Wie 5G unser Leben revolutionieren könnte

Neun Jahre ist es her, dass 4G/LTE in Deutschland an den Start ging. Und kaum haben wir uns alle an das Breitbandnetz gewöhnt, steht der Nachfolger schon in den Startlöchern. 5G könnte nicht nur die Art, wie wir das Internet nutzen, verändern, sondern beinahe jeden Aspekt unseres Lebens.

Global vernetzt, und das in Echtzeit: 5G macht's möglich und könnte damit unser Leben revolutionieren (Symbolbild: Getty Images)
Global vernetzt und das in Echtzeit: 5G macht's möglich und könnte damit unser Leben revolutionieren (Symbolbild: Getty Images)

Ab 2020 soll das neue Netz in den ersten Ländern implementiert werden – da Konzerne wie die Deutsche Telekom oder Vodafone an der Entwicklung beteiligt waren, dürfte Deutschland ganz vorne mit dabei sein. Was also kann 5G, was 4G nicht kann?

Zunächst einmal wird es erheblich schneller sein als sein Vorgänger. LTE-Netze leisten im besten Fall bis zu 1000 MBit – zum Vergleich: 3G brachte es gerade einmal auf 42 MBit. 5G hingegen soll es einmal auf 10.000 MBit oder sogar mehr bringen. Eine gesteigerte Energie-Effizienz bringt das neue Netz ebenfalls mit sich: Der Stromverbrauch pro übertragenem Bit soll um 90 Prozent sinken.

Außerdem visiert 5G extrem niedrige Latenzzeiten von weniger als zwei Millisekunden – eine wichtige Neuerung, denn sie bildet die Basis für Echtzeitanwendungen in Industrie und Gesellschaft.

Smart City, here we come

Eine kürzere Latenzzeit bedeutet nicht nur, einen Ultra-HD-Spielfilm innerhalb von Sekunden auf unser Tablet laden oder große Datenmengen problemlos verschicken zu können. Sie ist vor allem auch Grundvoraussetzung für das sogenannte “Internet der Dinge”, das Maschinen und Gegenstände digital verbindet und so zunehmend ein Netzwerk “intelligenter” Geräte und Gegenstände schafft.

Next Generation: Diese Smartphones bekommen Android 10 Q

Das Konzept Smart City, das Politik und Wirtschaft als Lösung für die zunehmende Urbanisierung pflegt und in Städten wie Singapur oder Austin bereits in schnellen Schritten vorangetrieben wird, wird damit von der Vision zur Realität. Jeder beliebige Aspekt des modernen Lebens, von der großen Industrieanlage über die Straßenbeleuchtung bis hin zur Mülltonne, würde im ständigen Datenaustausch stehen – und das in Echtzeit.

So wie wir aktuell Informationen über unseren Puls und unser Bewegungsverhalten vom Fitnessarmband auf unser Smartphone erhalten, ließen sich von jeder Anlage und jedem Gegenstand dank eines Sensoren-Netzwerks Daten abrufen, auswerten und miteinander vernetzen.

Beispiel Straßenverkehr: Weniger Staus, automatisiertes Fahren

Allein im Straßenverkehr könnten die Veränderungen enorm sein. Ampelsysteme könnten durch Informationen über den Verkehrsfluss ihre Schaltung anpassen, was Staus im Berufsverkehr verringert. Fahrer erhalten unmittelbar Informationen über Unfälle und Baustellen oder Gefahren wie Glatteis und können dadurch nicht nur alternative Routen wählen, sondern bei Bedarf auch Informationen über die nächstgelegene U-Bahn oder den Standort von Miet-Fahrrädern oder E-Scootern abrufen.

Ein selbstfahrendes Auto, das in Echtzeit Informationen über Verkehr und andere Fahrzeuge bekommt, ist längst keine Zukunftsvision mehr (Symbolbild: Getty Images)
Ein selbstfahrendes Auto, das in Echtzeit Informationen über Verkehr und andere Fahrzeuge bekommt, ist längst keine Zukunftsvision mehr (Symbolbild: Getty Images)

Deal mit Daten: Google bezahlt Passanten für Gesichts-Scan

Auch beim Thema autonomes Fahren bietet 5G neue Anwendungsmöglichkeiten. Durch die Vernetzung von Verkehrssystemen kann es möglich werden, dass autonome Fahrzeuge zukünftig nicht nur eigenständig Entscheidungen treffen, sondern auch untereinander kommunizieren und zusammenarbeiten. Bis 2025 sollen laut der Deutschen Telekom alle wichtigen Verkehrswege wie Autobahnen, Bundesstraßen und Schienentrassen mit 5G ausgestattet sein.

Global vernetzt – in Echtzeit

Die Perspektiven sind endlos: Von intelligenter und damit energieeffizienter Straßenbeleuchtung über personalisierte Shopping-Empfehlungen in Schaufenstern bis hin zu optimal an den Verbraucher angepasste Smart-Home-Technologie, bei der sich Geräte eigenständig an- und ausschalten oder ihren Energieverbrauch der Nutzung anpassen. Einiges davon existiert bereits oder ist längst greifbar nah, doch erst 5G wird es möglich machen, solche technologischen Fortschritte auf übergreifender Ebene zu realisieren und zu optimieren.

Smart Home Technologie wird irgendwann kein Luxus mehr sein, sondern Standard (Symbolbild: Getty Images)
Smart Home Technologie wird irgendwann kein Luxus mehr sein, sondern Standard (Symbolbild: Getty Images)

Auch die Industrie profitiert in einer Zeit von immer schwieriger zu bewältigenden Datenmengen von der schnelleren Übertragungsrate. Wer weiterhin auf globaler Ebene mitspielen will, wird auf schnelle Kommunikationswege auch großer Datenvolumen, die in Echtzeit übertragen werden können, intelligente Produktionsmaschinen und optimierte Logistik angewiesen sein.

Was sind die Nachteile?

5G ist der technische Grundstein für anhaltende Wettbewerbsfähigkeit und die Bewältigung der rapiden Urbanisierung in Industrieländern. Doch deuten schon jetzt erste Kritiker auf den Faktor Strahlung: Schon jetzt sind wir von großen Mengen an elektromagnetischer Strahlung umgeben, die sich durch 5G potenzieren könnten.

Elektrische Geräte: So bleiben Sie immer auf der sicheren Seite

Auch löst 5G noch lange nicht unser Netzausbau-Problem. Die großen Fortschritte, die es mit sich bringt, dürften also zunächst die Ballungsräume ernten, während ländlichere Gegenden, die schon jetzt unter einer schlechteren Mobilfunkversorgung leiden, weiter im Funkloch versauern.

Noch mehr als heute würden wir uns zudem verwundbar für Cyberattacken machen. Und wenn das digitale System, auf das wir jeden Aspekt unseres Lebens ausgerichtet haben, tatsächlich lahmgelegt würde? Die Auswirkungen wären kaum auszumalen.

In den Augen vieler begibt sich Europa außerdem durch die Arbeit mit Drittanbietern in Gefahr - mehr dazu im Video: