Ego-Trip! Nagelsmann watscht Kramaric ab

Stocksauer: Julian Nagelsmann hat bei der TSG Hoffenheim einen Vertrag bis 2021.

Wieder kein Heimsieg, aber immerhin die erste Niederlage unter Trainer Martin Schmidt in letzter Minute abgewendet.

Auch gegen die TSG Hoffenheim haben die Remis-Könige des VfL Wolfsburg nicht die ersten drei Punkte vor eigenem Publikum eingefahren und im fünften Spiel mit dem neuen Coach unentschieden gespielt. (Spielplan und Ergebnisse der Bundesliga)

Beim 1:1 (0:0) gelang Felix Uduokhai (90.+1) der späte Ausgleich, zuvor hatte Kerem Demirbay (73.) per Foulelfmeter getroffen. Die Bilder des 9. Bundesliga-Spieltags

Demirbay findet deutliche Worte

Demirbay, bester Hoffenheimer auf dem Platz, fand nach dem Spiel deutliche Worte: "Es ist schade, dass wir das Spiel am Ende so aus der Hand geben und zwei Punkte liegen lassen. Ein Sieg wäre verdient gewesen, aber wir haben uns das Leben selbst schwer gemacht. In der ersten Halbzeit hätten wir schon 1:0 oder 2:0 führen müssen, aber wir haben so viele Konter-Situationen nicht gut ausgespielt."

Und weiter: "Uns fehlt ein Stück Cleverness. Wir spielen so gut nach vorne, müssen aber einfach abgewichster werden. Wir müssen das Ego beiseite schieben und vor dem Tor eiskalt werden."

Damit war ein Spieler gemeint, der auch TSG-Coach Julian Nagelsmann die Zornesröte ins Gesicht trieb: Andrej Kramaric, der in einer Szene anstatt auf Sandro Wagner zu passen, lieber selber abschloss.

Nagelsmann watscht Kamaric öffentlich ab

Nagelsmann war nach dem Spiel mächtig angefressen: "Er hat seine Kopfwäsche schon gekriegt", raunzte der 30-Jährige. "Ein Spieler mit der Qualität sieht Sandro, also muss er den Ball auch quer spielen. Ich will ihn nicht öffentlich kritisieren, aber das weiß er selber. Er muss den ball quer legen."

Auf die Frage, ob sich Kramaric in der Kabine einsichtig zeigte, polterte Nagelsmann weiter: "Ich erwarte keine Antwort, er hat sich das anzuhören und dann kann er gerne morgen etwas zur Mannschaft sagen."

Auch Wagner schaute in der Szene fassungslos zu Nagelsmann, anstatt mit Kamaric zu reden. "Sandro ist ein Vollblut-Stürmer und er will Tore schießen, wenn es möglich ist", so Nagelsmann. "Und es wäre heute möglich gewesen."

Seine Analyse fiel kurz und knapp aus: "Wir waren extrem überlegen trotz der Belastung, die wir haben. Vor allem in der zweiten Halbzeit war das ein sehr dominanter Auftritt, da hat Wolfsburg nur einen Abschluss gehabt. Wir müssen vorher das Spiel entscheiden. Wir haben einmal egoistisch abgeschlossen und deshalb ist es nur ein Punkt."

Arnold vergibt größte Chance vom Punkt

Die größte Wolfsburger Chance in der ersten Halbzeit vergab Maximilian Arnold. Der U21-Europameister scheiterte in der elften Minute per Foulelfmeter nach Videobeweis am Hoffenheimer Torhüter Oliver Baumann, der mit dem Fuß abwehren konnte. (Das Spiel zum Nachlesen im Ticker)

Der Keeper war auch bei einem Freistoß von Daniel Didavi (37.) zur Stelle, 60 Sekunden später traf Divock Origi das Lattenkreuz. (Tabelle der Bundesliga)

Vor 23.514 Zuschauern wirkten die Gäste ungeachtet ihrer Europa-League-Belastung zwar leichtfüßiger und spritziger als die Platzherren, aber dem Team von Coach Julian Nagelsmann fehlte es zunächst an Entschlossenheit in Tornähe.

Casteels zweiter Sieger

Nur Florian Grillitsch (3.) stand schon früh vor einem Torerfolg, war aber gegen Wolfsburgs Schlussmann Koen Casteels nur zweiter Sieger.

Der Angriffselan, den die Wolfsburger gegen Ende der ersten Halbzeit kurzzeitig versprüht hatten, war nach dem Seitenwechsel fast vollständig verschwunden. Hoffenheim nutzte bei seinen Attacken mehr und mehr die gesamte Breite des Spielfeldes.

Folgerichtig wäre aus einem Schrägschuss von Kamaric (53.) beinahe der Führungstreffer entstanden.

Schmidt reagierte umgehend auf den stockenden Spielfluss seiner Mannschaft und schickte Techniker Yunus Malli auf den Platz. Der Mittelfeldakteur war sofort in der Partie und prüfte Baumann mit einem Außenristschuss (58.).

Gomez feiert Comeback

Ab der 70. Minute feierte VfL-Torjäger Mario Gomez nach langer Verletzungspause sein Comeback vor heimischer Kulisse. Doch der Routinier fand keine Bindung zu seinen Mitspielern, drei Minuten nach seiner Einwechslung fiel das 0:1.

Beide Mannschaften sind schon am Mittwoch in der zweiten Runde des DFB-Pokals erneut gefordert.

Wolfsburg empfängt Bundesliga-Aufsteiger Hannover 96 um 18.30 Uhr zum Niedersachsen-Derby, ab 20.45 Uhr müssen die Hoffenheimer beim sieglosen Tabellenvorletzten Werder Bremen antreten.

"Wir haben heute unbedingt was mitnehmen wollen und uns mit einem Punkt noch belohnt. Das Remis ist gerecht. Man muss die fünf Unentschieden einordnen, heute war es ein gutes", sagte Sportdirektor Olaf Rebbe.