Weinen wir häufiger, wenn wir fliegen?

Viele Menschen sind überzeugt, dass sie während eines Fluges emotionaler sind und häufiger weinen. Aber woran liegt das?

Fliegen löst bei vielen Stress aus, das kann zu Tränen führen.
Fliegen löst bei vielen Stress aus, das kann zu Tränen führen. Foto: Symbolbild / gettyimages

Fliegen rührt Menschen zu Tränen: Es ist eine schon etwas ältere Befragung der US-amerikanischen Fluggesellschaft Virgin Atlantic. Die hat 2011 Fluggäste nach ihren Emotionen während der Reise gefragt: Über die Hälfte antwortete, dass sich diese hoch oben über den Wolken viel stärker anfühlten und auch häufiger Tränen fließen würden. Auch wenn das anekdotische Aussagen sind – es gibt durchaus Gründe, die das Weinen im Flugzeug erklären könnten.

Zugrundeliegende Erkrankung

Also: Warum sollten wir häufiger in Flugzeugen weinen? Dazu hat CNN kürzlich einen Mediziner befragt. Der sagt: "Menschen in jedem Alter und aller Geschlechter leiden an zugrundliegenden psychischen Erkrankungen. Das sind beispielsweise Klaustrophobie oder Agoraphobie oder anderen Ausprägungen von Angst." Die seien sozusagen allgegenwärtig. Und weil Fliegen eine Form von Stress sei, könne dieser bei jedem und jeder mit einer Grunderkrankung zum Auslöser starker Emotionen – und damit Tränen – werden.

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Und wer wird schon widersprechen: enge Zeitkorridore, Sicherheitskontrollen, das Reisen auf engstem Raum mit unbekannten Personen – Fliegen hat viele Komponenten, die Stress bedeuten können.

Und es gibt noch mehr, im weitesten Sinne psychische, Gründe für eine tränenreiche Flugreise. Dazu zählt der Anlass einer Reise. Flughäfen sind allzu oft Orte der Trennung oder der Rückkehr. Hier fallen sich Menschen in die Arme oder lassen sich los in dem Wissen, sich für längere Zeit nicht mehr zu sehen. Beides kann starke Emotionen hervorrufen.

Grundbedürfnisse nicht gedeckt

Das ist aber nicht alles, denn Flugzeuge schaffen auch oft einfach eine unangenehme Atmosphäre. Dazu hat CNN eine Psychologin befragt. Ihr zufolge ist das "bauartbedingt" zu erklären: Sitze werden kleiner, die Beinfreiheit nimmt ab, das führt alles zu körperlichem Unwohlsein und wiederum zu Angst. "Weil unsere körperlichen Grenzen aufgrund der Enge in einem Flugzeug verletzt werden."

Dazu komme, dass Grundbedürfnisse, Essen und Trinken, Decken und Kissen beispielsweise, nicht wirklich gedeckt würden. "Man kann ja nicht einfach so viele Gegenstände mitnehmen, die man bräuchte, um es sich bequem zu machen."

Luftdruck und Alkohol

Dann gibt es noch zwei weitere Ursachen. Die erste ist der Kabinendruck. Der beträgt nicht etwa den Luftdruck im Flachland, sondern eher dem Luftdruck auf der Zugspitze – also wie einer Höhe von 2.500 bis 3.000 Höhenmeter. Und das kann, vor allem bei untrainierten Menschen, einen leichten Sauerstoffmangel zur Folge haben. Manche reagieren darauf schläfrig, andere können dadurch auch näher am Wasser gebaut sein.

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Und zuletzt: Alkohol. Das soziale Schmiermittel lockert auf einer Party die Zunge und die Stimmung und macht einen bekanntermaßen emotional. Weil auf Flügen häufig Alkohol angeboten wird – ein Gläschen Wein, ein Fläschchen Bier oder Sekt – na klar führt auch das dazu, dass Menschen in Flugzeugen emotionaler werden.

Nur ein Pseudo-Phänomen?

Wie schon eingangs beschrieben, handelt es sich bei den Ergebnissen der Befragung aus dem Jahr 2011 um anekdotische Hinweise. Es liegt nicht etwa eine wissenschaftliche Untersuchung zugrunde. Doch auch eine solche wurde zu dem Thema danach durchgeführt. Die kommt zu dem Ergebnis, dass Menschen im Flugzeug in Wahrheit nicht mehr Weinen als auf dem Boden – es handelt sich also um ein Pseudo-Phänomen, vermutlich durch Medien in die Welt gesetzt.

Wieso haben aber Menschen das Gefühl, häufiger zu weinen, wenn sie fliegen? Die Erklärung dafür könnte die folgende sein: Weinen im Alltag, das prägt sich nicht sonderlich gut ins Gedächtnis ein. Hingegen ist es möglich, dass Tränen im Flugzeug und somit in einer Situation, in der man nie alleine ist und sich deshalb beobachtet fühlt, sehr viel präsenter im Gedächtnis bleiben. Dazu würde passen, dass Abschiede und Wiedersehen auf Flughäfen besonders erinnerungswürdige Momente sind.

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