Vorwurf sexueller Gewalt: Französische Regisseure Jacquot und Doillon in Gewahrsam

Die französischen Filmregisseure Benoît Jacquot und Jacques Doillon sind am Montag wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs in Polizeigewahrsam genommen worden. (Guillaume DAUDIN)
Die französischen Filmregisseure Benoît Jacquot und Jacques Doillon sind am Montag wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs in Polizeigewahrsam genommen worden. (Guillaume DAUDIN)

Die französischen Filmregisseure Benoît Jacquot und Jacques Doillon sind am Montag von der Polizei in Gewahrsam genommen worden, um sie zu Vorwürfen der Vergewaltigung und des sexuellen Missbrauchs zu befragen. Die Schauspielerin und Regisseurin Judith Godrèche wirft Jacquot vor, sie als Minderjährige vergewaltigt zu haben. Doillon soll sie als Minderjährige sexuell missbraucht haben. Die beiden Männer weisen die Vorwürfe zurück.

Die 52-jährige Godrèche hatte im Februar Anzeige gegen Jacquot und Doillon erstattet. Sie wirft Jacquot vor, während einer Beziehung, die sie mit 14 Jahren mit dem damals 40-Jährigen einging, einen schädlichen Einfluss auf sie gehabt zu haben. Die Beziehung dauerte von 1986 bis 1992, das Paar kaufte in dieser Zeit sogar eine Wohnung in Paris. Den Regisseur Doillon beschuldigt sie, sie als 15-Jährige bei Dreharbeiten zu einem seiner Filme sexuell missbraucht zu haben.

Die Pariser Staatsanwaltschaft bestätigte die Ingewahrsamnahme der beiden Regisseure und verwies auf die Unschuldsvermutung. Nach Angaben aus Ermittlerkreisen könnte es während des Polizeigewahrsams, der bis Dienstagabend dauern könnte, zu Gegenüberstellungen zwischen den Regisseuren und einigen der Klägerinnen kommen, unter ihnen Godrèche.

Auch die Schauspielerin Isild Le Besco wirft Jacquot vor, sie während einer Beziehung zwischen 1998 und 2007 vergewaltigt zu haben. Die Beziehung begann, als sie 16 war und er 52.

Die 34-jährige Schauspielerin Julia Roy hat ebenfalls Klage gegen Jacquot wegen sexueller Gewalt eingereicht. Diese fand nach Angaben aus informierten Kreisen "in einem Umfeld von Gewalt und Gewissenszwängen statt, das mehrere Jahre anhielt". Roy spielte in mehreren Filmen Jacquots.

Der 77-jährige Jacquot und der 80-jährige Doillon trafen am Montagmorgen in Begleitung ihrer Anwältinnen bei der Kriminalpolizei in Paris ein, wie ein AFP-Journalist beobachtete. Jacquot "kann sich endlich vor der Justiz erklären", sagte seine Anwältin Julia Minkowski und kritisierte, dass der Regisseur für die Befragung in Gewahrsam genommen worden sei. Doillons Anwältin Marie Dosé sagte, eine Gewahrsamnahme "36 Jahre" nach den von Godrèche vorgebrachten Ereignissen sei durch nichts zu rechtfertigen.

Godrèche reagierte im Onlinedienst Instagram auf die Gewahrsamnahme: "Ich weine (...). Ich weiß nicht, ob ich die Kraft habe, aber ich werde sie haben (...) Für sie", erklärte sie und veröffentlichte ein Foto von sich als junges Mädchen mit Jacquot. Ihre Anwältin Laure Heinich wollte sich nicht äußern.

Godrèche zählt in Frankreich zu einer der wichtigsten Vertreterinnen der MeToo-Bewegung, seitdem sie ihr Schweigen gebrochen hat. Sie hatte bereits bei der Verleihung der César-Filmpreise eine Aufsehen erregende Rede zu dem Thema gehalten. Darin prangerte sie "das Ausmaß an Straflosigkeit, Leugnen und Privilegiertheit" in der Filmbranche an. Es dürfe nicht toleriert werden, dass die Filmkunst "als Deckmantel für den illegalen Handel mit jungen Mädchen" missbraucht werde.

Die MeToo-Bewegung ist in Frankreich wieder aufgeflammt, seit sich Vorwürfe gegen den Schauspielstar Gérard Depardieu mehren. Depardieu muss sich im Oktober erstmals in zwei Fällen sexueller Gewalt vor Gericht verantworten.

ck/mid