WISO: Das sind die Maschen der Spendenbetrüger

Vor allem in der Weihnachtszeit sind sie fast überall unterwegs: Organisationen, die Spenden sammeln. Doch darunter mischen sich auch zahlreiche Betrüger!

Insgesamt wurden im Jahr 2016 in Deutschland 5,5 Milliarden Euro für verschiedenste Projekte gespendet – das ist eine Steigerung von 11,7 Prozent zum Vorjahr. Eigentlich eine gute Sache! Doch leider mischen sich auch immer wieder Betrüger unter die Spendensammler. Dabei sind die Maschen immer ähnlich, sagt Burkhard Wilke vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen im Interview mit WISO – dem ZDF-Verbrauchermagazin. Ein Dorn im Auge sind ihm Spendensammler, die Menschen auf der Straße regelrecht zum Gespräch zwingen: „Da sollte man schon ein ungutes Gefühl haben.“

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Im Werbegespräch werden – unterstützt von traurigen Fotos – emotionale Geschichten erzählt. Auch die Gestaltung von Flyern und Briefen ist immer ähnlich, sagt Wilke. Emotionale Sätze und viel Rot als Signalfarbe. Als Beispiel zeigt der Experte einen Briefumschlag, auf dem zwei Kinder „im direkten Blickkontakt“ mit dem Empfänger stehen, dazu wird ein Zeitdruck aufgebaut und der potenzielle Spender persönlich angesprochen. In diesem Beispiel mit „Die Kinder Mosambiks benötigen dringend Ihre Hilfe.“ Durch all diese Elemente zusammen werde ein unverhältnismäßiger Druck aufgebaut.

WISO
Die ZDF-Redakteure erfinden kurzerhand eine Spendenorganisation. (Bild: ZDF / WISO)

Wie leicht sich Spender hinters Licht führen lassen, wollte WISO selbst testen. Zwei Redakteure der ZDF-Sendung geben sich als Mitglieder der Organisation „Kinder in Armut“ aus. Sie bauen einen Spendenstand auf, ziehen sich Kleidung an, auf dem das gefälschte Logo prangt und werben mit Mappen, die sich den Tricks bedienen, die Wilke zuvor aufgezählt hatte. Und siehe da – die Leute spenden! Drei Euro hier, fünf Euro da – der Fake wird nicht bemerkt.

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Die Redakteure gehen einen Schritt weiter und packen Förderverträge mit festen Laufzeiten aus. Die Passanten sollen ein Lastschriftverfahren unterschreiben, das Geld – in diesem Falle über 700 Euro in zwei Jahren – wird also künftig vom Konto abgebucht. Heikel, denn: Das 14-tägige Widerrufsrecht, das Verbraucher normalerweise haben, gilt bei Spenden nicht! Seriöse Organisationen räumen das Widerrufsrecht allerdings trotzdem ein.

In 13 Bundesländern darf sich jeder mit einer Dose auf die Straße stellen, um zu sammeln. Nur in Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen müssen Sammelaktionen angemeldet werden. Hier können Passanten die vermeintlichen Organisationen ganz einfach nach der Erlaubnis des Ordnungsamts fragen – in allen anderen Bundesländern sollten Spender auf folgende Punkte achten:

Seriöse Spendenorganisationen...

...üben keinen Druck aus

...verzichten auf übermäßige Emotionalisierung

...räumen bei Fördermitgliedschaften ein Wiederrufsrecht ein

...viele dieser Organisationen sind mit dem DZI Spendensiegel ausgezeichnet

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