"Wahrscheinlich krähe ich den Hahn noch raus!"

Und wat is mit Tee? Hinnerk Schönemann fühlt sich fest mit Norddeutschland verankert. (Bild: ARD / Gordon Timpen, SMPS)
Und wat is mit Tee? Hinnerk Schönemann fühlt sich fest mit Norddeutschland verankert. (Bild: ARD / Gordon Timpen, SMPS)

Als stilles Wasser ist Kommissar Jacobs alias Hinnerk Schönemann bekannt, doch jetzt hat der Schauspieler die Seiten gewechselt, um bei "Nord bei Nordwest - Auf der Flucht" erstmalig Regie zu führen. Und er weiß eine Menge zu erzählen!

Es ist noch dunkel an diesem Wintermorgen, als sich Hinnerk Schönemann ("Nord bei Nordwest", "Marie Brand", "Das Leben der Anderen") Zeit für ein Interview nimmt. Ausgeschlafen ist er schon seit Stunden, das Sportprogramm ist absolviert, die Tiere sind versorgt, später wird noch gedreht. Der norddeutsche Schauspieler und Regisseur mit dem introvertierten Blick, der sich selbst als "maulfaul" beschreibt, aber ganz anders wirkt, scheint das große Los gezogen zu haben. Beim Gespräch über Regie, Reptilien, Fußball, Landleben, Spanischlernen und mehr erzählt der 48-Jährige so leidenschaftlich und auch witzig, dass man ihm gern länger zuhören würde. Von wegen maulfaul! Schönemanns erste Regiearbeit "Auf der Flucht" aus der Erfolgsreihe "Nord bei Nordwest" ist am Donnerstag, 5. Januar, um 20.15 Uhr, im Ersten zu sehen.

Als Kommissar Hauke Jacobs steht er oft "zwischen den Frauen", privat ist er fest liiert: Hinnerk Schönemann (hier mit Jana Klinge). (Bild: ARD / Gordon Timpen, SMPS)
Als Kommissar Hauke Jacobs steht er oft "zwischen den Frauen", privat ist er fest liiert: Hinnerk Schönemann (hier mit Jana Klinge). (Bild: ARD / Gordon Timpen, SMPS)

"Es war aus einer Wut geboren"

teleschau: Ein Interview, schon bevor es richtig hell ist - wie fängt Ihr Tag an?

Hinnerk Schönemann: Wahrscheinlich krähe ich den Hahn noch raus (lacht). Ich bin wirklich extremer Frühaufsteher, dafür gehe ich auch wieder früh ins Bett. In der Regel brauche ich gar keinen Wecker, weil ich immer mehr oder weniger um dieselbe Zeit aufwache. Dann stehe ich auf, koche mir ganz schnell Kaffee, und meistens mache ich gleich danach auch noch ein bisschen Sport. Dann ist es ungefähr sechs, halb sieben. Wenn ich drehe, koche ich mir dann wie immer mein eigenes Essen, und dann gehe ich auch schon zur Arbeit. Wenn ich zu Hause bin, ist das ein bisschen anders, da haben wir wegen der Kinder einen anderen Rhythmus.

teleschau: Warum kochen Sie selbst? Mögen Sie kein Film-Catering?

Schönemann: Das Problem ist, Catering-Essen ist oft sehr reichhaltig, und wenn ich da mitessen würde, würde ich nach dem Mittag einfach einschlafen, das verträgt mein Körper nicht so gut. Während ich arbeite, muss ich auf die Ernährung achten, da esse ich hauptsächlich Reis und ein bisschen Hühnchen, und abends kann ich normal essen.

teleschau: Wie war es, in der Reihe "Nord bei Nordwest" für die Folge "Auf der Flucht" das erste Mal Regie zu führen?

Schönemann: Das war ja schon ganz lange ein Wunsch, und dass ich die Chance bekommen habe, war mehr als ein Sechser im Lotto. Schon Ende 2017 hatte ich zur Produzentin Claudia Schröder gesagt, dass ich das gern machen würde. Sie war damals sofort offen dafür, weil wir uns schon so lange kennen. Dann haben wir etwas länger nach einem Buch gesucht, bis wir auf die Idee kamen, wir könnten einen "Nord bei Nordwest" machen, da fühle ich mich zu Hause, und dann ging es ganz schnell, Schlag auf Schlag. Ich habe die letzten Jahre immer wieder Regisseure beobachtet bei ihrer Arbeit, wirklich sehr viele. Und dann dachte ich bei manchen, mit denen ich nicht so klargekommen bin: Warum machst du das? Das verstehe ich nicht! Warum lässt du denn die Schauspieler so auflaufen? Warum gibst du denen nicht Zucker? Und dann dachte ich: Das kann ich auch besser (lacht). Es war aus einer Wut geboren. Es ist so was Tolles, wenn man Filme machen darf, wenn man Regie führen darf, da kann man nicht einfach unvorbereitet in die Sache reingehen. Ich hatte auch so viele Regisseurinnen und Regisseure, die ich unglaublich schätze und deren Art zu arbeiten ich regelrecht aufgesogen habe. Dementsprechend hatte ich schon ein Gefühl dafür entwickelt.

teleschau: Wie haben Sie Ihren ersten Drehtag als Regisseur erlebt - ähnlich traumatisch wie Kevin Costner, der davon oft erzählte?

Schönemann: Zum Glück nicht. Als es zum ersten Drehtag kam, hatte ich gar keine Angst. Ich war vor Freude aufgeregt, aber Angst hatte ich gar nicht, weil ich einfach sofort Geschichten erzählen wollte. Sofort! Ich hatte ja auch ein ganz traumhaftes Team, einen Kameramann, den ich schon kannte und der zum Glück sofort zugesagt hat, einen Regieassistenten, den ich vorher noch nicht kannte, mit dem es aber sofort geklappt hat, und dann hatte ich eben meine "Mentorin" und Lebensfreundin, die Produzentin Claudia Schröder, die mir ab und zu noch mal gesagt hat: Pass auf, da und da musst du drauf achten. Das war alles nur konstruktiv, und es muss den anderen Abteilungen auch viel Spaß gemacht haben, weil jeder Lust hatte, Vollgas zu geben. Wir haben wirklich alle Hand in Hand gearbeitet, ein Traum! Ich hoffe, dass das jetzt wieder passiert, denn das Team bleibt gleich.

Für Hinnerk Schönemann (zweiter von rechts, mit Marleen Lohse (links), Jana Klinge und Uwe Neumeister) war das Regieführen ein wahr gewordener Traum. Im Februar geht es gleich weiter. (Bild: NDR / Sandra Hoever)
Für Hinnerk Schönemann (zweiter von rechts, mit Marleen Lohse (links), Jana Klinge und Uwe Neumeister) war das Regieführen ein wahr gewordener Traum. Im Februar geht es gleich weiter. (Bild: NDR / Sandra Hoever)

Mit dem Camper nach Spanien

teleschau: Was ist für Sie das Tolle am Regieführen?

Schönemann: Es ist natürlich der absolute Knüller, dass man von Anfang bis Ende an allem mitarbeiten darf und den Film von Anfang bis Ende mitgestaltet! Ich weiß einfach, dass das ein Weg ist, den ich weitergehen möchte und ich den Leuten auch auf diese Weise etwas erzählen will, nicht nur mit Schauspiel. Ich mache den nächsten Film im Februar, wieder bei "Nord bei Nordwest" und stecke mitten in den Vorbereitungen. Gerade drehe ich noch eine Folge "Marie Brand", aber die Planungen laufen parallel.

teleschau: Gibt es auch Pläne für andere Bereiche hinter der Kamera?

Schönemann: Nee, im Moment nicht. Wenn man ein Drehbuch liest, muss man sich manchmal noch ein bisschen die Motive der Figuren zurechtschummeln oder etwas weglassen, aber das hat nichts mit Drehbuchschreiben zu tun. Das reizt mich nicht so sehr. Mich reizen im Moment Regie und Filme machen (lacht).

teleschau: Welche Gemeinsamkeiten gibt es zwischen Ihnen und Ihrer Figur, dem Kommissar Hauke Jacobs?

Schönemann: Der ist sogar ein relativ großer Teil von mir. Dieses Maulfaule und manchmal Gewitzte, das kommt schon sehr stark von mir. Es gibt aber auch sehr große Unterschiede zu Hauke. Der ist sehr introvertiert und will auch immer allein auf seinem Boot sein, und er steht auch immer zwischen den Frauen. Das ist natürlich alles fiktiv, aber sonst ist der ein großer Teil von mir. Ich muss ja die Figuren nah an mich heranziehen, damit sie glaubhaft sind.

teleschau: Sie sind in Rostock geboren, haben aber fast Ihr ganzes Leben in Norddeutschland verbracht und leben jetzt mit ihrer Familie bei Plau am See auf einem Hof mit Pferden, Hunden und Hühnern. Was lieben Sie so am Norden?

Schönemann: Das ist absolut Heimat! Wenn man da die Luft atmet, fühlt sich das nach zu Hause an. Für mich wäre Wegziehen gar nichts, ich bin hier sehr verhaftet. Wenn meine Familie irgendwo anders hinmüsste, klar, dann könnte man über sich hinauswachsen. Aber wir haben uns hier so ein schönes Zuhause geschaffen, wir bleiben da!

teleschau: Der Gegenpol dazu wäre eine richtig große Stadt, zumindest auf Reisen. Gibt es eine Metropole, die Sie fasziniert, New York, Buenos Aires oder Manila zum Beispiel?

Schönemann: Zum Leben würde mich keine Stadt weiter reizen, gar nicht, aber zum Besuchen reizt mich jede Stadt der Welt. Und natürlich würde ich gern - wenn Corona jetzt vorbei ist und man wieder starten kann und Zeit hat - die Welt wieder mit Frau und Kindern bereisen, gar keine Frage. Aber niemals zum Wohnen, da bleibe ich, wo ich bin!

teleschau: Wo soll es denn dann hingehen?

Schönemann: Wir haben uns gerade einen Camper gebaut und wollen damit nächstes Jahr starten. Ich liebe Spanien, und wenn wir ab und zu in diesem Leben noch mal nach Spanien kommen, bin ich da nicht traurig drüber (lacht). Spanisch spreche ich leider überhaupt nicht. Aber ich wollte es anfangen, ich habe nur immer so wenig Zeit dafür. Es wäre ein Traum, wenn ich mir etwas wünschen dürfte: Dann würde ich morgens einfach aufwachen und Spanisch können!

In seiner ersten Regiearbeit "Auf der Flucht" aus der Reihe "Nord bei Nordwest" muss Hinnerk Schönemann auch als Schauspieler ran und einer Bande von Schwerverbrechern das Handwerk legen. (Bild: NDR / Sandra Hoever)
In seiner ersten Regiearbeit "Auf der Flucht" aus der Reihe "Nord bei Nordwest" muss Hinnerk Schönemann auch als Schauspieler ran und einer Bande von Schwerverbrechern das Handwerk legen. (Bild: NDR / Sandra Hoever)

"Mir macht irgendwie alles Spaß"

teleschau: "Das Leben ist zu kurz, um klein zu sein", heißt es am Ende des Films. Ein toller Satz! Was macht Ihr Leben groß?

Schönemann: Was ich meinen Kindern beibringe, ist, dass man im Leben immer höflich sein muss. Und auch, dass man Leuten hilft, denen es nicht so gut geht. Natürlich gilt das auch für mich selber, aber gerade den Kindern möchte ich das weitergeben. Ich bin sehr, sehr glücklich in meinem Leben, weil ich einfach alles genieße, weil ich das, was ich mir aufgebaut habe, einfach liebe! Und es ist so abwechslungsreich, im Dorf zu wohnen und wenn man im Winter Holz macht oder im Sommer Heu. Es sind so viele Tätigkeiten, die mich einfach glücklich machen, dass ich das Gefühl habe, egal, was für Tiefen kommen, ich nehme sie, ich versuche sie zu bearbeiten, und weiter geht's. Ich stecke da nicht den Kopf in den Sand. Mir macht irgendwie alles Spaß, auch wenn Krisen kommen.

teleschau: Hat die Coronazeit Ihnen viel ausgemacht?

Schönemann: Am Anfang ja, weil man das so überhaupt nicht abschätzen konnte. Ich erinnere mich, dass ich einen Einkaufswagen desinfiziert habe, so weit ging es. Und ich freue mich natürlich, dass die Angst jetzt insgesamt weniger wird. Was für ein absoluter Wahnsinn ist das, dass man so schnell einen Impfstoff gefunden hat! Es hätte ja auch sein können, dass es immer noch keinen gibt. Die Coronazeit an sich war für mich und meine Familie abgesehen von dem, was drum herum passiert ist und von Leuten, die erkrankt sind, eigentlich schön. Wir hatten gerade ein kleines Kind und waren dann sechs Monate zusammen und konnten mit den Kindern sein, das war eine tolle Zeit für uns, weil wir Zeit für die Familie hatten.

teleschau: Was machen Sie gerne, wenn Sie Zeit für sich haben?

Schönemann: Alles, was mit den Hofarbeiten zu tun hat. Das ist ein ganz toller Ausgleich, vor allem, wenn ich mich körperlich beschäftigen kann. Wenn ich unterwegs bin, mache ich gerne Sport. Das heißt, eigentlich mache ich gar nicht gerne Sport, aber ich freue mich, wenn ich Sport gemacht habe (lacht). Wenn ich den inneren Schweinehund besiegt habe, weil ich mir vor ein paar Jahren mal auferlegt habe, ich muss ausdauernder werden. Da habe ich mit dem Laufen angefangen. Wenn ich das drei-, viermal die Woche schaffe, dann bin ich sehr, sehr froh. Ich will in meinem Leben immer wieder diszipliniert sein, das gibt mir ein Gerüst, und das gefällt mir.

teleschau: Sie wollten ursprünglich mal einen Tierladen haben. Wie konkret war der Plan?

Schönemann: Der war sogar sehr konkret. Ich dachte, es geht in die Richtung Reptilien, Fische, mit eigenem Zooladen. Aber dann kam das mit dem Schauspiel dazwischen, und das ist auch ganz gut so, denn ein paar Jahre später bin ich im wahrsten Sinne aufgewacht und dachte, warum habe ich eigentlich so viele Reptilien? Die gehören doch gar nicht in unseren Breitengrad. Eigentlich bin ich ein Verfechter davon, dass man Reptilien heutzutage in ihrer Heimat lässt, obwohl ich das selber so exzessiv betrieben habe. Allerdings, wenn ich es mir richtig hätte aussuchen können, dann wäre ich gerne richtig klassischer Rennfahrer geworden. Aber da hatte ich in der Familie keinen Förderer und bin auch zu spät darauf gekommen, aber mir liegen Autos, und sobald ich im Auto sitze, spricht es im wahrsten Sinne mit mir. Das hätte ich sehr gerne professionell gemacht, jetzt bin ich bin Hobbyrennfahrer, und das ist auch gut.

teleschau: Sind Sie auch ein Schrauber und Tüftler, der an alten Autos herumwerkelt?

Schönemann: Nee, gar nicht. Ich verstehe es zwar alles ein bisschen, und ich weiß, wie ein Motor funktioniert und wenn was ist, glaube ich auch zu wissen, wo der Fehler liegt, aber das kann ich nicht wirklich, höchstens ein paar ganz kleine Sachen. Vielleicht hätte das dazu gehört, wenn ich das als Kind schon gelernt hätte, aber diesen Weg bin ich leider nicht gegangen.

teleschau: Und den Weg Ihrer Eltern - Arzt zu werden - sind Sie auch nicht gegangen. Warum nicht?

Schönemann: Das habe ich mir nicht zugetraut, vom Lernen her. Wenn man acht Jahre studieren muss und sich so viel reinhämmert, nein, dafür bin ich nicht der Typ. Das habe ich relativ früh erkannt. Insofern musste ich etwas Praktisches machen.

Maulfaul? - Hinnerk Schoenemann (bei der Premiere von "Die Drei!!!", 2019 in Köln) beweist im Interview das genaue Gegenteil davon. (Bild: 2019 Getty Images/Joshua Sammer)
Maulfaul? - Hinnerk Schoenemann (bei der Premiere von "Die Drei!!!", 2019 in Köln) beweist im Interview das genaue Gegenteil davon. (Bild: 2019 Getty Images/Joshua Sammer)

Mit der Armbinde für Zusammenhalt

teleschau: Sind Sie nicht gerne zur Schule gegangen?

Schönemann: (entschieden) Nee! Ich habe zwar verstanden, dass ich, solange ich zur Schule gehe, nicht in irgendeinem Büro sitzen muss, aber ich bin nicht gerne zur Schule gegangen. Den Wettkampf mit den anderen Schülern im Sinne von "Wer ist besser", das konnte ich nicht! Sobald Druck entsteht, kann ich nicht so gut Sachen aufnehmen. Nee, Schule war nicht so meins.

teleschau: Sie gehören zu den Wenigen, die sowohl im Osten als auch im Westen zur Schule gegangen sind ...

Schönemann: Richtig, ich bin bis ich 14 war im Osten zur Schule gegangen, und dann sind wir 1988, also zwei Jahre vor der Wende, per Ausreiseantrag und freigekauft aus dem Westen nach Hamburg gezogen. Wir haben auch auf dem Kiez gewohnt, und ich habe in Altona die Schule besucht. Was die Unterschiede im Schulleben waren, kann ich nicht mehr sagen, aber ich glaube, dass der Druck ein anderer war.

teleschau: Was wäre Ihre Traumrolle?

Schönemann: Ich habe ja schon sehr viel gespielt und in jede Richtung schon alles mögliche ausprobiert, aber wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde ich einen Film machen wollen wie von Jean Dujardin "OSS 117". So einen durchgeknallten Agenten spielen, der wirklich frei ist von allem, das würde mir sehr gefallen. Davon gibt es jetzt drei Filme, die sind einfach der absolute Knüller!

Am Mittwoch, 21. Dezember, wird "Nord bei Nordwest: Ho Ho Ho!", ein Weihnachtsspecial von 2021, im Ersten wiederholt:  Jule Christiansen (Marleen Lohse, rechts) hatte die Polizistin Hannah Wagner (Jana Klinge) auf dem Weg zum Tierarzt Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann, hier im Nikolauskostüm) ertappt. (Bild: NDR / Gordon Timpen)
Am Mittwoch, 21. Dezember, wird "Nord bei Nordwest: Ho Ho Ho!", ein Weihnachtsspecial von 2021, im Ersten wiederholt: Jule Christiansen (Marleen Lohse, rechts) hatte die Polizistin Hannah Wagner (Jana Klinge) auf dem Weg zum Tierarzt Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann, hier im Nikolauskostüm) ertappt. (Bild: NDR / Gordon Timpen)

"Ich gucke lieber Autorennen!"

teleschau: Was bedeutete Ihnen die Fußball-Weltmeisterschaft?

Schönemann: Gar nichts. Ich habe natürlich die Diskussion mit der Armbinde mitgekriegt, und kann mich darüber sehr aufregen. Lasst doch die Leute einfach machen, es ist doch nur ein Stück Stoff und es tut auch keinem weh, im Gegenteil, es ist ein Zeichen für Liebe, für Zusammenhalt und Gemeinsamkeit. Wenn das Leben so einfach wäre, würde ich mir wünschen, dass sich alle Fußballvereine untereinander abgesprochen hätten und einfach alle diese Binde hätten tragen müssen, egal was für Repressalien da angedroht wurden. Das ist nicht zu verstehen. Ich hoffe, dass das noch große Wellen schlagen wird, sodass man damit beim nächsten Mal anders umgeht. Diese Armbinde ist ein schönes Zeichen und es freut mich, wenn etwas angedroht wird und die Leute wehren sich trotzdem dagegen, weil es eben nichts Böses oder Politisches ist, sondern etwas Gutes. Jetzt habe ich mich aber aufgeregt, obwohl ich gar kein Fußballer bin (lacht).

teleschau: Was schauen Sie lieber an als Fußball?

Schönemann: Ich weiß natürlich, was Fußball ist, und es gab früher auch Weltmeisterschaften, von denen ich mit Freunden Spiele gesehen habe, aber das ist nicht so meins. Ich gucke lieber Autorennen! Aber ich freue mich, wenn es die Leute glücklich macht, wenn sie zusammen sind und ihre Lieder singen, das finde ich ganz toll. Wie viel Energie wird da denn freigesetzt? Auch wenn Menschen für die richtigen Sachen auf die Straße gehen, da ist etwas in mir, was mich daran total anspricht. Wenn man für die richtige Sache kämpft oder wenn ganz viele Menschen nur wegen der Freude zusammenkommen, wegen eines Spiels, was gibt es Schöneres? Das ist doch der Wahnsinn!

teleschau: Apropos Freude uns Zusammenkommen: Wie feiern Sie Weihnachten?

Schönemann: Wir feiern bei uns und bauen uns einen ganz langen Tisch, weil zwei Familien zusammenkommen. Zum Glück haben wir den Platz dafür. Wir haben eine Tradition, seitdem ich mit meiner Frau zusammen bin: Wir Erwachsenen schenken uns nur eine einzige Sache, die nicht teurer ist als 20 Euro. Wir kaufen jeder ein Geschenk, werfen die alle auf einen Platz, und dann wird ausgelost, wer welches Päckchen kriegt. Man muss also neutrale Dinge besorgen, und das ist unser Weihnachten. Das mag ich sehr, denn diese Geschenkeschlachten sind doch teilweise ausgeufert. Die Kinder kriegen natürlich ihre Geschenke, aber auch da versuchen wir, es nicht zu übertreiben. Weniger ist da oft mehr.

Hauke (Hinnerk Schönemann), Hannah (Jana Klinge, rechts) und Jule (Marleen Lohse) sind ein eingespieltes Team. (Bild: NDR / Gordon Timpen)
Hauke (Hinnerk Schönemann), Hannah (Jana Klinge, rechts) und Jule (Marleen Lohse) sind ein eingespieltes Team. (Bild: NDR / Gordon Timpen)