Wiener Tatort: Zwischen Bibel-Kitsch und Geheimdienst-Verschwörung

Ein Ritualmord in Wien? Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) am Fundort der ersten Leiche. (Bild: ARD Degeto/ORF/E&A Film/Hubert Mica)
Ein Ritualmord in Wien? Eisner (Harald Krassnitzer) und Fellner (Adele Neuhauser) am Fundort der ersten Leiche. (Bild: ARD Degeto/ORF/E&A Film/Hubert Mica)

Das Ermittler-Duo Eisner und Fellner bekommt es mit einem Toten zu tun, der offenbar Opfer eines Ritualmordes wurde. Doch schon bald führen die Spuren zu Revolutionen in Osteuropa. Zur üblichen Krimikost gab‘s diesmal einen Spionage-Thriller.

„Es is wos passiert!“ Wenn im Tatort diese Worte fallen, dann sind wieder einmal die Ermittler in Wien gefragt. Nach einer Rede des Polizeichefs über Umstrukturierungen in den eigenen Reihen werden die beiden Kommissare Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) von einem hektischen Kollegen mit eben jenen Worten alarmiert.

Die Folge mit dem Titel „Die Faust“ weist anfangs Ähnlichkeiten zum Kult-Thriller „Sieben“ auf: düstere Farben, ein Mord mit biblischer Symbolik. In einem heruntergekommenen Altbau hatte eine Immobilienmaklerin bei einer Wohnungsbesichtigung einen an die Wand genagelten Mann vorgefunden. Als Eisner und Fellner am Tatort eintreffen, stellen sie nach kurzer Zeit fest, dass hinter dem Toten ein orthodoxes Kreuz an die Wand gemalt wurde, das nur unter UV-Licht zu erkennen ist.

Fellner und Eisner vernehmen die Mitbewohnerin einer getöteten Frau. (Bild: ARD Degeto/ORF/E&A Film/Hubert Mica)
Fellner und Eisner vernehmen die Mitbewohnerin einer getöteten Frau. (Bild: ARD Degeto/ORF/E&A Film/Hubert Mica)

Doch schon im Büro zweifelt Eisner im Gespräch mit seiner Kollegin an dieser Inszenierung: „A christlich-orthodoxer Ritualmord, i bitte dich!“ Der Rechtsmediziner bestätigt nach der Obduktion dann auch: Noch bevor der Mann an die Wand genagelt wurde, hat ihn jemand erschossen. Zudem finden sich Penetrationsspuren an der Leiche. Ein Sexualdelikt also? Was die Ermittler jedoch vor ein großes Rätsel stellt: An dem Toten findet sich keine Fremd-DNA.

Zwei weitere Tote tauchen auf. Ein Mann und eine Frau. An den jeweiligen Tatorten finden sich ebenfalls Anspielungen auf das Christentum und die Bibel. Beim Vergleich der drei Leichen stellen die Ermittler schließlich fest, dass alle Opfer Verbindungen zu Revolutionen in Osteuropa aufweisen. Bei dem weiblichen Opfer fand sich ein orangefarbenes Tuch, das für die Orange Revolution 2004 in der Ukraine steht. Einer der beiden Männer hatte sich eine schwarze Faust tätowieren lassen, das Zeichen der Studentenbewegung Otpor, die Slobodan Milosevic zu Fall brachte. Der andere Mann trug eine Kette mit einer Rose auf der Rückseite – Symbol der Rosenrevolution 2003 in Georgien.

Die Kommissare studieren Fotos, die Tätowierungen eines Toten zeigen. (Bild: ARD Degeto/ORF/E&A Film/Hubert Mica)
Die Kommissare studieren Fotos, die Tätowierungen eines Toten zeigen. (Bild: ARD Degeto/ORF/E&A Film/Hubert Mica)

Wie sich herausstellt, wollten die drei ein Buch über die Rolle der CIA bei den Revolutionen in ihren Heimatländern schreiben. Ihre Infos waren offenbar so brisant, dass sie mit ihrem Leben bezahlen mussten. Als Mörder stellte sich der Kroate Nenad Ljubic heraus, ein Professor und Experte für Revolutionen. Ljubic war der Verbindungsmann zur CIA. Die drei Opfer hatten vorgehabt, seine Rolle für den US-Geheimdienst öffentlich zu machen. Damit der Verdacht nicht auf ihn fallen würde, inszenierte er die Morde so, als stecke ein Serienmörder dahinter.

Fazit: Ein Tatort, der mit Wien als Dreh- und Angelpunkt für internationale Spionage ein reales Thema aufgreift. Eine Episode, die zudem Anleihen bei David Fincher („Sieben“) und John Le Carré („Der Spion, der aus der Kälte kam“) nimmt und weder belehren möchte noch mit den Privatleben der Kommissare langweilt.

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