar nur symbolisch, sammelt die eingenommenen Spenden aber für aktuelle Projekte und unterstützt damit Schulen in Kriegs- und Krisengebieten.

“Den Shop haben wir neu ins Leben gerufen, um interessierten Menschen das Spenden etwas greifbarer zu machen”, erklärt Hila Limar. Sie ist seit zehn Jahren Vorsitzende des Vereins und engagiert sich mit anderen Ehrenamtlichen für die Verbesserung von Lernbedingungen und Bildungsqualität in Ländern wie Afghanistan oder Uganda.

Hila Limar informiert sich bei einem Besuch in Uganda über den aktuellen Stand des Projekts. (Foto: Malte Metag für Visions for Children)
Hila Limar informiert sich bei einem Besuch in Uganda über den aktuellen Stand des Projekts. (Foto: Malte Metag für Visions for Children)

Schulen erhalten Mindeststandard an Infrastruktur

Aktuell arbeiten die Mitglieder des Vereins an drei Projekten: Zwei Schulen in Uganda und eine Schule in Afghanistan sollen mit einem Mindeststandard an Infrastruktur ausgestattet werden. Dazu zählen Räume, Toiletten, Fachräume und die jeweilige Einrichtung. “Die Toiletten haben wir noch bei keinem Projekt stehengelassen”, sagt Hila Limar. Wenn überhaupt vorhanden, seien diese bisher immer in einem so schlechten Zustand gewesen, dass sie neu errichtet werden mussten.

“Wir sehen die Schulen als Ankerzentren”, erklärt die 32-Jährige. Deswegen gehören zur Arbeit vor Ort auch Workshops für Kinder und Eltern zu Gesundheit, Hygiene und Ernährung. Außerdem unterstützt Visions for Children die Weiterbildung der Lehrer und die Gründung eines Eltern-Lehrer-Komitees für den Erhalt der neuen Einrichtung.

Mehr als 40 Stunden pro Woche fürs Ehrenamt

Das Hamburger Büro von Visions for Children befindet sich in der Nähe der U-Bahn-Station Feldstraße. Von hier aus arbeitet auch Hila Limar für den Verein. “Zwölf Jahre engagierten wir uns alle zu 100 Prozent ehrenamtlich”, erzählt die Vorstandsvorsitzende. Dann seien die Projekte so stark gewachsen, dass fünf Mitglieder als Personal eingestellt werden mussten.

Hila Limar beim Interview mit Yahoo. (Foto: Laura Lagershausen)
Hila Limar beim Interview mit Yahoo. (Foto: Laura Lagershausen)

Hila Limar selbst ist neben ihrem Beruf als Architektin seit Jahresbeginn in Teilzeit für Visions for Children angestellt. Dadurch kann sie die mehr als 40 Stunden pro Woche, die sie in den Verein investiert, besser einteilen und muss die ehrenamtliche Arbeit nicht mehr neben dem Vollzeit-Job erledigen. “Ehrenamt oder soziales Engagement bedeuten nicht, dass man selbst zurückstecken muss”, sagt sie. Sie sei froh, sich jetzt mehr auf die Arbeit im Verein fokussieren zu können.

Projekte werden nach Kriterienkatalog bewertet

Bei Visions for Children entsteht ein Projekt meist durch Anfragen aus Mund-zu-Mund-Propaganda oder dem direkten Kontakt zu einer Schule. Nach einem persönliche Besuch vor Ort und einem festgelegten Kriterienkatalog, würde im Verein nach der Reise gemeinsam entschieden, an welcher Schule “die Hilfe am nötigsten ist und tatsächlich etwas bewirken kann”, erklärt Hila Limar den Ablauf. Anschließend wird das Projekt in einzelne Maßnahmen, wie den Bau von Klassenräumen, unterteilt und dafür dann gezielt Spenden gesammelt.

Eindrücke eines Schulbauprojekts im afghanischen Herat. (Foto: Visions for Children)
Eindrücke eines Schulbauprojekts im afghanischen Herat. (Foto: Visions for Children)

In Zusammenarbeit mit einer lokalen Organisation versucht Visions for Children mittlerweile, mehr Hilfe zur Selbsthilfe zu geben. Das heißt: Die Schulen erhalten mehr Eigenverantwortung und die Umsetzung des Projektes erfolgt gemeinsam. Dadurch würden die neuen Räumlichkeiten und die Einrichtung mehr geschätzt und weiterhin nachhaltig gepflegt werden, erklärt die Hamburgerin.

Nicht selbstverständlich: Sicherheit, Strom und Wasser

“Mein größter Wunsch ist, dass unsere Hilfe irgendwann nicht mehr gebraucht wird”, sagt Hila Limar, “und dass wir in Deutschland mehr lächeln.” In Afghanistan seien Sicherheit, Strom und Wasser nicht selbstverständlich, so die 32-Jährige. Trotzdem spüre sie bei den Kindern viel mehr Motivation und bei den Menschen mehr Lebensfreude. Außerdem fügt sie hinzu: “Wenn ich sehe, wie glücklich die Kinder sind, macht mich das auch glücklich und zeigt, wie viel Sinn unsere Arbeit macht!”